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Geheimsache Labskaus

Geheimsache Labskaus

Titel: Geheimsache Labskaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Martin und Rometsch Verg
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Eisbärfell aus Plüsch gleich daneben. Und dazwischen wuselten bestimmt zwei- oder dreihundert Menschen, vor allem ältere Mädchen und jüngere Frauen. Zacks Beschreibung seiner Schwester passte bestimmt auf die Hälfte von ihnen. Fast alle schienen ungewöhnliche Frisuren und ausgefallene Klamotten zu tragen! Elektra seufzte. Ihr blieb keine Wahl. Sie musste sich durchfragen und Zacks Schwester finden, bevor die womöglich schon zur nächsten Party weiterzog.
    20 Minuten später hatte Elektra Bekanntschaft mit Luni, Jetti, Lissi, Evi und Andi gemacht – und war kurz davor, aufzugeben. Da sah sie das Mädchen, dessen Rastazöpfchen sich im Reißverschluss eines türkisfarbenen, knielangen Paillettenkleides verheddert hatten, das es offenbar gerade anprobierte. Zu dem Glitzerfummel trug die Person schwarze, knöchelhohe Stoffturnschuhe. „Charlie?“
    „Hm?“ Das Mädchen drehte sich nicht einmal um, zu sehr war es damit beschäftigt, Haare und Reißverschluss zu entwirren. Und gleichzeitig in einem riesigen Umzugskarton voller bunter Federboas zu wühlen.
    „Hallo, ich bin Elektra. Ich kenne deinen Bruder aus dem Kinderheim am Elbstrand.“
    „Quatsch!“ Charlie fuhr herum. Und heulte auf. Offenbar waren jetzt auch einige ihrer echten Haare ins Durcheinander geraten. „Autsch, verdammt! Kannst du mir mal helfen, bitte?“ „Ich, äh … ja, klar!“ Elektra begann, Strähne für Strähne echte und falsche Haare aus den Zähnen des Reißverschlusses zu fummeln. „Ich such dich schon seit Stunden!“
    „Wieso denn?“
    „Dein Bruder ist nicht mehr im Heim!“
    „Wie bitte? Der ist draußen, und ich weiß nichts davon?“
    „Ja, nein … also ‚draußen‘ kann man auch nicht sagen. Der wurde abgeholt. Anderling, das ist der Handlanger von Frau Hansen …“
    „Ich weiß, den habe ich gesehen, als ich Zacharias besucht habe. Der doofe Dicke mit dem traurigen Pferdeschwanz?“
    „Genau. Jedenfalls hat Anderling deinen Bruder irgendwelchen Forschern mitgegeben. Die wollen ein neues Medikament an ihm ausprobieren.“
    „Wie bitte? Mein Bruder wird gerade als Versuchskaninchen missbraucht?“, brüllte Charlie mit weit aufgerissenen Augen. „Das hat mir Anderling vorhin selbst gesagt. Und deswegen bin ich hier. Wir müssen Zack suchen!“
    „Los, komm!“ Charlie zog Elektra mit einer Hand Richtung Ausgang. Mit der anderen fischte sie noch schnell eine knallrote Federboa aus dem Karton und schlang sie sich um den Hals.
    „Äh … die Klamotten?“
    „Kann ich morgen noch bezahlen. Mit dem Schmerzensgeld für meine ausgerissenen Haare. Komm jetzt. Erstmal vor die Tür, dann Oskar anrufen. Der soll mitkommen.“
    Elektra grinste. Irgendwie erstaunlich, dass Zack am Elbstrand gelandet war – und nicht seine Schwester.

Freitag, 24. Juli, 20.02 Uhr
    Oskar presste sein Ohr an die Tür des unterirdischen Labors. Draußen auf dem Flur war nichts zu hören, die Kidnapper waren weg. „Na, warte“, murmelte er und zog das schwarz glänzende Geburtstags-Handy aus der Innentasche seiner Jacke.
    „Doch kein so schlechtes Geschenk, oder?“, fragte Zack. Seine Schulter fühlte sich mittlerweile an, als sei sie durch den Labskaus-Fleischwolf gedrückt worden. Darum saß er immer noch auf dem Stuhl: Solange er sich nicht bewegte, tat es nicht so weh.
    „Von diesen Dingern kann man vielleicht doch nie genug haben“, lächelte Oskar. „Meine Eltern wissen halt einfach Bescheid!“ Er tippte auf dem Bildschirm herum, bis er das Namensverzeichnis gefunden hatte. Tatsächlich, seine Mutter hatte ganze Vorarbeit geleistet: Alle wichtigen Nummern waren da. Er wählte „Papa geschäftlich“ und hielt sich das Gerät ans Ohr.
    Nichts geschah. Kein Tuten. Nicht mal ein Anrufbeantworter meldete sich. Nur ein leises Rauschen war zu hören. „Das gibt’s doch nicht, wieder kein Empfang!“, fluchte Oskar und sah sich ratlos im Raum um.
    „Mist, Mist und nochmals Mist!“, rief Zack.
    „Vielleicht sind wir hier einfach schon so tief unter der Erde, dass kein Netz hinreicht“, überlegte Oskar laut.
    Zack rüttelte an der Klinke zum Nebenraum. Natürlich abgeschlossen. Die Tür: aus solidem, schwerem Holz. Das Telefon in dem Zimmer war für die Jungen unerreichbar. Dann fiel Zacks Blick auf den Computerbildschirm, der klobig auf dem Schreibtisch thronte. Der Junge kroch vorsichtig unter den Tisch und schaltete den Rechner an. „Okay, Oskar, jetzt tritt Plan B in Kraft. Kennst du die E-Mailadressen deiner Eltern

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