Geheimprojekt Styx
Anführer auf Englisch, das unzählige Fehler enthielt. Als Gorro bloß die Augen verdrehte, geriet der Anführer vollends in Rage. „Hey, Weißbrot, ich rede mit dir!“ Er fuchtelte mit dem Baseballschläger herum und für einen Moment wirkte es, als wolle er Gorro mit einem Schlag niederstrecken.
Zumindest reagierte der Spanier entsprechend.
Er ging leicht in die Knie, ließ seine linke Faust nach vorne schnellen, traf den Mann direkt unterhalb des Brustbeins, packte mit der Rechten das Ende des Baseballschlägers und riss ihm diesen aus der Hand.
Unterdessen hatte Tinto eine elegante Drehung vollführt, damit einen anderen Mann mit zwei Tritten, den ersten gegen die Kniescheibe, den zweiten gegen die Brust, außer Gefecht gesetzt und nutzte dabei den Umstand, schneller und wendiger als die Gangmitglieder zu sein, voll aus.
Mangope hingegen machte von seinen einhundertvierunddreißig Kilogramm Körpergewicht Gebrauch, als er sich gegen die Tür warf, damit einen Mann umwarf und einen zweiten mit nur einem Schlag bewusstlos zu Boden schickte.
„Spielt mit anderen Leuten!“, donnerte Mangope, in einer lockeren Abwehrhaltung stehend. Die verbliebenen Gangmitglieder wichen zurück, unschlüssig, was sie nach dem Ausfall ihres Anführers tun sollten. „Verzieht euch!“
Die Gangmitglieder taten, wie ihnen geheißen. Weder Mangope, noch Gorro oder Tinto wirkten, als würde man sie schnell überwältigen können. Und ganz besonders Mangope war allein schon durch seine Körpergröße – und Masse – eine beeindruckende Erscheinung.
„Was war das eben für eine Scheiße?“, rief Mangope über das Autodach hinweg zu Gorro hinüber.
„Ich lasse mich nicht von so einer halben Portion beleidigen, das war los!“, erwiderte Gorro scharf.
„Diese halbe Portion war nur ein Schwächling, aber die Gangs im Zentrum sind da anders. Die erschießen dich, ehe du dem Chef einen verpassen kannst. Gorro, unterlass' solche Scheiße, das kann uns das Leben kosten!“
„So ein Halbstarker tanzt mir nicht auf der Nase herum, Walter. Nein, ich habe einen gewissen Stolz, so etwas kann ich auf den Tod nicht ausstehen!“ Gorro knallte seine Faust auf das Dach des Mitsubishi. „Verstanden?“
„Wenn du so eine Nummer noch mal abziehst, erschieße ich erst dich und danach die Gangleute. Ich werde nicht wegen deines Scheiß-Egos hier verrecken“, meldete sich Tinto zu Wort, mit einer Stimmlage, die einem das Blut in den Adern gefrieren lassen konnte.
Gorro drehte den Kopf, sah ihr in die dunkelbraunen Augen und überlegte, wie ernst die Drohung war.
Ernst, dachte er, und zwar todernst. Die macht keinen Spaß mit dem, was sie sagt.
„Walter?“, fragte er bei Mangope nach.
„Nun, Suz hat Recht. Du gefährdest uns, und das ist ein Problem. Stell dein Ego hinten an.“
Gorro nickte, widerwillig, aber er stimmte seinen beiden Begleitern zu. Dies war eine der Schwächen, eines der Dinge, die man ihm auch schon beim Militär und später als Priester noch vorgeworfen hatte. Der Stolz, das Ego. Er würde nie vor jemandem knien, mit Ausnahme eines Geistlichen oder eines Kreuzes. Und er ließ sich auch nicht beleidigen. Schon damals bei seiner Militärzeit hatten die Kameraden rasch davon abgesehen, Santiago Gorro zu beleidigen, selbst wenn es nur Frotzeleien waren.
Ich musste so etwas zu lange ertragen, dachte Gorro und erinnerte sich an seine Jugend in den Armenvierteln Madrids, nein, nie wieder.
Doch der Soldat in ihm diktierte, dass es nun an der Zeit war, den Stolz etwas zurückzustellen. Denn es nützte wenig, wenn man tot, aber dafür voller Stolz gestorben war.
Kapitel 11 – Gesucht und Gefunden
Kurz nachdem sie Artur Boratto auf dem Flugfeld eingesammelt hatten, hatte Michael Hendricks die Polizei Kapstadts über den Zwischenfall auf dem Flugplatz Charles Wallcrofts informiert, wobei er ein irrsinnig schnelles Afrikaans gesprochen hatte,.
Nun fuhren sie, mit einem Einschussloch in der Windschutzscheibe, zur ersten von insgesamt zwei Adressen, die Wallcroft noch vor seinem Tod übermittelt hatte.
„Wir sollten definitiv das Fahrzeug wechseln“, murmelte Sanchez missmutig. „Dieses Loch in der Scheibe...“ Sie führte den Satz nicht zu Ende, da eh jeder im Wagen wusste, auf was sie hinaus wollte.
„Tut mir leid, Nad, mir sind die Autos ausgegangen. Walter hat mein Coupé verschrottet und der Roadster kommt erst in ein paar Wochen.“
Boratto auf der Rückbank schwieg wie üblich.
„Die Firma hat
Weitere Kostenlose Bücher