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Gehetzte Uhrmacher

Titel: Gehetzte Uhrmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Deaver
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Konferenzraumes. Eine halbe Sekunde später folgte der ohrenbetäubende Knall der Explosion.
    Um ihn herum wurden Stimmen laut.
    »O mein Gott, was...?«
    Schreie.
    »Sieh mal, da! Was ist das?«

    »Um Gottes willen!«
    »Ruft die Polizei! Ruf doch jemand die Polizei...«
    Die Passanten sammelten sich auf dem Gehweg und starrten.
    »Eine Bombe? Ein Flugzeug?«
    Mit bestürzter Miene schüttelte Hale den Kopf und verweilte noch einen Moment, um seinen Erfolg auszukosten. Die Explosion war größer gewesen, als er erwartet hatte; es würde mehr Tote geben, als Charlotte und Bud sich erhofften. Es war unwahrscheinlich, dass auch nur ein einziger Teilnehmer überlebt hatte.
    Hale wandte sich langsam um und ging die Straße entlang, stieg dann in die nächste U-Bahn-Station hinab und nahm die erste Bahn in Richtung Uptown. Ein paar Stationen weiter stieg er aus und ging zum Hotel der Allertons, wo er den Rest seines Honorars abholen würde.
    Charles Hale war zufrieden. Er hatte die Langeweile abgewendet und eine hübsche Stange Geld verdient.
    Am wichtigsten jedoch war die atemberaubende Eleganz seiner Arbeit. Er hatte einen Plan ersonnen, der vollkommen reibungslos funktioniert hatte – wie ein Uhrwerk, dachte er und lächelte beglückt.

... Neununddreißig

    »O danke«, flüsterte Charlotte und meinte damit gleichzeitig Jesus und den Mann, der ihrer Mission zum Erfolg verholfen hatte.
    Sie saß vorgebeugt da und starrte den Fernsehschirm an. Die Sondersendung über die Evakuierung des Metropolitan Museum und die Sperrung der umliegenden Straßen war durch eine andere Eilmeldung unterbrochen worden – sie betraf ein Sprengstoffattentat im AWS-Gebäude.
    Die Nachrichtensprecherin war angemessen ernst – trotz ihrer verhaltenen Freude darüber, an einem so schlagzeilenträchtigen Tag Dienst zu haben – und schilderte die bislang bekannten Einzelheiten: Im Amt für Wohnungsbau und Stadtentwicklung in Lower Manhattan, wo eine Reihe hoher Beamter und Militärs an einer Zeremonie teilgenommen habe, sei eine Bombe explodiert. Zu den Anwesenden hätten ein Staatssekretär des Außenministeriums und der Chef des Generalstabs gezählt. Die Kameras zeigten den Rauch, der aus den Fenstern eines Konferenzraumes aufstieg. Die wichtigste Information – die Anzahl der Todesopfer – sei noch nicht bekannt, aber zum Zeitpunkt der Detonation hätten sich mindestens fünfzig Personen in dem Raum aufgehalten.
    Irgendein angeblicher Experte wurde eingeblendet; obwohl er nicht das Geringste über das Ereignis wusste, zog er sogleich die Schlussfolgerung, es handle sich um das Werk islamistischer Terroristen.
    Die Medien würden es bald besser wissen.
    »Sieh nur, Schatz, wir haben es geschafft!«, rief Charlotte ihrer Tochter zu, die im Schlafzimmer geblieben war und sich in ihr Buch vertieft hatte. (Schon wieder dieser satanische Harry Potter. Charlotte hatte bereits zwei davon weggeworfen. Wie, um alles in der Welt, war das Kind an ein drittes Exemplar gelangt?)
    Das Mädchen seufzte verärgert auf und las weiter.
    Charlotte wurde wütend. Am liebsten wäre sie ins Schlafzimmer
gerannt und hätte dem Mädchen eine schallende Ohrfeige versetzt. Sie hatten soeben einen spektakulären Sieg errungen, und das Kind hatte dafür nichts als Verachtung übrig. Bud hatte sie schon mehrfach gefragt, ob er dem Mädchen nicht mit einem Hickorystock den blanken Hintern versohlen solle. Bis jetzt war Charlotte anderer Meinung gewesen, aber allmählich hielt sie es für gar keine so schlechte Idee.
    Doch als sie an den heutigen Sieg dachte, legte ihr Zorn sich wieder. Sie stand auf. »Wir sollten uns auf den Weg machen.« Sie schaltete den Fernseher aus und packte den Koffer fertig. Bud ging ins Schlafzimmer und suchte ebenfalls seine Sachen zusammen. Sie würden nach Philadelphia fahren und dort ein Flugzeug nach St. Louis nehmen – Duncan hatte ihnen geraten, nach dem Anschlag die New Yorker Flughäfen zu meiden. Sobald sie ins Hinterland von Missouri zurückgekehrt waren, würden sie wieder abtauchen und auf die nächste Gelegenheit warten, ihre Sache voranzubringen.
    Gerald Duncan müsste bald hier sein. Er würde den Rest seines Geldes abholen und gleichfalls die Stadt verlassen. Charlotte fragte sich, ob sie ihn wohl von ihrer Mission überzeugen konnte. Sie hatte bereits mit ihm darüber gesprochen, aber er war nicht interessiert gewesen, wenngleich er gesagt hatte, er würde ihnen bei besonders schwierigen Zielen gern erneut behilflich

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