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Gehetzte Uhrmacher

Titel: Gehetzte Uhrmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Deaver
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stießen laut klirrend mit den Wasserflaschen an.
    Fünfzehn Minuten später hatten sie die beim Zimmerservice bestellten Blaubeermuffins mit Kaffee erst halb verspeist, als Dances Mobiltelefon zwitscherte. Kathryn las im Display die Nummer des Anrufers ab, schüttelte den Kopf und lachte auf.
     
    Es klingelte an der Tür von Rhymes Haus. Gleich darauf kam Thom ins Labor und brachte Kathryn Dance mit. Ihr Haar war offen, nicht wie zuvor zu einem festen Zopf geflochten, und um ihren Hals baumelten die Ohrhörer des iPod. Sie zog ihren dünnen Mantel aus und begrüßte Sachs und Mel Cooper, der auch gerade erst eingetroffen war. Dann bückte sie sich und tätschelte den Hund.
    »Was würden Sie zu einem Abschiedsgeschenk sagen?«, fragte Thom und wies auf den Havaneser.
    Sie lachte. »Er ist allerliebst, aber ich habe zu Hause schon genug Leben um mich herum – sowohl zwei- als auch vierbeiniges.«
    Der Anrufer war Rhyme gewesen, mit der Bitte, ob sie ihnen noch einmal zur Hand gehen könne.
    »Ich verspreche, es ist das letzte Mal«, sagte er nun, als sie sich neben ihn setzte.
    »Also, was gibt’s?«, fragte sie.
    »Irgendwas an dem Fall stimmt nicht. Und ich brauche Ihre Hilfe.«
    »Was soll ich tun?«
    »Sie haben mir doch von dem Fall Hanson in Kalifornien erzählt – dass Sie bei der Lektüre seiner Aussage gemerkt haben, was mit ihm los war.«
    Sie nickte.
    »Ich möchte, dass Sie das Gleiche für uns tun.«

    Rhyme berichtete ihr von dem Mord an Gerald Duncans Freund, Andrew Culbert, durch den Duncan dazu veranlasst worden war, Baker und Wallace zur Strecke zu bringen.
    »Aber in der Akte sind wir auf ein paar merkwürdige Punkte gestoßen. Culbert hatte einen PDA, aber kein Mobiltelefon. Das war seltsam. Die Dinger sind aus der heutigen Geschäftswelt doch gar nicht mehr wegzudenken. Und er hatte einen Notizblock mit zwei Vermerken. Einer war ›Chardonnay‹. Was bedeuten könnte, dass er nicht vergessen wollte, eine Flasche Wein zu kaufen. Aber der andere lautete ›Herrentoilette‹. Warum sollte jemand sich so etwas aufschreiben? Ich habe eine Weile darüber nachgedacht, und dann kam ich auf die Idee, dass jemand, der nicht sprechen kann oder ein Problem mit den Ohren hat, dafür in Betracht käme. Er bestellt in einem Restaurant ein Glas Wein und fragt dann nach der Toilette. Und natürlich besitzt er kein Mobiltelefon. Ich habe mich gefragt, ob dieser Mann wohl taub gewesen ist.«
    »Demnach könnte Duncans Freund ermordet worden sein, weil der Räuber die Geduld verloren hat«, sagte Dance. »Das Opfer konnte ihn nicht verstehen oder gab ihm die Brieftasche nicht schnell genug. Duncan hat geglaubt , Baker habe seinen Freund getötet, dabei war es nur ein Zufall.«
    »Es wird noch komplizierter«, sagte Sachs.
    »Ich habe Culberts Witwe in Duluth ausfindig gemacht«, sagte Rhyme. »Sie hat mir erzählt, er sei von Geburt an taubstumm gewesen.«
    »Aber Duncan hat behauptet, Culbert habe ihm in der Armee das Leben gerettet«, sagte Sachs. »Als Taubstummer wäre er nie zum Dienst zugelassen worden.«
    »Ich glaube, dass Duncan lediglich von dem tödlichen Raubüberfall gelesen und sich als Freund des Opfers ausgegeben hat – damit sein Plan zur Verhaftung Bakers glaubwürdig klingen würde.« Der Kriminalist zuckte die Achseln. »Vielleicht hat es nichts weiter zu bedeuten. Immerhin haben wir einen korrupten Cop dingfest gemacht. Aber es wirft einige Fragen auf. Können Sie sich die Aufzeichnung von Duncans Aussage mal ansehen und uns Ihre Meinung mitteilen?«
    »Natürlich.«

    Cooper gab über seine Tastatur einen Befehl ein.
    Gleich darauf öffnete sich auf dem Computermonitor eine Videodatei. Man sah eine Weitwinkelaufnahme von Gerald Duncan. Er saß bequem in einem Verhörzimmer im Big Building. Lon Sellittos Stimme zählte ein paar Details auf: wer er war, das Datum und den Fall. Dann fing die Aussage an. Duncan erzählte im Wesentlichen das Gleiche wie gegenüber Rhyme, als er vor dem letzten Tatort auf dem Bordstein gesessen hatte.
    Dance sah zu und nickte langsam, während er die Einzelheiten seines Plans beschrieb.
    Als er fertig war, betätigte Cooper die PAUSE-Taste und fror Duncans Gesicht zu einem Standbild ein.
    »Das ist alles?«, wandte Dance sich an Rhyme.
    »Ja.« Ihm fiel auf, wie ernst sie war. »Was meinen Sie?«
    Sie zögerte. »Ich muss sagen... Meiner Ansicht nach stellt nicht nur die Geschichte über den Mord an seinem Freund ein Problem dar. Ich glaube, dass praktisch

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