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Gehirnfluesterer

Gehirnfluesterer

Titel: Gehirnfluesterer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Dutton
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schwer   –, aber er war ein zäher Kerl und hatte das Herz eines Löwen. Um Weihnachten 1944 (während des überraschenden Ardennenfeldzugs
     der deutschen Wehrmacht) trafen er und drei seiner Kameraden tief in den Ardennen auf eine deutsche Stellung. In ihrer Überraschung
     entschlossen sichdie Deutschen, die Beine in die Hand zu nehmen – außer dem Funker, der seinen Tornister nicht rechtzeitig abwerfen konnte.
     Fred, der den Stoßtrupp führte, ging auf ihn zu.
    »Steh auf!«, brüllte er den Funker an.
    Der Deutsche erhob sich. Er war 1,94   Meter groß und, wie Fred gern sagte, gebaut wie ein Scheißhaus aus Ziegelsteinen. Einige Sekunden lang standen die beiden
     Soldaten da und musterten sich von oben bis unten (beziehungsweise von unten nach oben), eine gewiss komische Szene. Fred
     1,57, der Deutsche 1,94.   Schließlich fiel Freds Blick auf die Uhr des Deutschen. Sie glänzte wie Gold und sah teuer aus. Fred hatte keinen Zweifel,
     dass seine Kameraden ihn nicht im Stich lassen würden, wenn die Sache übel ausging. Also konnte er es wagen.
    »Deine Uhr!«, bellte Fred den Deutschen an. »Gib sie mir!«
    Als Übersetzungshilfe deutete er auf die Uhr, dann auf sich. Der Deutsche sah Fred wie einen Verrückten an.
    »Deine Uhr!«, wiederholte Fred. »Her damit!« Der Deutsche stand immer noch da und betrachtete Fred immer misstrauischer, je
     länger diese bizarre Konfrontation dauerte.
    Schließlich wurde es Fred zu bunt. Er ging ganz nahe an den Deutschen heran und zeigte wild gestikulierend auf dessen Handgelenk.
     »DEINE UHR!«, fauchte er. »GIB SIE MIR!«
    Nach dieser dritten Aufforderung löste der Deutsche zögernd das Uhrenarmband und übergab Fred die Uhr.
    Fred schnappte sie, schob sie in die Tasche und drehte sich grinsend zu seinen Kameraden um. Die aber hatten sich heimlich
     in die Büsche geschlagen, als sie sahen, was für ein Hüne dieser Deutsche war.
    Omnia dicta fortiora si dicta Latina 3
    Die Wirklichkeit, schrieb der amerikanische Essayist Robert Anton Wilson, ist das, womit du zurechtkommst, und, glauben Sie
     mir, mein lieber Onkel Fred hätte dem sofort zugestimmt. Es gab nur einen einzigen Grund dafür, dass der deutsche Funker seine
     Uhr aushändigte – und das war sicher nicht die weihnachtliche Stimmung. Es war einfach nur Freds brutales Selbstvertrauen.
     Oder sagen wir, sein brutal unangemessenes Selbstvertrauen.
    Greg Morant ist ein Mann, der eine Menge über Selbstvertrauen weiß. An einem schwülwarmen Sommerabend sitzen wir an der Bar
     seines Fünf-Sterne-Hotels in New Orleans und trinken Champagner. »Beeinflussung«, sagt Morant, der ein frisches weißes Hemd,
     blassblaue Jeans und am Handgelenk eine funkelnde Rolex trägt, »Beeinflussung ist zu 99   Prozent Selbstvertrauen und zu einem Prozent Zufall.« Inzwischen Mitte vierzig, hat sich Morant dreißig Jahre lang mit allen
     möglichen Mitteln Geld zusammengerafft. Es gibt keinen amerikanischen Bundesstaat, wo er nicht zugange gewesen war. »Wenn
     du jemandem nicht traust, wenn du nicht glaubst, dass es so laufen wird, wie er es dir sagt, warum solltest du ihm dann überhaupt
     zuhören? Das wäre gar nicht gut für Leute wie mich. Unser wichtigstes Wertpapier sind unsere Worte!«
    Morant hat recht. Nur Vertrauen kann Vertrauen erzeugen. Denken Sie zum Beispiel ans Fernsehen. Wenn Sie sich jemals gefragt
     haben, warum Experten, die im Fernsehen interviewt werden, immer eine Bücherwand hinter sich haben, dann wissen Sie es jetzt.
     Das Rüstzeug des Wissens verleiht ihren Äußerungen zusätzlich Überzeugungskraft.
    Oder denken Sie an Stanley Milgrams berühmtes Elektroschockexperiment aus den 1960er-Jahren. 1963 veröffentlichte Stanley
     Milgram eine Studie, die heute einen Kultstatus auf dem Feld der experimentellen Psychologie hat und als Jahrhundertwerkgilt. Milgram entwickelte eine Versuchsanordnung, die als Lernprogramm präsentiert wurde. Die Teilnehmer waren nach dem Zufallsprinzip
     ausgewählte respektable Mittelklasse-Amerikaner. Sie bekamen die Rolle des »Lehrers« zugewiesen, während ein Schauspieler
     die Rolle des »Schülers« erhielt. Aber es war keine normale Lernsituation. »Fehler« sollten von den »Lehrern« durch Elektroschocks
     bestraft werden, mit niedriger Spannung zu Beginn bis zu brutalen 450   Volt, wenn sich die Fehlleistungen fortsetzten. Dem Anschein nach war das Experiment zur Untersuchung des Kurzzeitgedächtnisses
     gedacht. Dem Anschein nach waren die

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