Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Gehetzt

Titel: Gehetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
Vom Netzwerk:
dankte ihm, klemmte das Paket unter den Arm und lief zum Panzer zurück. Die Mandels folgten ihm und beobachteten, wie er in den Turm kletterte, den Kopfhörer aufsetzte und Reynolds den Fahrbefehl gab.
    Barnes schaute zu den Franzosen hinunter. Er sah die grauen Stoppeln am Kinn, die dunklen Schatten unter den Augen und die Sorgenfalten auf der Stirn des Bauern. Er hob den Blick.
    Auf der Straße tat sich nichts, sie lag ruhig und verlassen vor ihnen.
    Der Motor röhrte auf, spuckte – und starb ab. Barnes schwieg. Reynolds startete erneut. Der Motor sprang nicht an.
    Mandel stemmte die Hände in die Hüften und wartete. Alle warteten, nur Reynolds kämpfte verzweifelt gegen die Tücke der Technik an. Fünf Minuten vergingen, der Morgen dämmerte grau über die Felder herauf, im Osten zeigte sich der erste Goldstreif am Himmel. Bald würde es hellichter Tag sein.
    Reynolds versuchte es immer wieder, doch der Motor hustete und spuckte nur. Bert rührte sich nicht von der Stelle.
    Mandel stand geduldig neben dem Panzer und wartete. Er zeigte nicht die geringste Nervosität. Die beiden Jungen dagegen hatten sich umgedreht und starrten wie gebannt die Straße entlang nach Osten.
    »Klappt’s nicht?« fragte Barnes Reynolds vom Turm aus.
    Der Fahrer drehte den Kopf und schaute zu ihm hinauf. »Ich glaube, der Starter ist defekt.«
    »Nun machen Sie schon. Die Panzerkolonne kann jeden Moment hier sein.«

    »Müßte mir den Anlasser mal näher ansehen.«
    »Wie lange wird das dauern?«
    Sofort bereute Barnes seine unüberlegte Frage. Woher sollte Reynolds eine Antwort darauf wissen? Doch diese Unkonzentriertheit war das einzige Anzeichen für seine innere Unruhe und Besorgnis.
    »Vielleicht zwei Minuten, vielleicht aber auch zwei Stunden. Ich habe schon auf dem Weg hierher bemerkt, daß mit dem Motor etwas nicht stimmt.«
    »Versuchen Sie’s noch einmal, bevor Sie nachsehen.«
    Barnes beugte sich aus dem Turm zu Jacques hinunter.
    »Woher wußtest du, daß die Kolonne sich bald wieder in Bewegung setzt?«
    »Die Besatzungen blieben in den Panzern. Sie verzehrten ihr Essen im Turm.«
    Barnes sah Mandel an. »Scheint so, als ob sie nur kurz angehalten hätten und bald hier sein werden.«
    »Das glaube ich auch.«
    »Also machen wir noch ein paar Startversuche.«
    Reynolds probierte immer wieder, Bert zum Leben zu erwecken. Währenddessen war es hell geworden. Keiner der Männer sprach ein Wort. Barnes ließ den rückwärtigen Hügelkamm, der sich jetzt scharf gegen den Himmel abhob, nicht aus den Augen – den Kamm, auf dem bald die ersten Panzer auftauchen mußten. Jacques und Etienne rührten sich nicht vom Fleck. Sie hatten die Hände in den Hosentaschen vergraben. Mandel war der einzige, den es nicht am gleichen Fleck hielt. Neben der morgendlichen Kälte jagte eine wachsende Furcht den Wartenden Kälteschauer über den Rücken. Der Bauer verschwand kurz und tauchte wenig später an der Vorderseite des Panzers wieder auf. Er machte ein nachdenkliches Gesicht und musterte mit hochgezogenen Brauen den Tank. Dann sagte er ein paar rasche Worte zu Etienne. Der Junge lief über das Feld zu einem Schuppen neben dem Haus.
    »Sergeant, es ist sinnlos«, sagte Reynolds bestimmt. »Ich muß mir den Motor ansehen, und das kann dauern.«
    »Okay, versuchen Sie’s, aber beeilen Sie sich!«
    Barnes hatte gerade den Satz beendet, als er hörte, wie ein Motor ansprang. Etienne fuhr mit einem großen orangefarbenen Räumbagger aus dem Schuppen zu ihnen hinüber. Vor den Fronträdern hing ein riesiges Schaufelblatt an einer hochgefahrenen Gabel und schwankte leicht. Mandel kam zum Turm zurück.
    »Der Motor rührt sich nicht, oder?«
    »Im Moment noch nicht.«
    »Und bald wird die deutsche Kolonne hier vorbeikommen, oder?«
    »Damit müssen wir rechnen«, antwortete Barnes leicht irritiert.
    »Dann bleibt uns nichts anderes übrig, als den Panzer zu verstecken, nicht wahr?«
    »Sie können ihn wohl kaum mit der Räummaschine wegschieben. Das Ding hier wiegt 26,5 Tonnen, und die bewegen Sie mit Ihrem Gerät da keinen Millimeter von der Stelle. Aber Ihr Maschinenpark kann sich sehen lassen, Mandel.«
    »Ich habe mir diese Räummaschine von einem reichen Nachbarn ausgeliehen, um Bewässerungsgräben für meine Felder auszuheben. Sie haben natürlich recht, daß ich damit Ihren Tank nicht wegziehen oder -schieben kann, Sergeant Barnes. Wir müssen eben logisch vorgehen – also den Tank dort lassen, wo er ist, ihn aber trotzdem

Weitere Kostenlose Bücher