Geheimprojekt Styx
Konferenzraum vorrückte. Die Splitter knirschten unter seinen Füßen, eingeklemmt zwischen den Sohlen seiner Anzugschuhe und dem lackierten Boden aus teurem Tropenholz.
Er spähte vorsichtig aus dem Fenster und sah, dass sich das Gebäude Stockwerk für Stockwerk verkleinerte, es hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit einer Treppe, bloß dass die Etagen rund vier Meter hoch waren. Gorro grunzte etwas Unartikuliertes, dann schwang er sich hinunter und krachte ein Stockwerk tiefer auf das Dach der vierten Etage. Die beiden Schützen waren allerdings bereits fast zwei Etagen weiter unten. Er sprintete los und verfluchte diese Sprünge aus großen Höhen. Er war für solche Dinge schlicht zu alt, die Knöchel waren nicht mehr so belastbar wie früher.
Ich sollte einfach 'ne Kugel in deren Beine schießen, dachte er noch.
Doch als er sah, dass die beiden Männer in einem der Stockwerke verschwanden, verwarf er die Idee sofort wieder. Gorro schwang sich hinunter auf das Dach der ersten Etage und rannte durch die offene Feuertür wieder hinein ins Gebäude.
Die beiden Männer stürmten unterdessen durch die Korridore des Investmentberaters, sorgten für allerhand Störungen und höchst irritierte Blicke. Doch Gorro, mit Sonnenbrille auf der Nase und Maschinenpistole in der Hand, sorgte für nackte Panik.
„Aus dem Weg, sofort!“, rief er, als sich die Mitarbeiter des Investmentberaters wie aufgescheuchte Hühner quer durch den Korridor bewegten und ihm so die Sicht auf das Ziel versperrten.
Gorro wurde mehrfach zur Seite gestoßen und einmal sogar fast umgerissen, ehe er den Lift erreicht hatte. Der Anzeige nach zu urteilen, fuhr der Lift nach unten.
Seine Augen schossen von links nach rechts, während er seine Optionen abwägte. Selbst den Lift zu nehmen, würde zu lange dauern. Zurück zum Dach und herunter bis zur Straße zu klettern war einerseits nicht ganz ungefährlich, andererseits vermutlich zu langsam.
Die Treppe!
Gorro rannte los, riss die Tür, die in das Treppenhaus führte, auf und sprang hinunter zur ersten Kehre. So arbeitete er sich von Stockwerk zu Stockwerk hinunter. Als er schließlich im Erdgeschoss ankam, war er schweißüberströmt, seine Knöchel schmerzten entsetzlich und er schwor sich, so etwas nie wieder zu machen.
Dass es anders kommen sollte, ahnte Gorro noch nicht.
Er stürmte aus dem Treppenhaus hinaus in die Lobby und sah gerade noch die beiden Männer durch die Eingangstür verschwinden.
Da es noch recht früh am Morgen war, geriet Gorro nicht in die Massen von Angestellten, die in etwa einer Stunde die Lobby bevölkern würden. Er hastete durch die Tür und nahm die Verfolgung der beiden Anzugträger auf. Die setzten sich gerade auf der anderen Straßenseite in einen schwarzen BMW 3er. Gorro verschwendete keine Zeit damit, sinnlos auf den Wagen zu feuern, seine 9mm Kugeln hätten eh nicht genug Schaden angerichtet, um den Wagen zu stoppen. Und da die BMW-Reifen standardmäßig mit Notlaufeigenschaften ausgestattet waren, fiel auch die Option des Schießens auf die Reifen aus. Sein Blick fiel auf den Mercedes C63 AMG und er setzte sich in Bewegung. Auf halbem Wege allerdings erinnerte sich Gorro, dass Mangope die Schlüssel hatte. Und einen Mercedes kurzzuschließen, war ohne entsprechendes Equipment nahezu unmöglich.
Dann sah er eine alte, ziemlich rustikal aussehende Kawasaki Maschine neben einem Poller stehen. Ein Motorrad kurzschließen schaffe ich, dachte Gorro, als er auf die Maschine zuhielt.
Er schwang sich über den Sattel, riss die Verkabelung heraus, dann startete die Maschine. Die Maschinenpistole zog er am Tragegurt auf seinen Rücken und schoss los.
Sein Vorteil war, als er rasch zu den beiden Männern im BMW aufschloss, dass es zu dieser Uhrzeit nicht viele schwarze BMW 3er auf den Straßen Kapstadts zu sehen gab. Die Auswahl war also gering, und der Umstand, dass die Männer farblich identische Anzüge trugen, machte die Sache noch einfacher.
Er verfolgte die Männer, welche mit einem alarmierend hohen Tempo durch den zunehmenden Berufsverkehr fuhren, bis hinunter zum Hafen. Gorro erinnerte sich an die Beschreibung über diesen Teil des Hafens, Victoria and Alfred Waterfront, die er in einem Reiseführer vor Jahren gelesen hatte. Dieser Teil des Hafens konnte auf eine bewegte Geschichte zurückblicken, doch er verdrängte diese Gedanken sofort wieder aus seinem Gehirn. Er war hier nicht, um Sightseeing zu betreiben.
Der BMW kam mit quietschenden Reifen vor
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