Gehen oder bleiben? - Entscheidungshilfe für Paare
Bedrohung reagieren die meisten Menschen mit Angst. Verlust ist häufig mit dem Gefühl von Trauer und Schmerz verknüpft, während die Wahrnehmung einer Situation als Schädigung in aller Regel heftige Aggressionen auslöst – von Ärger bis Wut oder Hass. Wird die Beziehungskrise dagegen als Herausforderung wahrgenommen, stellen sich Gefühle wie Aktivierung, Energie und Neugierde ein. Das sind zweifellos die besten Voraussetzungen, sich der Herausforderung einer Krise zu stellen.
ÜBUNG: WIE NEHME ICH UNSERE SITUATION WAHR?
Formulieren Sie in einem Satz, ohne lange zu überlegen, wie Sie Ihre partnerschaftliche Situation wahrnehmen.
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Wenn Ihre Krise auf einer Bühne dargestellt werden würde, welche Stimmung würde vorherrschen? Welches Genre (Drama, Tragödie, Oper, Krimi, Komödie etc.) würde dazu passen?
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Stellen Sie sich und Ihren Partner als Cartoonfiguren vor. Was machen diese Personen? Was steht in den Sprechblasen?
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Nach S. Tobler, 2009
Den Gedanken an Trennung ernst nehmen
Der nächste Schritt besteht darin, den Gedanken an Trennung ernst zu nehmen und herauszufinden, von was Sie sich trennen wollen. Der Anlass zu einer Entscheidung über die Zukunft der Partnerschaft ist meist ein konkretes Ereignis, das einen oder beide Partner zu der Auffassung bringt, dass es so nicht mehr weitergehen kann. Es gibt viele derartige Anlässe, die das berühmte »Fass zum Überlaufen bringen«: Einmalige oder wiederholte Untreue, gesundheitliche Probleme, die man auf die Partnerschaft zurückführt, sexuelles Desinteresse, Liebesentzug, der soundsovielte Krach, der außer Kontrolle gerät, und der soundsovielte Gesprächsversuch, der in Missverständnissen endet. All dies und mehr kann Anlass sein, diese Frage auf die Tagesordnung zu setzen.
Egal, ob es ein bestimmter Anlass ist oder viele kleine Anlässe, in jedem Fall ist das Resultat dasselbe: Die kritische Masse ist erreicht. Aussagen wie »so nicht!«, »jetzt reicht es mir endgültig!«, »ich habe die Nase voll!«, »ich empfinde nichts mehr für dich!« markieren die Wende. Der Wunsch nach Veränderung kann allerdings heute in ganz verschiedene Richtungen gehen. Daher müssen Sie entscheiden, in welche Richtung Sie sich verändern wollen. Und das ist nicht immer von vornherein klar. Außerdem besteht Ihre Beziehung auszwei Personen, und diese andere Person hat auch noch ein Wörtchen mitzureden. So könnten Sie beide zwar der Meinung sein, dass sie so nicht weitermachen wollen, Sie wollen aber um die Beziehung kämpfen, ihre bessere Hälfte ist sich unschlüssig. Oder jeder von Ihnen ist hin und her gerissen zwischen kämpfen und aufgeben.
Auch wenn Ihnen der Gedanke an eine Trennung von Ihrem Partner unangenehm ist, Ihnen Angst macht oder Ihren persönlichen Wertvorstellungen zuwiderläuft, nehmen Sie ihn ernst und verdrängen Sie ihn nicht. Es nützt weder Ihnen noch Ihrem Partner, wenn Sie einfach darüber hinweggehen. Wenn notwendige kleine Trennungen vermieden werden, wächst die Sehnsucht nach der großen Trennung. In einer kleinen Trennung wird nicht vom Partner, sondern von etwas Abschied genommen. Versuchen Sie also herauszufinden, was hinter Ihrem Wunsch nach Trennung steckt, von wem oder was Sie sich trennen wollen. Die Antwort darauf kann in verschiedene Richtungen weisen und verschiedene Bereiche Ihrer Beziehung umfassen. Dazu einige Beispiele:
Trennung von meinem jetzigen Partner
Trennung von bestimmten Erwartungen
Trennung von bestimmten Verhaltensweisen und Mustern
Trennung von Verletzungen
Trennung von einem zu engen Verhältnis zu den Eltern
Trennung von schlechten Gewohnheiten
Trennung von meiner Idealvorstellung vom Partner
Trennung von zu viel Sicherheit
Trennung von einer bestimmten Phase der Beziehung
Trennung von einer bestimmten Form der Beziehung
Trennung von bestimmten Ansichten oder Haltungen
Trennung von einer bestimmten Rolle
Trennung von Altlasten
Trennung von Routine
Trennung von Lieblosigkeit
Diese Liste ist nicht vollständig. Spricht Sie das eine oder andere Motiv an? Worum geht es Ihnen? Was sind Ihre Beweggründe oder Motive? Was sagen Ihnen diese über die Richtung, in der Sie vorwärtsgehen wollen? Folgende Übung kann Ihnen dabei helfen.
ÜBUNG: UM WELCHE VERÄNDERUNG GEHT ES?
Erklären Sie einer fremden Person in ein, zwei Sätzen, um welche Veränderung es bei Ihnen geht.
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Stellen Sie sich vor, Sie schreiben einen autobiografischen Roman über Ihre Partnerschaft. Darin widmen Sie der jetzt
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