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Gehen oder bleiben? - Entscheidungshilfe für Paare

Gehen oder bleiben? - Entscheidungshilfe für Paare

Titel: Gehen oder bleiben? - Entscheidungshilfe für Paare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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in einem. Das ist bei einer Beziehungskrise nicht anders. Und demzufolge kann sie »Freund« oder »Feind« sein. Krisen können zerstören oder aufbauen. Als potenzieller Freund vermittelt die Krise Ihrer Beziehung eine Botschaft, auf die man hören sollte. Sie hat fast immer denselben Tenor: Wenn Sie und Ihr Partner so weitermachen wie bisher, besteht lediglich Aussicht auf weitere Verschlechterung Ihrer Beziehung, auf noch mehr Konflikte, Langeweile und Frust und dem Verlust des letzten Funkens Liebe und Wärme. In einer Partnerschaft oder Ehe rührt diese Art von Krise meist von einem tiefen inneren Gefühl, dass etwas in dieser Beziehung anders werden muss – ziemlich anders.
    Die Botschaft, die Ihnen Ihr inneres Gefühl vermitteln möchte, lautet oft: »Ich weiß nicht, ob es für diese Beziehung noch Hoffnung gibt«. »Unsere Beziehung ist viel schlechter, als ich dachte«. »Ich kann oder will so nicht weitermachen«. Oder die Botschaft äußert sich auf positivere Weise: »Wenn wir an unserer Beziehung arbeiten, kann sie wieder besser werden.« »Unsere Ehe hat ein großes Potential«. »Wenn ich klarer sage, was ich will, kann mein Partner zukünftig besser damit umgehen.«
    Eine Paarbeziehung, eine Liebe ohne Krise kann es nicht geben. Krisen sind die Wachstumszeiten der Liebe. Krisen bieten Entwicklungsmöglichkeiten. Sie führen uns vor Augen, dass ein kritischer Punkt erreicht ist und eine Wende ansteht. Es ist eine wichtige Botschaft aus unserem Innersten, die uns drängt, uns auf eine Entscheidung zuzubewegen, die unser Leben und das unseres Partners verändern wird. Wenn Sie in der Vergangenheit schon öfter an diesem Punkt waren und diese innere Stimme durch was auch immer zum Schweigen gebracht haben, schenken Sie ihr dieses Mal alle Aufmerksamkeit, zu der Sie fähig sind. Wo man nicht mehr in gewohnter Weise lieben kann, muss man nicht stehen bleiben, sondern weitergehen. Aber als Paar.
    Veränderungen sind unbequem, machen Angst, und ihr Ausgang ist oftmals ungewiss. Wie die moderne Stressforschung herausgefunden hat, hängt das Erleben von Stress davon ab, wie die Situation subjektiv wahrgenommen wird und welche Bedeutung sie hat. Unsere Wahrnehmung ist nicht die Wirklichkeit, sondern unsere Sicht der Wirklichkeit. Es gibt im Wesentlichen fünf Situationseinschätzungen mit jeweils recht unterschiedlichen Auswirkungen auf das Erleben und Verhalten: die Situation wird als Bedrohung wahrgenommen, als Verlust, als Schädigung, als Herausforderung oder als positiv. Diese Einschätzungen erfolgen in der Regel schnell und unbewusst. Die meisten Gefühle sind Folge unserer Einschätzung. Gleichzeitig wirken diese auf unsere Einschätzung zurück. Es liegt eine Wechselwirkung vor.
    INFO: Der Einfluss der Einschätzung auf die erlebten Gefühle
Einschätzung als Bedrohung = Angst
Einschätzung als Schädigung = Ärger
Einschätzung als Verlust = Deprimiertheit/Trauer
Einschätzung als Herausforderung = Aktivierung/Energie
Einschätzung als positiv = Freude
    Quelle: G. Bodenmann, 1997
    Das Gefühl der Bedrohung entsteht vor allem dann, wenn wir die Situation nicht einschätzen können, ihr aber auch nicht aus dem Weg gehen können. Und man weiß nicht, wie das Ganze ausgehen wird, ob sich die Situation von allein wieder einrenkt. Abwarten und stillhalten sind typische Reaktionen. Da jede Veränderung auch mit einem Verlust einhergeht, sind Verlustgefühle häufig. Wird eine Situation als Verlust wahrgenommen, fehlt uns der Blick auf das, waswir gewinnen können. Wir sind ganz von dem drohenden Verlust absorbiert. Die Ungewissheit über den Verlust und über das »danach« spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Schätzen wir die Situation als Schädigung ein, unterstellen wir der anderen Seite ein persönliches Interesse, uns finanziell, seelisch oder sozial schaden zu wollen. Und angesichts von so viel Gemeinheit fühlen wir uns hilflos oder schlagen blind zurück. Eine Situation wird bevorzugt dann als Herausforderung wahrgenommen, wenn die Bedeutung groß ist, man Einfluss auf die Situation nehmen kann und die Chance gering ist, dass sich die Situation von selbst zum Guten wendet. Das fehlende Puzzleteil, das man dann noch braucht, um handlungsfähig zu sein, ist Gewissheit.
    Versuchen Sie sich klarzumachen, wie Sie Ihre Situation wahrnehmen. Sobald Ihnen das klar ist, verstehen Sie auch Ihre Reaktionen und Gefühle besser, denn ihre Wahrnehmung hat direkt Auswirkungen auf Ihr Erleben und Verhalten. Auf

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