Gehen oder bleiben? - Entscheidungshilfe für Paare
besten mit Ihren eigenen Vorstellungen von einem guten Leben vereinbar ist. Die Bewertung kann auf zwei verschiedene Arten getroffen werden: zum einen mit dem Verstand, zum anderen mithilfe der Intuition. Möglichkeiten, den Verstand für sich arbeiten zu lassen, sind Für- und Widerlisten, Mindmaps und Fakten sammeln. Diese Methoden finden Sie in den nächsten beiden Kapiteln. Der Verstand dient dazu, sich zum Experten zu machen – in Ihrem Fall zum Liebes- und Beziehungsexperten. Die Intuition hilft Ihnen dann, die für Sie beste Entscheidung zu treffen. Hierfür müssen Sie auf Ihre Körpersignale und Ihre Bauchgefühle achten und diese nicht als reine Gefühle abtun. Auch dazu gleich mehr.
Die Psychologie hat lange einen Gegensatz zwischen Gefühlen und Gründen konstruiert. Dabei haben auch Bauchgefühle ihrenUrsprung in Gründen, die uns aber in der Regel nicht bewusst sind. Wirklich gute Entscheidungen basieren auf einer ausgewogenen Mischung von zielgerichtetem Denken und Intuition. Dazu sind sie noch so schlank wie möglich. Ein erfolgreicher »Entscheider« muss filtern. Wenn Sie zu viele Informationen sammeln, erhöhen Sie zwar subjektiv das Gefühl von Sicherheit, ertrinken aber darin. Die Zahl der Informationen steht in keinerlei Zusammenhang mit der Richtigkeit einer Entscheidung. Aus diesem Grund helfen noch so gut gemeinte Fragelisten mit möglichst vielen Fragen nicht weiter – sie verwirren nur.
Wissenschaftler wie der Max-Planck-Forscher Gerd Gigerenzer haben nachweisen können, dass gute Entscheidungen oft auf unserer unbewussten Intelligenz beruhen und nicht einfach ein »Gefühl« sind. Gefühle sind Teil unserer Intelligenz. Zu welchen Entschlüssen unser Gehirn gelangt, spüren wir zwar auch im Bauch, aber die Entscheidungen fallen nun mal im Kopf.
Jeder von uns hat schon mal in dunkler Vorahnung die Erfahrung eines »flauen Magens« gemacht oder »Schmetterlinge im Bauch« gefühlt. Und jeder von uns kennt Entscheidungen, die er intuitiv aus dem Bauch heraus getroffen hat – und das waren bei Weitem nicht die schlechtesten. Vielleicht mögen Sie sich gerade jetzt an eine solche von Ihnen getroffene Entscheidung erinnern und dieser Erinnerung einige Momente nachspüren? Worum ging es dabei? Vor welcher Frage standen Sie? Welche angenehmen oder unangenehmen Körpersignale haben Sie an sich wahrgenommen? Und als Sie Ihre Entscheidung getroffen hatten, waren Ihnen die Gründe bewusst, die sie zu Ihrer Entscheidung gebracht haben? Vermutlich nicht. Unbewusste Vorgänge spielen bei Entscheidungen eine wichtige Rolle, und hierbei wiederum das emotionale Erfahrungsgedächtnis. In diesem wird alles gespeichert, was dem Organismus zeit seines Lebens widerfährt. Dieses Wissen wird in Form von Gefühlen und Körperempfindungen gespeichert. Maja Storch führt dazu aus (2009): »Das gelernte Wissen entsteht – vereinfacht gesagt – dadurch, dass bestimmteVerhaltensweisen belohnt beziehungsweise als angenehm erfahren und andere bestraft oder als unangenehm registriert werden. Diese Erfahrungen hinterlassen dauerhafte Spuren.« Das emotionale Erfahrungsgedächtnis verfügt also über einen großen Arbeitsspeicher. Es sagt uns sozusagen: »Hallo! Das hast du schon mal erlebt. Bitte berücksichtige diesmal die Lektionen, die du gelernt hast.« Um diesen Speicher zu nutzen, müssen wir auf unsere Gefühle und Körpersignale achten. Diese steuern unser Annäherungs- und unser Vermeidungsverhalten. Was sich angenehm anfühlt, zieht uns an, was sich unangenehm anfühlt, stößt uns ab. Man kann sich diesen Vorgang wie eine Ampel vorstellen, die den Befehl zum »Stopp« oder zum »Go« gibt. Wenn zum Beispiel die Möglichkeit »die Beziehung beenden« mit negativen Vorstellungen gekoppelt ist, entsteht eine unangenehme Empfindung. Dies bedeutet, Vermeidung ist angesagt. Über die Körpersignale entsteht eine gefühlsmäßige Vorliebe für eine bestimmte Alternative. Auf dieser können dann weitergehende Analysen aufgebaut und Lösungsmöglichkeiten entwickelt werden.
Die Beachtung von Emotionen und Körpersignalen
Emotionen und Körpersignale sind für eine gute Entscheidung unentbehrlich, und deshalb werde ich Sie bei den konkreten Entscheidungshilfen immer wieder darauf hinweisen. Zu Ihrer Orientierung habe ich die häufigsten negativen und positiven Körpersignale aufgelistet (Storch):
Negative Körpersignale
Ein Zittern in den Beinen, ein schlechtes Gefühl im Bauch, ein schwerer Stein, ein schwarzes
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