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Geheimsache Labskaus

Geheimsache Labskaus

Titel: Geheimsache Labskaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Martin und Rometsch Verg
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Widerling!
    Plötzlich spürte Zack, wie der Anderling-Widerling nach der Kapuze seines Pullis griff. „Es geht los, Kleiner!“ Er zerrte Zack über den Hof zum Haupteingang des Heims – die Muskelmänner ihnen dicht auf den Fersen. Anderling steckte seine Chipkarte in einen Schlitz an der Sicherheitsanlage und öffnete so das schwere Eisentor.
    Ein weißer VW-Bus fuhr auf den Hof. Ein hagerer Mann im Arztkittel sprang heraus und schüttelte Anderlings Hand übertrieben heftig. „Guten Tag, Sie müssen der Direktor sein, wir hatten telefoniert, sehr erfreut!“
    Anderling hielt dem Mann ein Formular und einen Kugelschreiber hin. „Wenn Sie bitte noch hier unterschreiben würden?“, sagte er. „Nur damit wir alles auch schriftlich haben.“ Der Weißkittel setzte eine schwungvolle und völlig unleserliche Unterschrift unten rechts auf das Papier. „Kein Problem“, sagte er gut gelaunt. „Ist er das?“ Er deutete auf Zack.
    „Ja, das ist das, ähem, Versuchsobjekt.“
    „Versuchsobjekt?!“, rief Zack erschrocken. Was zum Teufel ging hier vor?
    Doch da hatte der fremde Mann schon seinen Arm gepackt. Im Polizeigriff schubste er Zack in den VW-Bus, mit lautem Rumms ließ er die Tür wieder zufallen. „Danke Ihnen, Herr Direktor! Morgen bringen wir ihn wieder. Sie werden staunen!“
    „Ich bin gespannt“, sagte Anderling und winkte zum Abschied. Aber der VW-Bus rührte sich nicht vom Fleck. Der Motor gab nur ein klägliches Röcheln von sich, das nach kurzer Zeit erstarb.
    Der Weißkittel sprang wieder aus dem Wagen. „Herr Direktor, wir haben ein kleines Problem mit unserem Fahrzeug. Wenn Sie vielleicht so nett wären, beim Anschieben zu helfen?“ Er lächelte gezwungen. Das Ganze war ihm sichtlich unangenehm.
    Anderling winkte die Muskelmänner herbei. „Rocky und Arnold, schieben helfen!“
    Schließlich sprang der Motor mit lautem Husten an, und das Gefährt rollte vom Gelände.
    Paloma Hansen würde Augen machen, wenn Anderling ihr von dieser neuen Medizin erzählte. Wie war noch der Name dieses Instituts-Menschen gewesen? Er hatte ganz vergessen, danach zu fragen.
    „Herr Anderling?“ Er fuhr herum. Vor ihm stand Elektra Papandreou. „Ich wollte mich abmelden. Meine Eltern holen mich gleich für meinen Wochenendausgang.“
    „Geht klar“, sagte Anderling.
    „Noch eine Frage: Für wie lange ist Zacharias Pollack eigentlich in Einzelunterbringung?“
    „Ja, schwer zu sagen“, brummte Anderling. „Wahrscheinlich wird das bei ihm gar nicht mehr nötig sein.“
    „Nicht nötig? Wieso?“
    „Weil du ihn kaum wiedererkennen wirst, wenn du zurückkommst. Ich habe ihn gerade den Leuten von der Hospitalklinik übergeben. Die geben ihm ein Medikament, und wenn das wirkt, kommt dein Freund zahm wie ein Kätzchen zurück!“
    „Was?!“ Elektra war entsetzt.
    „Das ist alles zu seinem Besten“, behauptete Anderling.
    „Ach ja?“, fuhr Elektra ihn an. „Und was für Nebenwirkungen hat dieses tolle Medikament?“
    „Nebenwirkungen?“ Anderling sah überrascht aus. „Davon haben die nichts gesagt.“
    Ein alter himmelblauer Mercedes bog in den Besucherparkplatz ein. Elektra biss sich auf die Lippen. Diesen Trick hatte sie im Heim gelernt: Immer, wenn sie die Aufseher eigentlich laut anschreien wollte, nagte sie stattdessen an ihrem eigenen Mund herum. So konnte sie sichergehen, dass garantiert keine einzige Silbe der Worte „schmierige Fettmurmel“ oder „Volldeppdulli“ über ihre Lippen kam. Kopfschüttelnd trottete sie durch das noch geöffnete Tor auf das Auto ihrer Mutter zu.

Freitag, 24. Juli, 17.12 Uhr
    „Ich kann’s einfach nicht glauben, Olaf. Du hast gesagt, der Wagen wäre in der Werkstatt gewesen“, fauchte Kurz seinen Kollegen an.
    Doktor Olaf Dose wurde auf seinem Beifahrersitz noch kleiner, als er ohnehin schon war. „Habe ich das gesagt, Florian? Muss ein Schissver… Missverständnis gewesen sein. War wohl mit den Gedanken woanders, hehehe.“
    „Das würde mich nicht überraschen. Wenn wir mit dieser Sache hier fertig sind, suche ich mir jedenfalls einen anderen Partner!“
    Sie hatten das Kinderbesserungsheim schon weit hinter sich gelassen und fuhren über die Osdorfer Landstraße Richtung Innenstadt. Durch das Metallgitter hindurch, das die Fahrerkabine vom Rest des Wagens abtrennte, sahen Oskar und Zack Kurz’ Gesicht im Rückspiegel. Der versuchte ein aufmunterndes Lächeln. Zack grinste zurück. „Wahnsinn, wie haben Sie’s geschafft, mich da

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