Geheimprojekt Styx
einem triumphierenden Ausdruck im Gesicht die Dietriche wegsteckte und die Tür aufschob. Er betrat den Korridor, durch den er und Boratto vor etwa zwanzig Stunden gegangen waren, er war genau wie sonst üblich beleuchtet und nichts deutete auf irgendetwas Merkwürdiges hin.
„Mike“, murmelte Sanchez, die ihre rechte Hand unter die Jacke zum Griff ihrer Pistole geschoben hatte. „Hier stimmt was nicht.“
„Wieso?“, fragte Hendricks und drehte sich halb um. „Hier ist alles wie sonst auch.“ Er wandte sich wieder nach vorne und blieb wie angewurzelt stehen. Hendricks blinzelte einmal, dann kniff er die Augen zusammen, ehe er leise fluchte. „Scheiße! Art, Nad, Waffen raus!“
Das brauchte man weder Sanchez noch Boratto zweimal zu sagen. Wie üblich hatte der Brasilianer seine Hand bereits am Griff der geholsterten Beretta gehabt und zog diese nun entsprechend schnell. Doch auch Sanchez war schnell. Hendricks selbst brachte seine Glock 19 in Anschlag, rückte langsam den Korridor hinunter vor und erreichte schließlich den Tresen, an dem die junge Frau gesessen hatte. Nun lag ihre Leiche neben ihrem Schreibtischstuhl und ein Rinnsal Blut hatte sich bis in den Korridor vorgekämpft, was auch der Grund gewesen war, weshalb Hendricks zu den Waffen gerufen hatte.
„Verflucht“, presste er zwischen den Zähnen hervor. Bei der Menge an Blut, die auf dem Boden verteilt war, wäre es überflüssig, noch nach einem Puls zu suchen. In einer dieser CSI-Fernsehserien hätte man es natürlich gemacht, doch Hendricks hatte zu viele Tote gesehen, um auf solch irrsinnige Ideen zu kommen.
Er konnte jedoch hören, wie Sanchez scharf die Luft einzog. Dies war wohl ihre zweite Leiche, und dazu noch eine Frau. Doch anders als bei Nahas Angula, den es zerfetzt hatte, war die Leiche dieser Frau in einem ausgezeichneten Zustand – wenn man vom Loch in der Stirn absah.
„9mm Vollmantel“, diagnostizierte Hendricks fachmännisch. „Los, wir müssen in Wallcrofts Büro.“
Sie eilten den Korridor hinunter, wobei Boratto ihren Rücken deckte und Sanchez immer wieder die Türen, welche links und rechts vom Korridor abzweigten, inspizierte. Fast jede war abgeschlossen, was die Zahl der Richtungen, aus der denen potentielle Feinde kommen konnten, reduzierte.
Hendricks legte seine linke Hand auf den Türgriff von Wallcrofts Büro, nickte Sanchez zu, dann riss er die Tür auf und stürmte in einer fließenden Bewegung hinein.
Das Büro war verlassen, bloß die Leiche Wallcrofts saß auf seinem Schreibtischstuhl, mit Kabelbindern gefesselt. Der Kopf hing schlaff herunter und an der Art der Verletzung erkannte Hendricks selbst beim flüchtigen Betrachten, dass man den ehemaligen Fallschirmjäger hingerichtet hatte.
„Art!“, rief Hendricks, ließ seine Pistole sinken und betrachtete die Leiche Wallcrofts aus der Nähe.
„Ja?“
Als Hendricks antwortete, brauchte er gar nicht hinzusehen, er wusste auch so, dass Boratto ihm den Rücken zugewandt hatte. „Wallcroft ist tot. Wurde gefoltert, bevor er hingerichtet wurde.“
„Verstanden.“
Hendricks sah Sanchez an, die erstaunlich standhaft in Anbetracht der zweiten Leiche in kurzer Zeit blieb. Sie erwiderte den Blick und für einen Moment schienen die beiden Toten völlig vergessen zu sein.
„Charles“, murmelte Hendricks. „In was hast du deine Nase gesteckt?“
Er betrachtete die fünf abgetrennten Finger und schluckte. Um jemandem fünf Finger abzutrennen, bedurfte es schon besonderer Grausamkeit oder eiskalter Professionalität. Hendricks tippte auf Letzteres, zumindest sprachen die Spuren für diese These.
„Also, du alter Bastard, wo sind die Infos? Du bist viel zu zäh, um nach fünf Fingern schlapp zu machen“, brummte Hendricks, an die Leiche gewandt, und suchte den Schreibtisch ab. Er beugte sich hinunter und spähte unter die Tischplatte, fand jedoch nichts. Unterdessen hatte Sanchez die Vorhänge zurückgezogen, damit etwas mehr Licht den Raum durchfluten konnte. Hendricks richtete sich gerade wieder auf, als eine Kugel durch die Scheibe flog und bloß wenige Zentimeter an seinem Kopf vorbeiging.
„Feindbeschuss! Deckung!“, rief Hendricks und warf sich auf den Boden. Sanchez tat es ihm gleich, wobei ihr eleganter Damenoutdoorstiefel gegen seinen Kopf krachte. Er blickte zur rechten Seite und sah Boratto gerade zu Boden gehen.
„Art!“, rief Hendricks.
Ein Keuchen und Husten, gefolgt von einem Würgen war die Antwort, ehe ein „Verdammtes
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