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Gehetzte Uhrmacher

Titel: Gehetzte Uhrmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Deaver
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die Flucht-oder-Kampf-Reaktion.
    Er machte sich Sorgen – um seine eigene Sicherheit.
    Alles klar.
    »Mr. Hallerstein, falls Ihnen etwas einfällt, das uns weiterhilft, würden wir für Ihren Schutz garantieren.«
    Ein Blick zu Sellitto. Der Detective nickte. »Aber natürlich. Falls nötig, stellen wir Ihnen einen Beamten vor die Tür.«

    Der unglückliche Mann spielte mit einem winzigen Schraubendreher herum.
    Dance holte erneut das Foto aus der Tasche. »Könnten Sie es sich nicht noch einmal ansehen? Vielleicht erinnern Sie sich an irgendeine Kleinigkeit.«
    Aber er brauchte gar nicht hinzuschauen. Er sackte leicht vornüber, seine Brust fiel ein, und der Kopf senkte sich. Hallerstein erreichte schlagartig das Stadium der Akzeptanz. »Es tut mir leid. Ich habe gelogen.«
    So etwas bekam man kaum jemals zu hören. Sie hatte ihm Gelegenheit gegeben, zu behaupten, er habe sich das Bild nicht genau genug angesehen oder sei verwirrt gewesen. Aber das war ihm egal. Ziehen Sie nicht über Los – gehen Sie direkt zum Geständnis über, so und nicht anders.
    »Ich habe die Uhr sofort erkannt. Aber er hat gesagt, falls ich es jemandem erzähle, würde er zurückkommen und mir wehtun, und dann würde er all meine Uhren zerstören, die ganze Sammlung! Doch von den Morden habe ich nichts gewusst, ich schwöre! Ich dachte, er sei irgendein Spinner.« Sein Unterkiefer zitterte. Hallerstein legte seine Hand wieder auf das Gehäuse der Uhr, an der er gearbeitet hatte. Dance deutete die Geste als die verzweifelte Suche nach einem tröstlichen Halt.
    Sie spürte noch etwas. Kinesik-Experten müssen beurteilen, ob das Verhalten ihres Gegenübers den gestellten Fragen oder mitgeteilten Fakten entspricht. Hallerstein war wegen der Morde beunruhigt, und er fürchtete um sich und seine Schätze, aber seine Reaktion wirkte dennoch zu heftig.
    Dance wollte der Sache auf den Grund gehen, aber der Uhrenhändler kam von selbst darauf zu sprechen.
    »Er lässt diese Uhren an den Orten zurück, an denen er seine Opfer umbringt?«, fragte Hallerstein.
    Sellitto nickte.
    »Nun, dann muss ich Ihnen noch etwas sagen.« Die Worte blieben ihm fast im Hals stecken, und er konnte nur noch flüstern. »Der Mann hat nicht nur zwei Uhren gekauft, sondern zehn.«

... Elf

    » Wie viele?«, fragte Rhyme und schüttelte den Kopf, als er wiederholte, was Sellitto ihm soeben mitgeteilt hatte. »Er plant zehn Opfer?«
    »Sieht so aus.«
    Kathryn Dance und Sellitto saßen zu beiden Seiten von Rhyme in dessen Labor und zeigten ihm das Phantombild des Uhrmachers, das der Detective in dem Uhrengeschäft mit Hilfe von EFIT angefertigt hatte, dem Programm zur elektronischen Gesichtsidentifizierung. Die Software war eine Computerversion des alten Identi-Kit und setzte gemäß den Angaben des jeweiligen Zeugen verschiedene Gesichtselemente zu einem Ganzen zusammen. Sie sahen nun einen Weißen vor sich, Ende vierzig oder Anfang fünfzig, mit rundem Gesicht, Doppelkinn, dicker Nase und außergewöhnlich hellblauen Augen. Hallerstein hatte hinzugefügt, der Killer sei etwa einen Meter fünfundachtzig groß und schlank. Sein Haar sei schwarz und von mittlerer Länge, und er habe keinen Schmuck getragen. Außerdem sei der Mann dunkel gekleidet gewesen.
    Dann fasste Dance die Aussage des Zeugen zusammen. Vor einem Monat hatte ein Mann in dem Laden angerufen und sich nach einer bestimmten Art von Uhr erkundigt – die Marke spielte keine Rolle, aber die Uhr sollte kompakt sein, eine Anzeige für die Mondphase besitzen und laut ticken. »Das war ihm am wichtigsten«, sagte sie. »Der Mond und das laute Ticken.«
    Vermutlich, damit die Opfer das Geräusch hören konnten, während sie starben.
    Der Händler bestellte zehn Uhren. Als sie geliefert wurden, kam der Mann in das Geschäft und zahlte bar. Er nannte weder seinen Namen, noch verriet er, woher er stammte oder wozu er die Ware brauchte, aber er wusste sehr viel über Uhren. Sie unterhielten sich über Sammlerstücke, über die Leute, die in letzter Zeit gewisse berühmte Exemplare ersteigert hatten, und darüber, welche Uhrenausstellungen es gegenwärtig in der Stadt gab.

    Der Uhrmacher wollte nicht, dass Hallerstein ihm beim Verladen der Uhren half. Er trug sie eigenhändig zum Wagen und musste mehrmals hin- und hergehen.
    Auf Spuren in dem Laden durften sie kaum hoffen. Hallerstein tätigte nur selten Bargeschäfte, weswegen der Großteil der mehr als neunhundert Dollar, die der Uhrmacher ihm gezahlt hatte, sich

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