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Geheimsache Labskaus

Geheimsache Labskaus

Titel: Geheimsache Labskaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Martin und Rometsch Verg
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saß er nun an seinem Schreibtisch und überlegte fieberhaft, wie er seine neue Machtposition voll auskosten könnte. Sollte er die Kinder zu einer Labskaus-Sonderschicht zwingen, um ihnen zu zeigen, wer hier heute das Sagen hatte? Oder wäre es doch besser, mit den Insassen ein kleines Fußballturnier auf dem Hof zu veranstalten? Andererseits: Es schien ihm auch sehr verlockend, einfach nur in seinem Büro sitzen zu bleiben und das Kreuzworträtsel in der Hamburger Zeitung zu lösen.
    Was tun? Entscheidungen zu treffen war Anderling nicht gewohnt. „Labskaus, Fußballturnier, Kreuzworträtsel“, murmelte er vor sich hin. Da klingelte das Telefon. „Kinderbesserungsheim am Elbstrand, was kann ich für Sie tun?“ Anderling klang unendlich gelangweilt.
    „Ich grüße Sie, hier ist das Institut für medizinische Pädagogik an der Hospitalklinik in Winsen an der Luhe“, sagte eine Männerstimme am anderen Ende. „Bitte stellen sie mich zur Heimleitung durch.“
    „Das bin ich“, sagte Anderling stolz. „Anderling mein Name.“
    „Ah, wunderbar, Herr Direktor Anderling! Also, wie gesagt, hier spricht das Institut für medizinische Pädagogik.“
    Was wollten die von ihm?
    „Wir suchen einen jugendlichen Probanden, an dem wir ein neues Mittel testen würden. Es handelt sich um eine neue Medizin für Schwererziehbare, die wir gerade entwickelt haben. Hätten Sie vielleicht jemanden, den Sie uns für ein paar Versuche zur Verfügung stellen könnten? Die Person muss männlich sein und sollte in den letzten 24 Stunden auffällig geworden sein.“
    „Auffällig?“ Dieser Wissenschaftsheini redete ziemlich viel in ziemlich kurzer Zeit. Anderling ging das alles zu schnell.
    „Damit meine ich Jugendliche, die gegen Regeln verstoßen. Jugendliche, die Schwierigkeiten haben, sich in das Normengefüge unserer Gesellschaft einzupassen! Jugendliche, deren Interaktionen destruktive Verhaltensmuster aufweisen.“
    „Hä?“
    „Ich rede von jungen Menschen, die Ärger machen. Zum Beispiel, indem sie stehlen oder einbrechen.“
    „Einbrechen.“, wiederholte Anderling bedächtig. „Ja, so jemanden haben wir hier! Aber den kann ich Ihnen nicht so einfach rüberschicken. Der ist in Einzelunterbringung, damit er sich bessert. Der kann nicht weg.“
    „Herr Anderling, Sie werden sehen, unser Medikament wird Ihren schwer erziehbaren Insassen in ein lammfrommes Kerlchen verwandeln. Das dauert auch gar nicht lange. Morgen bekommen Sie Ihren Rabauken schon wieder zurück! Und Sie werden ihn kaum wiedererkennen, das verspreche ich Ihnen.“
    Anderlings Hirn arbeitete auf Hochtouren. Was würde Paloma Hansen jetzt tun? Bestimmt wäre sie begeistert von der Idee, aus einem kleinen Gauner einen pflegeleichten, netten Jungen zu machen. „Und wenn er wieder zurückkommt, macht er keinen Quatsch mehr?“ Anderling wollte sichergehen, dass er alles richtig verstanden hatte. Wenn das wirklich funktionierte, war das ja eine tolle Sache!
    „Das garantiere ich Ihnen!“, lachte die Stimme.
    „Ja, gut. Wann wollen Sie die Testperson hier abholen?“
    „Heute um 17 Uhr.“
    „In Ordnung. Klingeln Sie unten am Tor, ich lass Sie dann rein.“
    „Vielen Dank. Sagen Sie noch schnell, wie ist denn der Name unseres Versuchskaninchens?“
    „Zacharias Pollack. Bis dann.“ Anderling legte auf. Heute war eindeutig sein Glückstag.

Freitag, 24. Juli, 16.53 Uhr
    Um kurz vor fünf öffneten zwei der muskelbepackten Heimaufseher die Tür zu Zacks Zelle. „Nimm deine Jacke mit, das könnte etwas länger dauern“, sagte einer der beiden.
    Bestimmt war Charlie hier, um ihn endlich rauszuholen! Aufgeregt folgte Zack den Muskelmännern zu Anderlings Büro. Der saß am Schreibtisch über sein Kreuzworträtsel gebeugt. In einem viel zu engen Jackett – das sah sogar Zack, der sich mit feiner Garderobe nun wirklich nicht sonderlich auskannte. „Kommt meine Schwester mich abholen?“
    „So ähnlich. Du musst dich aber noch einen Moment gedulden.“ Anderling grinste breit. „Und wenn du noch mehr blöde Fragen stellst, lass ich dich gleich wieder einsperren.“ Er wandte sich wieder seinem Rätsel zu: „Fisch mit drei Buchstaben. Der erste ist ein A. Hm …“ Anderling kratzte sich am Bauch, überlegte sichtlich angestrengt – und gab schließlich auf. Er ging zum Fenster und stierte hinaus.
    Zack schwieg grimmig. Er dachte nach, über Anderlings Namen und darüber, wie der gar nicht passte. Das war kein Anderling, das war ein

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