Gehen oder bleiben? - Entscheidungshilfe für Paare
tendiert. Sie wissen, es müssen nicht viele Gründe sein! Wenn Sie durch diese Übung feststellen, dass auf der Pro-Seite ein »Rest« übrig bleibt, reicht das als Grund aus, um zu gehen – wenn Ihre Bauchgefühle zustimmen.
Sich die Zukunft ohne den Partner ausmalen
Bei Ihrer Entscheidung zu gehen sollten Sie unbedingt auch die Auswirkungen Ihrer Entscheidung zu unterschiedlichen Zeitpunkten in Betracht ziehen. Möglicherweise fühlt sich Ihre Entscheidung kurzfristig gut und stimmig an, mittelfristig schon und langfristig überhaupt nicht mehr gut und stimmig an. Oder gerade andersherum. Viel zu oft treffen wir Entscheidungen aus kurzfristigen Motiven heraus und vernachlässigen dadurch, vorausschauend zu denken und zu handeln. D.h., die weit entfernte Zukunft sollte unser Denken stärker beeinflussen, als es gewöhnlich der Fall ist – gerade auch bei der Entscheidung über die Zukunft der Partnerschaft. Natürlich kann niemand die Zukunft voraussagen. Allerdings können wir uns gedanklich und gefühlsmäßig mithilfe unserer Fantasie in die nähere und fernere Zukunft versetzen und ein Bild davon bekommen, wie wir uns dabei fühlen. Wenn wir uns Dinge detailliert und bildhaft vorstellen, erleben wir diese intensiver, als wenn wir uns rein rational mit einer Situation beschäftigen. Das Wissen, das auf diese Weise zustande kommt, wird »gefühlt«: Körpersignale und Gefühle werden bewusster wahrgenommen.
Fantasiereisen, Imaginations- und Visualisierungsübungen sind Methoden, die mittlerweile auch außerhalb der klassischen Hypnose mehr und mehr Anwendung finden: im Sport, in der Pädagogik, bei Prüfungen und in der Medizin und Heilbehandlung.
Die nachfolgende Imaginationsübung fokussiert drei verschiedene Zeitrahmen: »gleich jetzt«, »etwas später« und »wenn alles vorbei ist«. Diese Aufteilung orientiert sich an dem »10-10-10-Modell für intelligente Lebensentscheidungen« der Journalistin Suzy Welch. Wie Sie merken werden, können diese verschiedenen Zeitfenster sehr schnell deutlich machen, ob Ihre Entscheidung zu gehen am besten mit Ihren eigenen Vorstellungen und innersten Werten von einem besseren Leben vereinbar ist.
Lassen Sie sich also von Ihren Fantasiebildern führen. Am besten lesen Sie den nachfolgenden Text Zeile für Zeile und schließen in den Pausen die Augen, um sich ganz auf Ihre Vorstellungen zu konzentrieren. Öffnen Sie Ihre Augen erst wieder, wenn Sie dazu bereit sind, und fahren Sie dann mit dem Text fort. Nehmen Sie sich am Ende dieser Übung Zeit zum Nachspüren. Hier nun der Text:
FANTASIEÜBUNG »SICH VOM PARTNER TRENNEN«
Stellen Sie sich vor, Sie haben gerade eben die Entscheidung getroffen, sich von Ihrem Partner zu trennen. Und Sie haben sich die Entscheidungwahrlich nicht leicht gemacht, aber nun ist sie gefallen. Sie verbringen Ihre erste Nacht ohne Ihren Partner, und Sie wachen am anderen Morgen auf und richten sich Ihren Tag ein im Bewusstsein Ihrer neuen Eigenständigkeit und Unabhängigkeit. (Pause) Nehmen Sie wahr, wie Ihr Leben kurz nach Ihrer Entscheidung aussieht. Denken Sie an die Menschen, Orte und Dinge, die tatsächlich oder Ihrer Vermutung nach Teil Ihres neuen Lebens sein würden, wenn Sie jetzt die Beziehung beenden. Was würde sich an Ihrem Leben verändern? Was machen Sie nach der Arbeit? Wie sehen Ihre Wochenenden aus? Machen Sie Dinge, die Sie schon immer mal tun wollten? (Pause) Und nun zu Ihren Gefühlen: Welche Gefühle spüren Sie sogleich nach Ihrer Entscheidung: eine Minute danach, eine Stunde, die erste beziehungsweise die ersten Wochen. Nehmen Sie sich Zeit, Ihre Gefühle und Körpersignale wahrzunehmen. Wie fühlt sich Ihre Entscheidung an, kurz nachdem Sie sie getroffen haben? (Pause) Und nun geht Ihre Aufmerksamkeit zu den Folgen Ihrer Entscheidung. Lassen Sie dazu ein Bild auftauchen. Wer außer Ihnen tritt noch ins Bild? Haben Sie ein Lager voller Feinde um sich? Wie reagieren Ihre Freunde so kurz nach Bekanntwerden Ihrer Entscheidung? Welche praktischen Probleme stehen so kurz nach Ihrer Entscheidung an? Sind Sie allein oder haben Sie Hilfe? Haben Sie sich die allererste Zeit schlimmer oder leichter vorgestellt? Und wie ist es in Ihrer Vorstellung? Malen Sie sich die Zeit kurz nach Ihrer Entscheidung Schritt für Schritt aus. (Pause)
Bewegen Sie sich in Gedanken ein Stück weiter in die Zukunft – ungefähr so weit, wie die Zukunft für Sie absehbar ist – und damit auch die Folgen Ihrer Entscheidung. Die ersten Reaktionen
Weitere Kostenlose Bücher