Geheimprojekt Styx
besaß und ein Flachdach. Die Fassade war wohl mal weiß gewesen, nun aber nur noch braun, schwarz und an einigen Stellen grau, von Weiß fehlte fast jede Spur.
Tinto nickte immer wieder einmal weg, driftete aber dennoch nicht in die Bewusstlosigkeit ab, was Mangope stets zu verhindern wusste.
„Wir müssen hoch in den ersten Stock, Carl. Los, spute dich!“, befahl Mangope und trat mit dem Fuß erst die linke, dann die rechte Türhälfte zu.
„Walter...“, flüsterte Tinto leise und verdrehte die Augen. „Ich fühle mich so... leicht.“
„Fuck! Suz! Du stirbst mir hier nicht weg, hörst du?“ Mangope schüttelte Tinto und sie wurde erneut von der Schwelle der fatalen Bewusstlosigkeit gerissen. Er stürmte die Treppe hinauf in den ersten Stock, Carl hinterher und der Kontaktmann öffnete ihnen schließlich einen Klassenraum, von dem aus man sowohl Straße als auch Haupteingang sehen konnte. Mangope räumte einige Stifte, Kreide, einen Schwamm und etwas Papier mit einer raschen Bewegung vom Lehrerpult und legte Tinto dann auf diesem ab.
„Carl, verbarrikadiere die Tür!“, befahl er und stellte das Sturmgewehr neben das Pult auf den Boden. Dann beugte er sich über Tinto, schob erst das T-Shirt nach oben und öffnete ihr dann Gürtel und Hose. Sie zog bloß eine Braue hoch.
„Das wird jetzt wehtun“, kündigte er an und sah Tinto in die Augen. Sie war bereit, entschlossen, hier nicht zu kollabieren. Mangope stöhnte kurz auf, biss die Zähne zusammen und tastete dann, so sanft er konnte, um die Wunde herum das Becken ab. Tinto krallte sich an den Kanten des Pults fest und spannte soweit möglich ihren Körper an. Doch sie schrie nicht auf.
Beeindruckend, notierte Mangope im Geiste, ich habe Männer gesehen, die haben um sich geschlagen.
„Ah, sehr gut. Kein Knochen getroffen.“ Er drückte die Baumwolljacke wieder auf die Wunde und legte dann eine Hand hinter Suzannas kahlen Kopf. „Es sieht nicht gut aus, Suz“, schloss er mit ruhiger Stimme.
„Ja, ich weiß“, erwiderte sie mit dünner Stimme. „Schaffen wir es?“
„Weiß ich nicht.“
„Hey, was redet ihr da?“, rief Carl panisch dazwischen. „Ihr sollt mich hier rausholen!“
Es war der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Mangope explodierte vor Wut und Anspannung. Er ließ Tintos Kopf sanft zurück auf das Pult gleiten, dann war er mit drei schnellen Schritten bei Carl, packte den Informanten am Hals und donnerte ihn an die Wand des spärlich eingerichteten Klassenzimmers. Carl hustete und versuchte Mangopes Griff zu lockern, doch der war wie ein Schraubstock.
„Was zum-“, presste er hervor und schloss die Augen, in der verzweifelten Anstrengung, Mangopes Griff auch nur minimal zu lockern.
„Wegen deiner Scheiß-Eskapaden sind wir in dieser verfluchten Lage! Du konntest deinen Schwanz nicht unter Kontrolle halten, Carl! Ich sollte dich eigentlich erschießen, bringst mein Team und mich unnötig in Gefahr!“ Mangope drückte mit der einen Hand noch etwas fester zu. Carls Augen traten leicht hervor und er begann zu hyperventilieren.
„Du sagst mir sofort, sofort, wie wir zu van der Vaal einen Kontakt herstellen. Ansonsten schwöre ich, dass du den langsamsten aller Tode sterben wirst, den es gibt.“ Ob er das ernst meinte oder nicht, ob er wirklich Finger für Finger vorgehen würde, wusste Mangope nicht. Er hatte selber schon Wochen und Monate der Folter auf Robben Island über sich ergehen lassen müssen und war zu dem Ergebnis gekommen, dass man, egal wie sehr man jemanden hasste, niemanden so leiden lassen musste. Egal was er oder sie getan hatte.
„Er braucht Schmuggler, Leute, die seine Drogen aus Pakistan nach Kapstadt bringen. Sein letzter Kurier hat sich von Extremisten in Karachi erschießen lassen. Und da die Nato bald aus Afghanistan abzieht, blüht der Opium-Handel wieder mehr auf. Wenn ihr also einen Frachter habt, stehen eure Chancen gut, für ihn arbeiten zu können“, sprudelte es wie ein Wasserfall aus Carl hervor.
„Danke sehr, du Hurensohn“, erwiderte Mangope und ließ Carl wie einen nassen Sack zu Boden fallen. „Suz?“
„J... ja?“
„Hältst du durch?“
„Hoffe ich.“ Tinto drehte den Kopf zu Mangope und ihr Blick war eine Mischung aus Trauer und Bedauern. Ihre Blicke trafen sich für eine Sekunde, und Mangope wusste nicht so recht, was er damit anfangen sollte, wurde aber durch Carl, der sich hustend wieder aufgerichtet hatte, aus den Gedanken gerissen.
„Du
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