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Gehen (German Edition)

Gehen (German Edition)

Titel: Gehen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Bernhard
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kann, sagt Oehler und schaut auf den Verkehr auf der Friedensbrücke. Während wir immer gedacht haben, wir können Gehen und Denken zu einem einzigen totalen Vorgang machen auch für längere Zeit, muß ich jetzt sagen, daß es unmöglich ist, Gehen und Denken zu einem einzigen totalen Vorgang zu machen auf längere Zeit. Denn tatsächlichist es nicht möglich, längere Zeit zu gehen und zu denken in gleicher Intensität , einmal gehen wir intensiver, aber denken nicht so intensiv, wie wir gehen, dann denken wir intensiv und gehen nicht so intensiv wie wir denken, einmal denken wir mit einer viel höheren Geistesgegenwart, als wie wir gehen und einmal gehen wir mit einer viel größeren Geistesgegenwart, als wie wir denken, wir können aber nicht mit der gleichen Geistesgegenwart denken und gehen, sagt Oehler, wie wir nicht mit der gleichen Intensität auf längere Zeit gehen und denken und Gehen und Denken immer noch mehr auf längere Zeit als ein totales Ganzes und ein totales Gleichwertiges machen können. Gehen wir intensiver, läßt unser Denken nach, sagt Oehler, denken wir intensiver, unser Gehen. Andererseits müssen wir gehen, um denken zu können, sagt Oehler, wie wir denken müssen, um gehen zu können, eines aus dem andern und eines aus dem andern mit einer immer noch größeren Kunstfertigkeit. Aber alles immer nur bis zu dem Grade der Erschöpfung. Wir können nicht sagen, wir denken, wie wir gehen, wie wir nicht sagen können, wir gehen, wie wir denken, weil wir nicht gehen können, wie wir denken, nicht denken, wie wir gehen. Gehen wir längere Zeit intensiv in einem intensiven Gedanken, sagt Oehler, so müssen wir das Gehen bald abbrechen oder das Denken bald abbrechen, weil es nicht möglich ist, längere Zeit gleich intensiv zu gehen und zu denken. Wir können auch ohne weiteres sagen, daß es uns oft gelingt, gleichmäßig zu gehen und gleichmäßig zu denken, aber diese Kunst ist offensichtlich die allerschwierigste und die am wenigsten zu beherrschende. Von dem Einen sagen wir, er ist ein vorzüglicher Denker, von dem Andern sagen wir, er ist ein vorzüglicher Geher, aber wir können nicht von einem einzigen sagen, er sei ein vorzüglicher (oder ein ausgezeichneter) Denker und Geher zugleich. Andererseits sind Gehen und Denken zwei durchaus gleiche Begriffe und wir können ohne weiteres sagen (und behaupten) daß der, welcher geht und also der,welcher beispielsweise vorzüglich geht, auch vorzüglich denkt, wie der, der denkt und also auch vorzüglich denkt, auch vorzüglich geht. Wenn wir einen Gehenden genau beobachten, wissen wir auch, wie er denkt. Wenn wir einen Denkenden genau beobachten, wissen wir auch, wie er geht. Wir beobachten einen Gehenden längere Zeit auf das genaueste und kommen nach und nach auf sein Denken, auf die Struktur seines Denkens, wie wir, wenn wir einen Menschen längere Zeit beobachten, wie er denkt, nach und nach darauf kommen, wie er geht. Beobachte also längere Zeit einen Denkenden und beobachte dann, wie er geht, umgekehrt, beobachte längere Zeit einen Gehenden und beobachte dann, wie er denkt. Nichts aufschlußreicher, als wenn wir einen Denkenden gehen sehen, wie nichts aufschlußreicher, wenn wir einen Gehenden sehen, der denkt, wodurch wir ohne weiteres sagen können, wir sehen, wie der Gehende denkt, wie wir sagen können, wir sehen, wie der Denkende geht, weil wir den Denkenden gehen sehen, umgekehrt, den Gehenden denken und so fort, sagt Oehler. Gehen und Denken stehen in einem ununterbrochenen Vertrauensverhältnis zueinander, sagt Oehler. Die Wissenschaft des Gehens und die Wissenschaft des Denkens sind im Grunde genommen eine einzige Wissenschaft. Wie geht dieser Mensch und wie denkt er! fragen wir uns als Feststellung oft, ohne uns diese Frage als Feststellung tatsächlich zu stellen, wie wir auch oft die Frage als Feststellung stellen (ohne sie tatsächlich zu stellen), wie denkt dieser Mensch und wie geht er! Kann ich also immer, wenn ich einen Denkenden sehe, darauf schließen, wie er geht? frage ich mich, sagt Oehler, wenn ich einen Gehenden sehe, wie er denkt? Nein, diese Frage darf ich mir naturgemäß nicht stellen, denn diese Frage ist eine jener Fragen, die nicht gestellt werden dürfen , weil sie nicht gestellt werden können , ohne daß es unsinnig ist. Aber wir können natürlich einem Gehenden, dessen Gehen wir analysiert haben, nicht sein Denken vorwerfen, bevor wir sein Denken kennen. Wie wireinem Denkenden, bevor wir sein Gehen

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