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Gehetzte Uhrmacher

Titel: Gehetzte Uhrmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Deaver
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Belobigungsschreiben für ihren Dienst überreichen und ihnen danken, dass sie sich erneut verpflichtet hatten. Im Anschluss an die Feierstunde, den üblichen Fototermin und die hohlen Phrasen für die Medien würden die Gäste gehen, damit die Generäle und die anderen Regierungsbeamten erörtern konnten, wo auf der Welt sie zukünftig Demokratie zu verbreiten gedachten.
    Diese Regierungsbeamten, ebenso wie die Soldaten und ihre Familien sowie die zufällig anwesenden Pressevertreter waren das wahre Ziel von Charles Hales Mission in New York.
    Man hatte ihn zu dem simplen Zweck angeheuert, möglichst viele dieser Menschen zu töten.
     
    Der stämmige, stets lächelnde Bob saß am Steuer und Lucy Richter neben ihm auf dem Beifahrersitz, während sie sich der Tribüne vor dem Amt für Wohnungsbau und Stadtentwicklung näherten, wo die Parade soeben zu Ende ging.
    Lucy hatte ihrem Mann schweigend eine Hand auf den muskulösen Oberschenkel gelegt.
    Der Honda rollte gemächlich durch den dichten Verkehr, und Bob plauderte beiläufig über die für den Abend geplante Party. Lucy antwortete nur halbherzig. Sie rang immer noch mit der wichtigen Entscheidung, über die sie mit Kathryn Dance gesprochen hatte. Sollte sie die Weiterverpflichtung durchziehen oder nicht?

    Sich selbst verhören...
    Als sie vor einem Monat ihre Einwilligung gegeben hatte, war sie da sich selbst gegenüber ehrlich gewesen?
    Sie hielt nach den Emotionen Ausschau, die Agent Dance ihr genannt hatte: Wut, Niedergeschlagenheit... Mache ich mir was vor?
    Lucy versuchte, die Gedanken beiseite zu schieben.
    Sie hatten nun fast ihr Ziel erreicht. Auf der anderen Straßenseite demonstrierten einige Leute gegen die amerikanische Beteiligung an diversen ausländischen Konflikten. Die Freunde und Kameraden in Übersee waren sauer auf jeden, der protestierte, aber Lucy sah das erstaunlicherweise nicht so. Sie glaubte, dass bereits die Tatsache, dass diese Leute frei ihre Meinung zum Ausdruck bringen konnten und dafür nicht ins Gefängnis kamen, bestätigte, dass das, was sie tat, richtig war.
    Das Paar näherte sich dem Kontrollpunkt an der Kreuzung in der Nähe des AWS-Gebäudes. Zwei Soldaten traten vor, um ihre Ausweise zu überprüfen und den Kofferraum zu inspizieren.
    Lucy erstarrte.
    »Was ist?«, fragte ihr Mann.
    »Sieh mal«, sagte sie.
    Er schaute nach unten. Ihre rechte Hand lag auf der Hüfte, wo sie im Dienst ihre Waffe trug.
    »Willst du dich duellieren?«, scherzte Bob.
    »Das war rein instinktiv. Wegen des Kontrollpunkts.« Sie lachte humorlos auf.
    Bitterer Nebel...
    Bob nickte den Soldaten zu und lächelte seine Frau an. »Ich schätze, es ist hier ziemlich sicher. Wir sind ja schließlich nicht in Bagdad oder Kabul.«
    Lucy drückte seine Hand, und sie fuhren auf den Parkplatz, den man für die Ehrengäste reserviert hatte.
    Charles Hale war kein völlig unpolitischer Mensch. Er hatte ein paar generelle Ansichten über die Vorteile der Demokratie im Vergleich zur Theokratie, dem Kommunismus oder dem Faschismus. Aber er wusste, dass seine Meinung dem allgemeinen konservativen Durchschnitt entsprach und weder besonders radikal noch allzu durchdacht war. Als also Charlotte und Bud Allerton ihn im Oktober
damit beauftragten, er solle »ein Exempel statuieren«, und zwar wegen der »selbstherrlichen Einmischung der Regierung und nicht rechtens gesinnter Amerikaner im heidnischen Ausland«, hatte Hale innerlich gegähnt.
    Aber die Herausforderung reizte ihn.
    »Wir haben schon mit sechs Leuten gesprochen, aber keiner will die Aufgabe übernehmen«, hatte Bud Allerton gesagt. »Es ist fast unmöglich.«
    Charles Vespasian Hale mochte dieses Wort. Wer es mit dem Unmöglichen aufnahm, war nicht gelangweilt. So wie bei »unangreifbar«.
    Charlotte und Bud – ihr zweiter Ehemann – gehörten einer kleinen rechtsgerichteten Miliz an, die über mehrere Jahre die Beschäftigten und Gebäude sowohl der amerikanischen Bundesregierung als auch der Vereinten Nationen angegriffen hatte. Vor einer Weile waren sie in den Untergrund gegangen, doch nachdem die USA sich immer öfter militärisch im Rest der Welt engagierten, hatten sie und die anderen Mitglieder ihrer namenlosen Organisation wütend beschlossen, ein Fanal zu setzen.
    Dieses Attentat würde nicht nur ihre kostbare Botschaft übermitteln, sondern dem Feind auch spürbaren Schaden zufügen: Es würde Generäle und Regierungsbeamte auslöschen, die sich an den Gründungsprinzipien der amerikanischen

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