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Gehetzt

Titel: Gehetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Ich kann erst bremsen, wenn wir den Abhang hinter uns haben. Sie müssen also verdammt schnell reagieren. Alles klar?«
    »Wenn ich ›okay‹ sage, fahren Sie weiter. Sonst sage ich ›stop‹.«
    Die Seitenstraße war breit genug, um ohne Schwierigkeit rückwärts hineinzustoßen. Barnes hielt kurz an und bewegte die Finger, um sie ein wenig gelenkiger zu machen. Dann fuhr er an, ohne noch lange über Erfolg oder Mißerfolg nachzudenken. Colburn mußte das ganze Unternehmen für die letzte Tat eines Irrsinnigen halten, und tatsächlich hatte Colburn im Turm alles andere als Zutrauen zu Barnes’ Vorhaben, denn dafür hätte er nach zwei Seiten gleichzeitig schauen müssen – zur Hügelkuppe hinauf, hinter der die Panzerkolonne anrückte, und hinunter zur Uferböschung, die steil wie eine Bergflanke vor Bert aufragte.
    Unter Colburn ratterten die Ketten die ansteigende Böschung hoch. Sein Körper wurde durch die Schräglage gegen den hinteren Rand des Turms gedrückt. Der Sergeant raste mit mörderischem Tempo die Steigung empor. Was war, dachte Colburn, wenn der Lastkahn, der ihnen als Brücke dienen sollte, nicht an der richtigen Stelle lag? Oder der Feind tauchte auf dem Hügel auf, wenn sie gerade mitten in der Böschung hingen? Ihm fielen die Worte wieder ein, die er Barnes zu Beginn ihres Unternehmens gesagt hatte. Waren da letztlich doch zu viele Fragezeichen gewesen?
    ›Ich glaube nicht, daß wir es diesmal schaffen‹, dachte der Kanadier.
    Barnes dagegen hatte sich entschieden und verschwendete keinen Gedanken mehr daran, ob sie es schaffen würden oder nicht. Sein schmerzumnebelter Verstand konzentrierte sich nur noch auf ein Problem – zum Kanal hinaufzufahren. Da sich der Neigungswinkel des Tanks nur in der Längsachse veränderte, verrutschten die Kisten mit den Sprengkapseln diesmal nicht.
    Doch das konnte sich jederzeit ändern.
    Der Tank ruckte und holperte, als die Ketten tief in den weichen Untergrund sanken und sich wieder daraus befreiten.
    Barnes ließ den Motor auf hohen Touren laufen. Als sehr instabil hatte Colburn die britischen Sprengkapseln bezeichnet.
    Bert neigte sich zur Seite, als die linke Kette wieder in ein tiefes Erdloch einsank. Die gleiche Kiste prallte erneut gegen Barnes’ Schulter und drückte mit ihrem Gewicht auf die offene Wunde. Der Sergeant zuckte zusammen und fluchte kräftig. Er würde diese verdammte Box aus dem Tank werfen, sollten sie je am anderen Kanalufer ankommen. Er beschleunigte, als er sah, daß sie den Uferrand fast erreicht hatten.
    Colburn stand aufrecht an seinem Platz und hielt sich mit beiden Händen am Turmrand fest, wollte unbedingt so früh wie möglich erkennen, ob sie an der richtigen Stelle auf den Lastkahn stießen, den er bis jetzt nicht einmal sah. Er merkte, wie Barnes beschleunigte. Sie würden die Böschung schaffen.
    Eifrig beugte er sich aus dem Turm. Sie erreichten das Kanalufer.
    »Okay, Barnes, okay!«
    Da lag er, der Lastkahn. Sie schossen genau darauf zu. Der Tank hing für einen Sekundenbruchteil mit den Vorderketten in der Luft und sackte dann auf den Boden, durchquerte einen schmalen Wasserstreifen und rollte mitten auf das flache Deck.
    Der Kahn schwankte unter dem Gewicht.
    Barnes fuhr Bert bis in die Mitte. Plötzlich starb der Motor ab.
    Colburn verschlug es die Sprache. Jetzt saßen sie fest, im Sichtfeld der feindlichen Panzer, die sicher schon den letzten Hügel emporkrochen. Er hörte, wie Barnes immer wieder zu starten versuchte. Er schaute zur Hügelkuppe hinüber. Noch war nichts zu sehen, doch die Kolonnenspitze konnte nicht mehr weit sein. Er konnte sich die Szene klar und deutlich vorstellen: Der erste schwere Panzer erreichte die Hügelkuppe, entdeckte die Silhouette des Feindpanzers, die sich deutlich gegen den Morgenhimmel abhob, gab die Meldung über Funk weiter an die folgenden Panzer, die dann mit geladener Kanone…
    Colburn bemerkte überrascht, wie sich seine Hand um den Revolver krampfte, und versuchte, sich etwas zu entspannen.
    Sein Blick streifte den Sprengapparat im Turm und wanderte dann wieder zur Hügelkuppe, hinter der der Tag aufdämmerte, während Barnes vergeblich versuchte, den Motor zu starten.
    Der Blick des Kanadiers wanderte zurück in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Die Straße lag immer noch verlassen da. Wer hatte ihnen die Kolonne auf den Hals gehetzt?
    Wahrscheinlich die zweite Motorradstreife auf dem Platz.
    Der Motor röhrte auf, der Tank rollte vorwärts über den Kahn

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