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Gehetzte Uhrmacher

Titel: Gehetzte Uhrmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Deaver
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waren übermalt, und im Innern brannte eine einzige nackte Glühbirne. Die Tür zum dunklen Hinterzimmer stand ein Stück offen, sodass man dort einen großen Haufen Abfall, alte Regale und verstaubte Dosen Tomatensoße erkennen konnte.
    Der Laden sah aus wie der einstige Treffpunkt einer kleinen Bande des organisierten Verbrechens, und genau das war er auch gewesen, bis man ihn im Rahmen einer Razzia vor einem Jahr geschlossen hatte. Hauseigentümer war zurzeit noch die Stadt, die bislang vergeblich nach einem Käufer gesucht hatte. Für ein heikles Treffen dieser Art sei dies ein guter, sicherer Platz, hatte Sellitto gesagt.
    An einem wackligen Tisch saßen der stellvertretende Bürgermeister Robert Wallace und ein gut aussehender junger Mann, ein Detective der Abteilung für innere Angelegenheiten. Er hieß Toby Henson und begrüßte Sachs mit festem Händedruck sowie einem Blick, der besagte, dass er ihr den Abend ihres Lebens bescheren würde, falls sie nicht abgeneigt wäre, mit ihm auszugehen.
    Sie nickte ernst und konzentrierte sich ausschließlich auf die schwierige Aufgabe, die ihr bevorstand. Bei der erneuten Durchsicht der Fakten – ohne Rücksicht auf etwaige Konventionen, so wie Rhyme es angeraten hatte – war sie zu äußerst unangenehmen Ergebnissen gelangt.
    »Sie haben gesagt, es habe eine neue Entwicklung gegeben, die sich nicht am Telefon erörtern lasse«, sagte Wallace.
    Sie berichtete den Männern von Gerald Duncan und Dennis Baker. Wallace war bereits in groben Zügen informiert, aber Henson lachte überrascht auf. »Dieser Duncan war bloß ein normaler Bürger? Und er wollte einen korrupten Cop überführen? Deshalb hat er all das angestellt?«

    »Ja.«
    »Hat er Namen genannt?«
    »Nur den von Baker. Es hängen ungefähr acht oder zehn Beamte vom Eins Eins Acht mit drin, aber es gibt noch einen maßgeblichen Drahtzieher.«
    »Noch jemanden?«, fragte Wallace.
    »Ja. Wir haben die ganze Zeit nach einer Person mit einer Verbindung nach Maryland gesucht... In dem Punkt haben wir uns mächtig geirrt.«
    »Maryland?«, fragte der IAD-Mann.
    Sachs lachte verbittert auf. »Kennen Sie das Spiel ›Stille Post‹?«
    »Sie meinen, wie auf einem Kindergeburtstag? Man flüstert sich nacheinander etwas ins Ohr, und am Ende kommt etwas völlig anderes heraus?«
    »Ja. Meine Quelle hat ›Maryland‹ gehört. Ich glaube, es war in Wahrheit ›Marilyn‹.«
    »Der Name einer Person?«
    Als sie nickte, verengten sich Wallaces Augen. »Moment mal, Sie glauben doch nicht etwa...«
    »Inspector Marilyn Flaherty.«
    »Unmöglich.«
    Detective Henson schüttelte den Kopf. »Auf keinen Fall.«
    »Ich wünschte, ich würde mich irren. Aber wir haben einige Beweise. In Bakers Wagen sind wir auf Sand und Salzwasserspuren gestoßen. Sie besitzt ein Haus in Connecticut, in der Nähe des Strandes. Und ich wurde von jemandem in einem Mercedes AMG verfolgt. Zuerst dachte ich, es seien irgendwelche Gangster aus Jersey oder Baltimore. Aber zufällig fährt Flaherty genau so einen Wagen.«
    »Ein Cop kann sich einen AMG leisten?«, fragte Henson ungläubig.
    »Sie sollten berücksichtigen, dass Flaherty jährlich mehrere Hunderttausend illegale Dollar nebenbei einstreicht«, sagte Sachs pikiert. »Und wir haben in dem Explorer, den Baker von dem Verwahrplatz gestohlen hatte, ein paar grau melierte schwarze Haare von passender Länge gefunden. Ach, und vergessen Sie nicht: Flaherty wollte auf keinen Fall, dass die Abteilung für innere Angelegenheiten an den Ermittlungen beteiligt wird.«

    »Ja, das war merkwürdig«, bestätigte Wallace.
    »Weil sie die ganze Angelegenheit unter den Teppich kehren wollte. Einer ihrer Leute sollte die Ermittlungen übernehmen. Aber er hätte natürlich nichts festgestellt.«
    »Meine Güte, ein Inspector«, flüsterte der hübsche Junge vom IAD.
    »Wurde sie verhaftet?«, fragte Wallace.
    Sachs schüttelte den Kopf. »Das Problem ist, wir können das Geld nicht finden. Es liegt kein hinreichender Verdacht vor, um eine Verfügung für Flahertys Bankkonten oder einen Durchsuchungsbefehl für ihr Haus zu erwirken. Ich brauche Ihre Hilfe.«
    »Was kann ich tun?«, fragte Wallace.
    »Ich habe Flaherty gebeten, sich hier mit uns zu treffen. Ich werde sie über die neuesten Entwicklungen in Kenntnis setzen – aber nicht in allen Einzelheiten. Dann möchte ich, dass Sie ihr erzählen, wir hätten herausgefunden, dass Baker einen Partner hat. Der Bürgermeister habe eine Sonderkommission

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