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Gehetzte Uhrmacher

Titel: Gehetzte Uhrmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Deaver
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Komplikationen wie möglich in ihre Uhren einzubauen. Ein typisches Beispiel dafür ist die Patek Philippe Star Calibre 2000, eine Armbanduhr aus mehr als eintausend Bauteilen. Zu den Komplikationen dieses Meisterwerks zählen die Angabe von Sonnenaufgang und -untergang, ein ewiger Kalender, der Wochentag, Datum und Monat, die Jahreszeit, die Mondphasen, die Mondumlaufbahn und eine Anzeige der Gangreserve sowohl für das Uhrwerk als auch für die diversen eingebauten Glockensignale.
    Das Problem bei Komplikationen ergibt sich bereits aus der Benennung: Sie lenken häufig von der ursprünglichen Funktion einer Uhr ab, der Zeitanzeige. Die Firma Breitling beispielsweise stellt vorzügliche Produkte her, aber manche Modelle aus der Professional- oder Navitimer-Serie haben dermaßen viele Skalen, Zeiger und Nebenfunktionen – wie Chronographen (die technische Bezeichnung für Stoppuhren) und Logarithmenrechner -, dass man den Stunden- und den Minutenzeiger leicht übersehen kann.
    Doch Komplikationen waren genau das, was Charles Hale für seinen Plan hier in New York City benötigte, um die Polizei von seinem wahren Ziel abzulenken. Lincoln Rhyme und sein Team würden höchstwahrscheinlich herausfinden, dass er sich nicht länger in Haft befand und in Wahrheit auch nicht Gerald Duncan war,
und ihnen würde klar werden, dass er etwas anderes vorhatte, als mit einem korrupten Cop abzurechnen.
    Daher brauchte er noch eine weitere Komplikation, um die Polizei zu beschäftigen.
    Hales Mobiltelefon vibrierte. Charlotte Allerton hatte ihm eine SMS geschickt: Sonderbericht im TV: Museum abgeriegelt. Polizei sucht Sie dort.
    Er steckte das Telefon wieder ein.
    Und erlebte einen Moment äußerster, beinahe sexueller Befriedigung.
    Die Nachricht verriet ihm, dass Rhyme zwar tatsächlich hinter seine falsche Identität gekommen war, die Polizei aber weiterhin nicht wusste, was die Uhr geschlagen hatte, und sich stattdessen auf die Komplikation namens Metropolitan Museum konzentrierte. Hale hatte es so aussehen lassen, als wolle er den berühmten Delphi-Mechanismus stehlen. Er hatte Museumsbroschüren über horologische Ausstellungen in Boston und Tampa in der Kirche zurückgelassen. Er hatte Vincent Reynolds von dem Gerät vorgeschwärmt. Er hatte dem Uhrenhändler zu verstehen gegeben, dass er von alten Uhren besessen war, vor allem von dem Delphi-Mechanismus, und dass er von der Ausstellung im Metropolitan Museum wusste. Das kleine Feuer, das er im National Institute of Standards and Technology in Brooklyn gelegt hatte, würde seine Verfolger glauben lassen, er wolle die nationale Atomuhr manipulieren, um das Zeitschloss im Museum zu überlisten und den Mechanismus zu entwenden.
    Der vermeintliche Diebstahl war so raffiniert und subtil angelegt, dass er der Polizei als einleuchtendes Motiv erscheinen musste. Die Beamten würden stundenlang das Museum und den nahen Central Park nach Hale durchkämmen und die Leinentasche untersuchen, die er an der Garderobe zurückgelassen hatte. Sie enthielt vier ausgehöhlte Bücher, in denen zwei Beutel Natron, ein kleiner Impulsgeber und natürlich eine Uhr versteckt waren – ein billiger Digitalwecker. Nichts davon hatte etwas zu bedeuten, aber es würde die Cops stundenlang beschäftigen.
    Die Komplikationen in seinem Plan waren so elegant, wenn auch nicht so zahlreich wie die in der angeblich am kunstvollsten gearbeiteten Armbanduhr der Welt, die aus der Werkstatt von Gerald Genta stammte.

    Im Augenblick hielt Hale sich nicht einmal in der Nähe des Museums auf, das er vor einer halben Stunde verlassen hatte. Kurz nachdem er das Gebäude betreten und die Tasche abgegeben hatte, war er in eine Toilettenkabine gegangen und hatte seinen Mantel ausgezogen, unter dem er die Armeeuniform eines Majors trug. Er hatte sich eine Sonnenbrille sowie eine Militärmütze aufgesetzt – die er in einer versteckten Tasche des Mantels mitgebracht hatte – und war sogleich wieder aus dem Museum verschwunden. Nun befand er sich in Downtown und stand in der Schlange vor der Sicherheitsschleuse des Amtes für Wohnungsbau und Stadtentwicklung.
    Im AWS-Gebäude würden heute Mittag einige Militärangehörige und ihre Familien an einer Zeremonie teilnehmen, die von der Stadt sowie dem Verteidigungs- und dem Außenministerium zu ihren Ehren ausgerichtet wurde. Die Politiker würden Soldaten bei sich begrüßen, die kürzlich von ausländischen Krisenherden heimgekehrt waren; sie würden ihnen

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