Gehirnfluesterer
manche Personen schwerer
zu überzeugen als andere). Dweck hat zwei unterschiedliche Mentalitäten identifiziert: zwei Einstellungen zur Welt, die uns
letztlich, so das Ergebnis ihrer Studie, für Erfolg oder Misserfolg im Leben prädisponieren.
Einstellungen haben, wie Dweck formuliert, eines von zwei Schildern im Fenster: »offen« oder »geschlossen«. Einstellungen,
die »geschlossen« signalisieren, nennt Dweck »fixiert«; dies sei die Mentalität von Menschen, die Dinge »auf ihre Weise« erledigen
und gewohntes Terrain nur zögernd verlassen. Anstrengung betrachten sie als etwas Negatives und lassen sich auch nur ungern
antreiben. Diejenige Mentalität jedoch, die »offen« signalisiert, nennt Dweck »entwicklungsorientiert«. Menschen mit dieser
Mentalität lernen bereitwillig dazu und lassen sich gerne herausfordern. Anders als die »Fixierten« sind sie bereit, Meinungen
anderer anzunehmen. Manche von uns sind, wie es scheint, von Natur aus offen für Beeinflussung. Andere wollen es einfach nur
»richtig« machen.
Dweck hat auch gezeigt, dass es möglich ist, diese Grundeinstellungen zu manipulieren. In einer von Dwecks Studien wurden
zwei Gruppen von Studenten wissenschaftliche Befunde für die eine oder die andere Mentalität präsentiert: für »fixiert« (»Intelligenz
ist von vorneherein festgelegt und kann sich nicht ändern.«) oder für »entwicklungsorientiert« (»Egal wie intelligent man
ist, man kann sich immer verbessern.«). Anschließend sollten sie eine komplizierte Leseverständnis-Aufgabe lösen, bei der
sie schlecht abschnitten. Nachdem sie das erfahren hatten, wurden sie gefragt, ob sie gerne die Ergebnisse anderer Testteilnehmer
sehen wollten. Angeboten wurden entweder Antwortenvon denjenigen, die besser abgeschnitten hatten, oder aber Antworten von denjenigen, die schlechtere Leistungen gezeigt hatten.
Wie Dweck erwartet hatte, ergab sich eine klare Trennlinie zwischen den beiden Gruppen. Wer die Artikel zu fixierten Einstellungen
gelesen hatte, wollte die Antworten der Teilnehmer sehen, die schlechter abgeschnitten hatten. Dies gab der Selbsteinschätzung
Auftrieb. Diejenigen, die über entwicklungsorientierte Einstellungen gelesen hatten, wollten die besseren Ergebnisse sehen.
Sie orientierten sich nach oben, wollten also für die Zukunft dazulernen.
Doch das war noch nicht alles. Neben den Unterschieden in der Konkurrenzorientierung ergab sich eine zweite Trennlinie in
den Köpfen der Versuchsteilnehmer. In einem Folgeexperiment nahmen die Teilnehmer an einem Quiz teil, in dem sie ihr Allgemeinwissen
testen konnten. Dweck konnte mit Hilfe bildgebender Verfahren (EEG) die entsprechenden Aktivitätsmuster in bestimmten Arealen
des Cortex, der Gehirnrinde, darstellen. Das Experiment fand in zwei automatisierten Schritten statt. Der erste Schritt begann,
sobald die Teilnehmer ihre Antworten eingegeben hatten. Anderthalb Sekunden später erfuhren sie, ob ihre Antwort richtig war;
im zweiten Schritt, nochmals anderthalb Sekunden später, erschien die richtige Lösung auf dem Bildschirm.
Die Ergebnisse des zweiten Versuchs passten perfekt zu denen des ersten. Dweck fand heraus, dass die Teilnehmer, denen man
zu Beginn die Artikel über fixierte, festgelegte Dispositionen vorgelegt hatte, besonders wachsam waren, während sie auf die
Information über das eigene Ergebnis warteten. Sobald die eigenen Ergebnisse jedoch vorlagen, ließ ihre Gehirnaktivität deutlich
nach. Sie schalteten ab. Die richtige Lösung interessierte sie nicht mehr.
Ganz andere Aktivitätsmuster zeigten die Studenten der anderen Gruppe, die mit entwicklungsorientierten Dispositionen konfrontiert
worden waren. Auch bei ihnen schalteten sich, während sie auf das eigene Ergebnis warteten, die kortikalen Gehirnarealeein, doch im Gegensatz zur anderen Gruppe blieben sie auch, nachdem die Katze aus dem Sack war, aktiv und ihre kortikalen
Gehirnzellen feuerten weiter, bis die richtige Lösung erschien.
Kann nicht anders, muss daran glauben
Die Ergebnisse der Forschungen unter anderem von Carol Dweck, Ray Friedman und Jeff Stone lassen sich sehr schön mit einem
eher quantitativen Zugang zum Phänomen Beeinflussbarkeit verknüpfen. Sie unterstützen die Beobachtung, dass manche Menschen
– etwa die Fundamentalisten unter uns – eine so fixierte Einstellung mit derart fest verschalteten Neuronen haben, dass sie
zu bestimmten Zeiten für Beeinflussung mehr
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