Geheimprojekt Styx
sind Maßanfertigungen. Wie auch immer, Ihre Frau hatte im Jahre 2008 eine Affäre mit einem Manager der Credit Suisse, 2009 mit einem weiteren Manager der Credit Suisse. Ferner hat sie sich vor einem Monat mit einem Edel-Callboy in New York vergnügt. Steht alles hier drin.“ Hendricks warf auch diese flache Akte auf den Sessel. Rupo, dessen Gesicht immer mehr den Schock widerspiegelte, ging langsam zum Sessel und hob mit einer leicht zitternden Hand das Dossier seines Sohnes auf.
„Nun zu Ihnen, Arnold. Ihre Affären sind Ihnen ja bekannt, mir nun auch. Was ich allerdings bedeutend interessanter finde, ist die Beziehung zu einer Edel-Prostituierten in Los Angeles, deren plastischen Operationen Sie komplett finanziert haben, nachdem sie wohl mit einem Kunden etwas heftiger aneinander geraten war. Wangenknochen, Nase, Verbrennungen im Rücken. Sie sieht wieder wie vor der Vergewaltigung mit Körperverletzung aus. Doch damit nicht genug, der Kunde ist etwa zwei Wochen nach der Tat auf mysteriöse Art und Weise verschwunden. Wohin, weiß niemand. Ich aber weiß, dass Sie zwei Millionen Dollar an eine mexikanische Gang geschickt haben. In bar, per Privatflugzeug. Sie haben also dessen Tod angeordnet. Aber es ist ja nicht das erste Mal, dass Sie Menschen über die Klinge springen lassen, nicht wahr?“
Rupo sah zu Hendricks hinüber, blankes Entsetzen im Gesicht. Mit dennoch erstaunlich fester Stimme sagte er: „Was meinen Sie?“
Hendricks warf auch das letzte Dossier zum Sessel hinüber und nahm sich wieder das Scotchglas.
„Ich meine, Rupo, dass es ein Team von Söldnern gab, das in Ihrem Auftrag gemordet, gestohlen und experimentiert hat. Dass Menschen, unschuldige Menschen, für Ihren Profit ihr Leben lassen mussten.“ Hendricks hatte inzwischen die Hand aus der Hosentasche genommen und gestikulierte. Kurz, präzise, nachdrücklich. Jeder Spitzenpolitiker wäre neidisch gewesen. „Dass Sie eine versteckte Forschungsanlage in der Arktis betreiben, in der ein Virus gezüchtet wurde, das rund eine Milliarde Menschen getötet hätte, weil sie sich nicht das Gegenserum leisten können. Dass Ihre Firma mehr verdeckte Operationen durchgeführt hat als mancher Geheimdienst.“ Er pausierte noch einmal. „Auf Ihren Befehl hin starben Männer, die ich seit Jahren kannte. Meine Frau wäre fast getötet worden und ich ebenso. Also, Rupo, um es kurz zu machen.“
Hendricks legte eine dramatische Pause ein.
„Ihre Zeit ist abgelaufen.“
Rupo stockte sichtlich für einen Moment der Atem. Er legte das Dossier über seine Frau zitternd auf die Rückenlehne des Sessels und sah Hendricks an. Dann lockerte er seine Krawatte und knöpfte den obersten Hemdknopf auf.
Der Mann schwitzt, dachte Hendricks, es läuft also alles nach Plan,
Doch Hendricks hatte erst jetzt wirklich mit seinem Psycho-Krieg begonnen. Er hatte einen viel perfideren Plan ausgearbeitet. Dessen Ziel allerdings recht harmlos war. Nur ahnte Rupo dies nicht.
„Was... was wollen Sie von mir?“
„Erst hatte ich geplant, Sie zu töten. Es erschien mir eine gerechte Strafe für Ihre Sünden. Doch ich bin kein Monster, ein Sohn braucht seinen Vater, mag er noch so widerwärtig und verlogen sein. Daher entschied ich mich zu einem anderen Schritt.“ Hendricks nahm einen Schluck Scotch.
„Ihr Privatleben habe ich gerade vernichtet. Nun vernichte ich Ihr geschäftliches Leben.“ Er schaltete den Tablet-PC ein und aktivierte die Live-Übertragung von einer versteckten Kamera im Knopf eines der zwei Männer, die Rupos Frau und Sohn ins Kino gefolgt waren. Kommentarlos schob er den Tablet über den Couchtisch und drehte ihn so, dass Rupo das Bild sehen konnte.
„Ich habe Beweise für das, was Sie getan haben. Ein Mann namens Mills berichtete mir die ganze Sache, ehe er mich bat, ihn zu töten. Er fürchtete, von Ihren Männern gefoltert zu werden. Dieser Mann war klug, er wusste, dass sein Ende nahte, reinigte sein Gewissen, ehe er starb.“
Rupo hob die Hände vors Gesicht. „Bitte, um Gottes Willen, töten Sie mich nicht.“
„Rupo!“, donnerte Hendricks. „Sie hören mir nicht zu. Ich bin kein Monster, Ihr Sohn braucht seinen Vater.“ Er zog mit der rechten Hand das iPhone aus seinem Jackett, schickte eine kurze Nachricht an Crow, der im Londoner Büro wartete, und steckte das Smartphone dann wieder weg. „Die Beweise reichen aus, um die gesamte Pharmabranche in ihrer bisherigen Form innerhalb von einem Monat völlig zu vernichten. Mills hat
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