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Geheimsache Labskaus

Geheimsache Labskaus

Titel: Geheimsache Labskaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Martin und Rometsch Verg
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nicht, dass die beiden gleich zurückkommen und die Türen aufmachen?“
    „Nein, meine ich nicht. Los, ruf die Polizei!“
    „Aber die bringen dich doch sofort zurück ins Heim!“
    Zack überlegte kurz. „Ruf deine Mutter an, der fällt bestimmt was ein.“
    Oskar grub mit beiden Händen in seinen Hosentaschen. Diesmal erwischte er zuerst das silberne Handy, ließ den Deckel aufschnappen und – fluchte: „Verdammt, Akku alle!“
    „Wie bei den Aalen.“ Zack grinste schief. Er hatte die Stirn an die Scheibe gelehnt und sah nach draußen, wo die beiden Wissenschaftler heftig diskutierten.
    Oskar war schon wieder in seinen Taschen unterwegs, auf der Suche nach seinem zweiten Gerät. „Ah, hier. Jetzt aber … Das kann nicht wahr sein, kein Netz!“
    „Kein Netz? Wir sind doch mitten in der Stadt und nicht in der Wüste Gobi. Hier gibt es doch keine Funklöcher.“
    „Vielleicht gibt es in diesem Auto eins von den Dingern, die den Empfang verhindern. Weißt du? Bei meinem Vater in der Klinik haben die das auch. Damit die Funkwellen nicht die elektronischen Geräte der Ärzte stören oder so.“
    „Was sollte hier gestört werden?“, fragte Zack und blickte sich im Wagen um. Die Antwort fand er kurz vor der Heckklappe: Im Halbdunkel der Ladefläche im hinteren Teil des Gefährts türmten sich ein gutes Dutzend schwarzer Kästen mit leuchtenden Digitalanzeigen, bunten Kontrolllampen und unzähligen Knöpfen. Es sah aus wie im Cockpit eines Düsenjets.
    „Was ist das denn?“
    Oskar dreht sich um. „Irgendwelche Messgeräte, würde ich sagen.“
    „Warte mal“, murmelte Zack. Er beugte sich über die Rückenlehne, so dass für Oskar nur noch sein gurkengrün bekleidetes Hinterteil sichtbar war, und wühlte mit den Händen auf dem Boden herum. Oskar hörte es scheppern.
    „Zack, lass lieber die Finger davon! Du kannst doch nicht einfach –“
    „Das musst du dir angucken!“ Zack wälzte sich zurück auf die Bank und hielt Oskar ein Gefäß ins Gesicht. Es war etwa so groß wie ein Marmeladenglas und bis unter den Rand gefüllt mit kleinen, sehr glitschig aussehenden Kügelchen, deren Farbe irgendwo zwischen Tapetenkleister und schimmligem Brot lag.
    „Igitt, was soll das denn sein?“
    „Buahahaha, das ist gemeingefährlicher Todesglibber!“ Zack schüttelte wild das Glas, und der Inhalt schwabbelte schmatzend auf und ab.
    „Spinner“, kicherte Oskar und fischte nach dem Zettel, der am Deckel baumelte. Er las laut:
    „Test Nr.: 52. Mischung hergestellt am: 18. Juli. Geheimhaltungsstufe: Extrem! Bemerkungen: Es besteht Lebensgefahr für Mensch und Tier! Zutaten: 2,6 l Wasser, 850 g Kartoffelbrei, 800 g Rote Bete, 250 g Rinderhack, 1 Rollmops, 1 Lakritzbonbon (versehentlich). Säuregehalt (pH-Wert): 5,3. Ausgebracht am: 21. Juli. Besonderheiten: Gärung hat bereits eingesetzt – ekelhaft! Ernte: 23. Juli. Menge: 162 g. Größe: durchschnittlich 3,5 mm Durchmesser. Eigenschaften: salzig, flieder-blau, glitschig. Laborversuch (Mäuse): entfällt, Mäuse entwischten im Labor. Verstehst du irgendwas?“, fragte Oskar.
    „ Nur Bahnhof.“
    „Gibt es davon noch mehr?“
    Zack tauchte wieder ab. „Ja, da sind noch ein paar – wow, das könnten an die 100, 200 Gläser sein!“
    Oskar studierte nochmal den Zettel. „Zack, sag mal: Du bist doch jetzt Experte. Woraus macht man Labskaus?“
    „Na, aus Kartoffelbrei, Roter Bete, irgendwelchem Fleisch. Und das schon seit dem 18. Jahrhundert, als –“
    „Aha“, unterbrach ihn Oskar, „guck mal, und hier steht ‚Selbstversuch: Britzelt auf der Zunge, Muskelspasmen, Tonus verzögert – für Vermarktung ungeeignet; 53 Volt.‘ Hast du auch vom Labskaus probiert? Hat da irgendwas … gebritzelt?“
    „Nee, das sah zwar schlimm aus, aber nicht so widerlich wie das hier.“
    „Was zum Teufel ist das?“
    „Wenn die Teile fetter wären und nicht so bunt, würde ich sagen, Froschlaich. Oder Kaviar, aber damit kennt man sich bei von Köhlers sicher besser aus.“ Zack knuffte Oskar grinsend in die Seite.
    „Witzig, Zack. Im Ernst, das könnten Fischeier sein. Ich glaube, ich weiß sogar, von welchem Fisch.“
    „Zitteraal“, Zack nickte, „klarer Fall. Aber was hat das mit dem Labskaus zu tun?“
    „Und mit dem Abwasser?“
    „Und mit der armen Raissa?“

Freitag, 24. Juli, 17.39 Uhr
    Kurz riss die Fahrertür auf und schwang sich auf den Sitz. Neben ihm kletterte Dose so umständlich auf seinen Platz, als handle es sich um eine komplizierte Übung

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