Gehetzte Uhrmacher
sein, sofern das Geld stimmte.
Es klopfte.
Duncan war pünktlich.
Charlotte ging zur Tür und öffnete sie lachend. »Sie haben es geschafft! Ich...«
Doch sie verstummte abrupt, und das Lächeln verschwand. Ein Polizist, mit schwarzem Helm und in Kampfausrüstung, drängte herein. Bei ihm war Amelia Sachs, mit einer großen schwarzen Pistole in der Hand. Mit wütender Miene und zusammengekniffenen Augen sah sie sich im Zimmer um.
Hinter den beiden folgte ein halbes Dutzend weiterer Cops. »Polizei! Keine Bewegung!«
»Nein!«, rief Charlotte und drehte sich weg. Sie kam nur einen Schritt weit, dann wurde sie zu Boden gerissen.
Im Schlafzimmer keuchte Bud Allerton erschrocken auf, als er den Schrei seiner Frau hörte, die barschen Stimmen und die trampelnden Schritte. Er schlug die Tür zu, zog eine automatische Pistole aus dem Koffer und lud sie durch.
»Hilfe!«, rief seine Stieftochter, ließ das Buch fallen und wollte zur Tür laufen.
»Sei still«, flüsterte er gehässig und packte sie am Arm. Sie schrie, als er sie auf das Bett warf. Ihr Kopf schlug gegen die Wand, und sie blieb benommen liegen. Bud hatte das Mädchen und sein Benehmen noch nie gemocht, den ständigen Sarkasmus und die Aufsässigkeit. Kinder – vor allem Mädchen – wurden auf die Welt geschickt, um zu gehorchen. Andernfalls mussten sie eben die Konsequenzen ihres Starrsinns tragen.
Er lauschte an der Tür. Es klang, als würden sich im Wohnzimmer der Suite mindestens zehn Beamte aufhalten. Bud blieb nicht viel Zeit für ein Gebet, aber diejenigen, durch die Gott spricht, können mit Ihm jederzeit Kontakt aufnehmen.
Mein lieber Herr und Erlöser Jesus Christus, danke für die Herrlichkeit, die du uns, den Rechtgläubigen, gewährt hast. Bitte gib mir die Kraft, mein Leben zu beenden und für meine Reise zu dir. Und lass mich von jenen, die hergekommen sind, um sich an dir zu vergehen, so viele wie möglich in die Hölle schicken.
Das Magazin seiner Pistole enthielt fünfzehn Schuss. Falls er standhaft blieb und Gott ihm die Stärke verlieh, seine Wunden zu ignorieren, konnte er jede Menge Cops mit sich nehmen. Dennoch würden sie über große Feuerkraft verfügen. Er musste sich einen Vorteil verschaffen.
Bud wandte sich zu seiner schluchzenden Stieftochter um, die sich den blutenden Kopf hielt. Und er fügte seinem Gebet ein kurzes Postskriptum hinzu, das ihm angesichts der Umstände ausgesprochen freundlich und großzügig erschien.
Und wenn du dieses Kind im Himmel empfängst, vergib ihm bitte, dass es sich so oft an dir versündigt hat. Es wusste nicht, was es tat.
Er stand auf, ging zu seiner Stieftochter und packte sie an den Haaren.
»Ist Allerton da drin?«, wandte Amelia Sachs sich an Charlotte und nickte in Richtung der geschlossenen Schlafzimmertür.
Sie sagte nichts.
»Das Mädchen?«
Der Mann an der Rezeption hatte ihnen die Nummer der Suite genannt, in der Charlotte und Bud Allerton mit ihrer Tochter wohnten, und die Anordnung der Räumlichkeiten beschrieben. Er war sich ziemlich sicher, dass alle drei Personen sich derzeit dort aufhielten. Als sie ihm das Foto des Uhrmachers zeigten, sagte er, der Mann sei mehrmals zu Besuch gewesen, aber seines Wissens nicht am heutigen Tag.
»Wo ist Allerton?«, fuhr Sachs die Frau an. Am liebsten hätte sie Charlotte gepackt und durchgeschüttelt.
Die Frau blieb stumm und starrte wütend zu Amelia hinauf.
»Badezimmer gesichert«, rief ein ESU-Beamter.
»Zweites Schlafzimmer gesichert.«
»Schrank gesichert«, rief der schlanke Ron Pulaski, der mit der dicken Schutzweste und dem Helm fast schon lustig aussah.
Nun blieb nur noch das Schlafzimmer mit der geschlossenen Tür. Sachs stellte sich daneben und bedeutete den anderen Beamten, sie sollten sich aus der Schusslinie zurückziehen. »Sie da im Schlafzimmer, hören Sie gut zu! Hier spricht die Polizei. Öffnen Sie die Tür!«
Keine Reaktion.
Sachs drehte vorsichtig den Knauf. Die Tür war nicht abgeschlossen. Tief durchatmen, die Waffe heben.
Sie stieß die Tür auf und ging geduckt in Schussposition. Sachs sah das Mädchen – dasselbe Kind, das am zweiten Tatort des Uhrmachers in Charlottes Auto gesessen hatte. Die Hände der Halbwüchsigen waren gefesselt, Mund und Nase mit Klebeband verschlossen. Ihr Gesicht war blau angelaufen, und sie warf sich auf dem Bett hin und her. Nicht mehr lange, und sie würde ersticken.
»Sehen Sie, das Fenster ist offen«, rief Ron Pulaski. »Der Kerl haut ab.«
Er wollte
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