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Gehetzt - Thriller

Titel: Gehetzt - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Wozencraft Baerbel Arnold Velten Arnold
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notiert hatte. Und jetzt dies: häuslicher Unfrieden.
    Ein paar Häuser entfernt von der Adresse, die sie ihr genannt hatten, fuhr sie an den Bordstein und ging zügig auf das Haus zu, ein einstöckiges Gebäude in der Mitte einer Reihe ähnlicher, die ganze Straße säumender Häuser. Sie näherte sich vorsichtig und achtete auf jeden Hinweis, dass etwas nicht stimmte, sah aber keine Anzeichen von Ärger. Diane hatte den Finger kaum von der Klingel ge nom men, als eine Frau in Shorts und einem Ricky-Martin-T-Shirt die Tür öffnete und sie durch das Wohnzimmer in die Küche führte, in der gerade ein lautstarker Streit im Gange war. Diane kam genau in dem Augenblick herein, als ein paar Rotznasen
Schweinekoteletts von einer auf dem Küchentisch stehenden Platte nahmen, sie an die Wand klatschten und dabei brüllten: »Scheiß Abendessen! Scheißfraß! Wir wol len zu McDonald’s!« Beim Anblick von Diane sagten sie plötzlich keinen Pieps mehr, und es fielen ihnen die Kinnladen herunter, als ob sie noch nie im Leben eine Frau in Uniform gesehen hätten.
    Der Vater saß da und beobachtete die Kinder, ein Lächeln huschte über seine Lippen.
    »Er hat angefangen«, stellte die Frau klar. »Hat eine volle Schüssel Kartoffelbrei und dann auch noch eine mit Bratensoße an die neue Tapete geklatscht, die ich das gan ze vergangene Wochenende eigenhändig aufgehängt habe.«
    »Du hättest dich lieber selber aufhängen sollen«, konterte der Mann.
    Diane sah erst ihn an und dann an ihm vorbei auf die Tapete, die ein Muster aus Weintrauben und Kirschen hatte, eine Farbkombination aus dunkellila und rot, und aussah wie etwas, das man vielleicht im Our Savior Thrift Shop in Overton, Texas, kaufen konnte. In dem Ort, in dem sie aufgewachsen war. Wenn sie zu solchen Einsätzen gerufen wurde, hasste sie ihren Job.
    Wieder an ihren Mann gerichtet, fuhr die Frau fort: »Wie kannst du nur so etwas sagen!« Der Mann sah Diane an, er hatte immer noch sein süffisantes Lächeln auf den Lippen. Sie hatte ihren eigenen Vater nie ken nengelernt, aber wenn er diesem Mann auch nur ein bisschen ähnlich war, dankte sie Gott dafür, dass ihr das erspart geblieben war. Diane starrte auf die Wand, von der Kartoffelbreiklumpen und Soße heruntertropften. Was für ein Schwachsinn! Diese Leute brauchten keine Polizei. Sie brauchten eine Kindergärtnerin. Das hier war einfach nur komplett bescheuert. Es war so bescheuert, dass sie sich zusammenreißen musste, nicht laut loszulachen. Bescheuerte Leute, die in einem bescheuerten Haus
bescheuerte Leben lebten. Sie kapierten es nur nicht. Diane betrachtete die Koteletts auf dem Fußboden und dachte daran, dass ihre Mutter ihr als Kind nie Koteletts zubereitet hatte. Sie hatte ihr lediglich ein- oder zweimal Hähnchenkeulen »Shake ‚n’ Bake« gemacht, die jedes Mal angebrannt waren. Ansonsten hatte Diane in der Küche immer allein für sich sorgen müssen. Mit sechs hatte sie schon allein Rühreier machen können. Ihr älterer Bruder Kevin hatte geklaute Lebensmittel mit nach Hause gebracht und im Kühlschrank oder in den Vorratsschränken verstaut, und manchmal, wenn ihre Mutter so betrunken gewesen war, dass Kevin ihren Anblick nicht hatte ertragen können, hatte er die Tüten einfach auf der Anrichte stehen gelassen und kopfschüttelnd und leise fluchend wieder die Wohnung verlassen. An solchen Tagen hatte Diane dann die Sachen weggeräumt und war auch hinausgegangen in die glühende, nach Pinien duftende Hitze des ostt exanischen Sommers und hatte sich ein schattiges Plätzchen gesucht.
    Der Salat stand noch auf dem Tisch. Niemand hatte ihn angerührt. Eisbergsalat und Tomaten, die aussahen, als wären sie vollkommen grün geerntet und in Zellophan gewickelt worden, wo sie halb gereift und halb verfault wa ren. Dianes Augen folgten der Spur der an der Wand he runtertriefenden Soße. Das Baby war herbeigekrabbelt und leckte Kartoffelbrei vom Boden. Sie betrachtete erst die Frau mit ihren tränenüberströmten Wangen und dem zerzausten Haar, dann den Mann mit sei nem schmutzigen T-Shirt und dem vorgeschobenen Kiefer, den er jeder Art von Autorität entgegenreckte, die es wagte, in weiblicher Form aufzutreten, und zum Schluss die Kinder, die so gebannt ihre Uniform und ihre Waffe anstarrten, dass sie den Menschen unter der Uniform und all der Ausrüstung gar nicht wahrzunehmen schienen.
    Dianes Verstärkung traf ein: Es war Renfro. Er polterte
durch die Haustür, seine Taschenlampe wie einen

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