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Gehirnfluesterer

Gehirnfluesterer

Titel: Gehirnfluesterer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Dutton
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hinreißend.« Von Andrew
     West, dem Leiter der Ermittlungen gegen unseren Mann, stammt die folgende Erinnerung: »Es war schwer für mich, das zu verstehen.
     Aber er ist sehr überzeugend. Selbst wo er sich selbst belastete, trat er überzeugend auf.«
    Dies passt zu dem, was ein anderer psychopathischer Trickbetrüger – ohne jede Ironie – zu mir sagte: »Eine Rolle
spielen
kann jeder. Aber kannst du sie auch
leben

    Die Normalen und die Spinner
    Im Jahr 1964 schrieb der britische Dramatiker Joe Orton sein berühmtes Stück ›Seid nett zu Mr Sloane‹. Darin wird der charismatische
     Psychopath Sloane zum Untermieter eines einsamen Geschwisterpaars, er beginnt sie mit seinen Launen zu tyrannisieren, er begeht
     einen Mord, den die Geschwister decken, denn beide haben eine Liebesbeziehung mit ihm begonnen. Über Sloanes Charakter schrieb
     Orton: »Er muss todbringend und charmant sein. Eine magische Mischung aus übelster Gemeinheit und jungenhafter Unschuld.«
     Eine bessere Charakterisierung eines Psychopathen kann man sich kaum vorstellen.
    Ortons Profil des launenhaften Mr Sloane erfasst eine Facette der psychopathischen Persönlichkeit, die auf alle Exemplare
     dieser Spezies zutrifft, nämlich eine widersinnige Melange aus Normalem und Verrücktem.
    »Sie werden Ihnen«, schreibt David Baines im Magazin ›Canadian Business‹ über Menschen mit Charisma, »an Ihrem Arbeitsplatz
     bereits begegnet sein. Sie sind intelligent, charismatisch, attraktiv und gesellschaftlich begabt. Der erste Eindruck ist
     großartig. Sie sind spontan und kümmern sich nicht um Regeln. Es macht Spaß, mit ihnen zusammen zu sein – zumindest am Anfang   … doch hinter dem Charisma gibt es kein Gewissen.« Solche Inkongruenz ist hypnotisierend. Seine Anziehungskraft bezieht der
     Psychopath zu keinem geringen Teil aus seiner Ähnlichkeit mit uns selbst, diese allerdings versetzt mit seiner offensichtlichen
Unähnlichkeit
.
    Patricia Davidson, eine 4 4-jährige Vertriebsassistentin aus Wichita, Kansas, hat eine andere Geschichte zu erzählen. Sie sei nach Chicago, Illinois, gezogen,
     in die Nähe eines Mannes, der wegen eines brutalen Bandenmords lebenslang einsaß. »Hat er es getan?«, fragte ich. »Hat er«,
     sagte sie, »er hat es getan. Zu mir jedoch war er nie so. Er war ein wirklicher Romantiker, schrieb mir Gedichte und solche
     Sachen. Gab mir das Gefühl, etwas Besonderes zu sein. Als sei ich die eine, auf die er immer schon gewartet hatte.« Die war
     sie nicht. Sechs Wochen später ging die Beziehung in die Brüche. Andere Frauen waren aufgetaucht, und Patricia war wieder
     auf dem Weg nach Westen.
    Übelste Gemeinheit und jungenhafte Unschuld – eine Verbindung, die allerhand anrichten kann.
    Kaltakquise
    Charme ist der Lack, der einen Psychopathen so bezaubernd macht und ihm zugleich als exzellente psychologische Verkleidung
     dient. Dieser Charme kann tödlich sein, wenn er sich mit einem dämonischen Selbstvertrauen verbindet. Liam Spencer ist ein
     zwanzigjähriger »Lehrling« im Fach Psychopathie – ein Protégé von Greg Morant, den wir schon kennenlernten und der dem Jungen
     die Tricks des Gewerbes beibringt. Und dieser übertrifft, kaum ist er sechs Monate im Geschäft, den Meister. Morantkommentiert: »Er ist ein Naturtalent, eiskalt, und hat einen Raubtierblick für Schwächen. Jeder hat eine Achillesferse, man
     muss sie nur finden   … Liam ist ein bisschen schneller darin als die meisten.« Der Junge ist tatsächlich beeindruckend: hochgewachsen, gutaussehend,
     tadellos ausstaffiert in blauem Nadelstreifenanzug von Armani und weißem Hemd mit offenem Kragen. Fünf Minuten, nachdem wir
     uns gesetzt haben, gibt er mir meine Brieftasche zurück. Hat in dieser Zeit natürlich die Drinks bezahlt.
    Ich fragte ihn nach seinem Erfolg bei Frauen, ein Tipp, den mir Morant gegeben hatte. Spencer ist einer der Männer, für die
     es ein Sport ist, jeden Freitag eine andere Frau aufzureißen. Darin ist er richtig gut: kein Wunder, wenn man seine Methoden
     kennt. Hier ist eine davon. Er erklärt sie mir bei den Cocktails. Sie entspricht genau Morants »Ein-Prozent-Übereinstimmung«.
     
    SCHRITT 1: Suche dir Nachbarschaften, in denen man leicht auf alleinstehende Frauen trifft – z.   B. in der Nähe von Krankenhäusern, Universitäten etc.
    SCHRITT 2: Klingle freitagabends gegen 20   Uhr unangekündigt an einer zuvor ausgeguckten Adresse, eine Flasche Wein unter dem Arm und mit einer

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