Geheimprojekt Styx
Frage, die sich ihm nun allerdings stellte, war wie er den Umstand, dass er vorhatte, zurück in den Kongo zu fliegen, möglichst schonend Nadia und seinem Vater beibrachte. Letzterer würde das vermutlich achselzuckend zur Kenntnis nehmen, hatte er doch bereits einen Krieg ausgefochten, der in seiner Härte kaum zu übertreffen gewesen war.
Doch Nadia? Hendricks raufte sich im Geiste die Haare. Er konnte ihre Skepsis verstehen, ihre Sorge, dass er vielleicht nicht wieder nach Hause kommen würde.
Er überlegte noch kauend, wie er vorgehen sollte, als es am Türrahmen zum Speisezimmer klopfte.
Nahas Angula, ein gebürtiger Ovambo, stand im Rahmen. „Mister Hendricks“, begann er auf seine typisch ruhige und sparsame Art. Angula sprach nie mehr, als nötig, den Grund dafür hatte Hendricks bisher noch nicht herausgefunden. „Sie wollten, dass ich mich bereit für einen Auftrag mache?“
Howell zog eine Braue in die Höhe. „Mike?“
Hendricks schluckte sein Essen hinunter und begann dann. „Nun, die Cessna landete ja wie bereits erzählt auf einer freien Fläche.“
„Ja.“ Howell gebot seinem Sohn mit einer Geste, fortzufahren.
„Diese Fläche hätte da aber nicht sein dürfen. Und zwar überhaupt nicht. Laut Gorro wurde da mit Phosphorgranaten gearbeitet.“
„Phosphorgranaten?“, fragte Howell nach, der sich aufgrund seiner Vergangenheit als Soldat mit solchen Dingen auskannte. „Ich frage mich, was Phosphorgranaten in den Händen von Rebellen machen.“
„Ich mich auch. Und deshalb werde ich mit Angula noch einmal in den Kongo reisen.“
„Das kommt überhaupt nicht in Frage!“, rief Sanchez aufgebracht aus und drehte sich zur Seite, um ihrem Freund ins Gesicht sehen zu können. „Du hast selber gesagt, dass die Sache zu eng gewesen war, zu gefährlich.“
„Nad, ich werde da wieder hinfliegen. Dieser Flecken Erde hat mir den Arsch gerettet, ich will zumindest wissen, wie das Ding zustande gekommen ist. Und davon abgesehen, Phosphorgranaten in Rebellenhand sind nicht unbedingt das Beste, was hier passieren kann.“
Sanchez stand ruckartig auf. „Darüber sprechen wir noch!“, fauchte sie und verließ fluchtartig das Zimmer. Hendricks stöhnte bloß und rieb sich die Augen.
„Angula, sammeln Sie Ihre Sachen zusammen, wir fliegen in etwa einer Stunde los.“
„Sehr wohl, Mister Hendricks.“ Der beste Fährtenleser der SACS verließ das Zimmer und Hendricks wunderte sich mal wieder, weshalb der Mann immer ein so professionelles Verhältnis zu ihm wahrte. Und das, obwohl er ihn mit ausgebildet hatte. Hendricks hatte sich mit Mangope rasch auf ein freundschaftliches Verhältnis geeinigt, doch Angula war stets distanziert geblieben.
„Ich muss dann wohl los“, schloss Hendricks an seinen Vater gewandt.
„Viel Glück und pass' auf dich auf.“ Howell nickte ihm bloß zu und sah seinem Sohn hinterher. Er war ein Vater, hin und her gerissen zwischen der Sorge um seinen Sohn und dem Bestreben, eben diesen für die Gefahren des Lebens zu wappnen. Und dies gelang nur durch Praxiserfahrung. Er rollte aus dem Speisezimmer, ließ von einem Bediensteten abräumen und begab sich zum Haupteingang, um von dort aus zum Weinkeller zu gelangen.
Unterdessen hatte Hendricks im Eiltempo seine Wohnung aufgesucht. Er musste mit Sanchez sprechen, denn in seiner Prioritätenliste stand die Beziehung zu der bildhübschen Latina ganz oben. Und wichtigere Dinge gab es nicht.
„Nadia!“, rief Hendricks, als er seine Wohnung betrat und die Tür hinter sich zuzog. „Nadia!“ Er kam in das großzügige Ankleidezimmer mit den zwei begehbaren Kleiderschränken, und fand Sanchez zwischen den beiden vor dem großen Spiegel stehen.
„Was zum Geier wird das denn?“, fragte er und musterte seine Freundin von Kopf bis Fuß.
„Wonach sieht das denn aus, du Arsch?“ Sie rückte etwas an ihrem Paar Wanderstiefel herum.
„Ähm-“
„Genau. Wenn du dich schon erschießen lässt, dann komme ich mit.“ Sanchez sah Hendricks in die Augen. Und der kannte diesen Blick und wusste, dass Widerstand zwecklos war. Sie hatte sich etwas in den Kopf gesetzt und wäre davon nicht mehr abzubringen.
„Na, immerhin kannst du schießen“, brummte Hendricks und erinnerte sich an die gemeinsame Zeit auf dem Schießstand der SACS. Howell und er hatten darauf bestanden, dass Sanchez einen dreimonatigen Intensivkurs im Umgang mit Schusswaffen bekam. Von Mangope erlernte sie interessante Grundlagen der Selbstverteidigung und
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