Gehen oder bleiben? - Entscheidungshilfe für Paare
Gleichwertigkeit unterschiedlicher Impulse entsteht das Gefühl, in einer Zwickmühle zu sitzen
Selbstvorwürfe –
Man wirft sich vor, dass man noch keine Entscheidung getroffen hat, und gibt sich selbst die Schuld dafür; sie richten sich an einen selbst, den Partner oder andere Personen
Fehlervermeidung –
Lieber keine Entscheidung treffen als eine falsche.
Dies führt zu einem defensiven Entscheidungsverhalten
Tunnelblick –
Fixierung auf eine »Entweder-oder«-Entscheidung. Damit einher geht der Verlust von Kreativität
Spannungsanstieg –
Zunahme von physiologischem und psychischem Stress
Problematische Gefühlsberuhigung –
Der inneren Aufruhr wird einzudämmen versucht durch Rauchen, Alkohol- oder Medikamentenkonsum, exzessives Essen und Fernsehen.
Ambivalenz über einen längeren Zeitraum hinweg macht krank. Das Vorsichherschieben notwendiger Entscheidungen kann so belastend sein, dasssich daraus gesundheitliche Probleme, insbesondere typische Stresssymptome wie Schlafstörungen, Angstattacken, Appetitmangel, Kompensation durch übermäßiges Essen oder Arbeiten, ergeben. Länger anhaltende Unentschiedenheit kann also großen Schaden anrichten. In einer Partnerschaft festzusitzen, wenn man gehen sollte, kann einen krank machen. Ständige Gedanken an Trennung und das Drohen damit können eine Beziehung ruinieren, obwohl sie noch zu retten wäre. Wenn man für den Partner nur noch ambivalente Gefühle empfindet, distanziert man sich von ihm. Man verbringt weniger Zeit mit ihm, man redet weniger mit ihm oder nur über unwichtige Dinge. Die Beziehung erstarrt in Routine. So entfaltet die Ambivalenz ihre eigene Gesetzmäßigkeit. Unschlüssigkeit schafft Distanz, und Distanz macht alles nur noch schlimmer: Das klärende Gespräch findet nicht statt. Ambivalenz kann so zu einer beherrschenden Macht werden. Das sind die negativen Folgen.
Ambivalenz ist aber nicht nur schlecht, sie hat auch eine positive Seite. Sie schützt uns vor übereilten Entscheidungen, die rein aus dem Affekt heraus getroffen werden und die man dann am anderen Morgen bereut. Die gemischten Gefühle, die wir als so schwierig erleben, zeigen uns zudem, was uns wirklich wichtig ist. Und das hilft uns, kreative Lösungen zu finden und den engen Rahmen einer Entweder-oder-Entscheidung eine Zeit lang außer Kraft zu setzen. Der weitere Vorteil: Wer ambivalent ist, bringt sich selbst aus der Schusslinie! Man würde sich ja gerne entscheiden, aber man kann nicht! Spielen Sie diese Überlegung doch einmal in Gedanken durch. Sie schieben Ihre Entscheidung weiter vor sich her. Was ist dann? Wie geht es weiter? Morgen, in einer Woche, in einem Monat, in 12 Monaten? Wie wird Ihr Partner darauf reagieren, dass Sie sich nicht zu einer Entscheidung durchringen können? Wird er dagegen Sturm laufen und um Sie kämpfen? Wird er Sie immer wieder nach Ihrer Entscheidung fragen, von sich aus jedoch nichts unternehmen? Wird er gehen oder sich mit der Situation arrangieren und seine Vorteile daraus ziehen? Möglicherweise tun Sie ihm sogar einen Gefallen damit! Vielleichtstellen Sie bei diesem Gedankenspiel fest, dass ambivalent bleiben genau die von Ihnen gewollte Lösung sein könnte.
Es gibt noch andere Strategien, um dem belastenden Zustand des Nichtentscheidens ein Ende zu bereiten, ohne selbst eine Entscheidung zu treffen. So kann man darauf hoffen, dass einem der Partner irgendetwas tut oder sagt, was einem einen Vorwand gibt zu gehen, ohne dass man die Verantwortung dafür übernehmen muss. Manche Partner betreiben eine Art von »Flucht nach vorn«: Sie verhalten sich ihrem Partner gegenüber derart provozierend und destruktiv, dass dieser sich schließlich nicht anders zu helfen weiß, als Schluss zu machen. Es wird also versucht, den Partner zum Gehen zu bewegen, ohne offen darüber zu reden. Der Preis ist dann oft, dass dieser den letzten Respekt vor einem verliert. Ebenfalls in diese Kategorie fallen überstürzte Entscheidungen. Man folgt im Wesentlichen einem Fluchtimpuls. Hauptsache eine Entscheidung. Die ganzen Zweifel, vor denen man davonläuft, holen einen hinterher wieder ein.
Nicht selten verlässt ein Partner eine Beziehung nur, um bleiben zu können. Weil er nicht mehr weiß, wie er den anderen noch erreichen kann, greift er unbewusst zu diesem heftigen Schritt. Er will nicht wirklich weg. Er will entweder merken, wie wichtig ihm die Beziehung noch ist, oder den Partner aufrütteln und spüren, dass dieser ihn noch will und um
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