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Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut

Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut

Titel: Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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heute abend Schluß machen, George«, sagte Pentecost. »Den Kopf werde ich mir morgen vornehmen. Ich habe noch eine Menge Schreibarbeiten zu erledigen. Kommen Sie, legen wir sie in den Tank.«
     Er spritzte mit einem Wasserschlauch das Blut von der Lei­ che, dann hoben sie sie zusammen hoch und legten sie in einen mit Formalin gefüllten Tank. Mit leisem Plätschern versank sie und drehte sich ein paarmal herum, bevor sie, etwa dreißig Zentimeter über dem Boden schwebend, liegenblieb.
     »Ein Jammer, was, Mr. Pentecost?« sagte George. »So eine schöne Frau.«
     »Schön oder häßlich, jung oder alt – so liegen sie eines Tages alle da«, sagte Pentecost fröhlich. »Sind die anderen schon alle weg?«
     »Ja, Sir.«
     »Gehen Sie ruhig auch nach Hause, George. Wie gesagt, ich habe noch verschiedenes zu erledigen.«
     »Schön, wenn es Ihnen recht ist, Mr. Pentecost. Ich habe nämlich meiner Frau versprochen, heute abend mit ihr essen zu gehen.«
     »Waren Sie schon mal im Goldenen Drachen in der Michener Street? Dort gibt’s ein ausgezeichnetes Chow Mein.«
     »Vielen Dank , Sir. Das werden wir mal probieren.«
    George ging hinaus, und Pentecost wusch sich am Waschbek­
    ken das Blut von den Armen. Er nahm seine Gummischürze ab, ging in das nebenan liegende Bad, zog sich aus und duschte sich. Das warme Wasser tat ihm wohl, angenehm entspannt trat er vor den Spiegel und zog leise vor sich hinsummend ein frisches weißes Hemd, eine dunkle Krawatte und einen elegant geschneiderten dunklen Kammgarnanzug an.
     Mit seinem schneeweißen Haar und seiner goldenen Brille sah er genauso aus, wie man sich den Direktor eines Bestat­ tungsinstituts vorstellen würde. Nicht das mindeste an ihm erinnerte mehr an Harry Marks, den schäbigen kleinen Gauner, der drei Jahre im Zuchthaus verbracht hatte, bevor er die Realitäten des Lebens erkannte.
     Er ging durch den Einbalsamierungsraum und den Korridor hinunter. Dicke Teppiche verschluckten seine Schritte. Eine würdevolle, gediegene Atmosphäre erfüllte das ganze Haus; überall wertvolles, poliertes Holz, Messing, Blumen und Kristall, das im weichen Licht der Lampen funkelte. Schließ­ lich war dies für viele Menschen der letzte irdische Ruheplatz. Kaum zu glauben, daß all diese Gediegenheit sich auf Mord gründete, obwohl es einem Gericht schwergefallen wäre, das zu beweisen, denn die arme Alice Tisdale konnte ja nicht mehr als Zeugin geladen werden. Sie war eine einsame siebzig Jahre alte Witwe mit einer guten Pension und dreizehntausend Pfund auf der Bank gewesen, und der höfliche, wohlerzogene Frem­ de, der ihr an einem regnerischen Morgen auf der Strandpromenade von Brigthon seinen Schirm anbot, hatte im Sturm ihr Herz erobert. Nachdem sie ihn als Chauffeur und Faktotum für alles engagiert und in ihr Haus in Forest Hill mitgenommen hatte, brachte Harry Marks die alte Dame mit wissenschaftlich ausgeklügelter Methodik zuerst um ihren Verstand und dann um ihre Gesundheit. Als sie an Unterernäh­ rung und Altersschwäche starb, hinterließ sie dem getreuen Harry ihr gesamtes Vermögen; zwei Cousins, die das Testa­ ment anfochten, hatten keinen Erfolg.
     Doch Harry Marks gehörte zu einer längst versunkenen Welt. Jetzt gab es nur noch Hugo Pentecost, den ehrbaren Direktor eines Bestattungsinstituts; zumindest bis zum vergangenen Jahr war es so gewesen – bis dieser Smith mit seiner leisen, wohl­ klingenden Stimmt und seinem erschreckend detaillierten Wissen über Harry Marks und seine Vergangenheit aufgetaucht war. Was blieb ihm also anderes übrig, als nach seiner Pfeife zu tanzen? Doch man mußte all dies philosophisch betrachten, und das Leben hatte die erstaunliche Tendenz, sich im Kreis zu drehen. Eines Tages würde seine Chance kommen, und dann …
     Als er die prächtige Marmortreppe hinunterging, dachte er an den neuen, erst vergangene Woche installierten Einäsche­ rungsofen, in dem man einen menschlichen Körper innerhalb fünfzehn Minuten verbrennen konnte. Etwas ganz anderes als der alte, mit dem es eineinhalb Stunden gedauert hatte und bei dem man hinterher oft noch den Schädel und die Beckenkno­ chen zerstampfen mußte.
     Als er durch das Foyer am Fuß der Treppe zu seinem Büro ging, sah er, daß eine junge Frau am Empfangspult stand. Sie drehte sich um. »Ich möchte zu Mr. Pentecost.«
     »Der bin ich. Was kann ich für Sie tun?«
     Pentecosts meist sanfte Stimme klang etwas schärfer als sonst. Die junge Frau war reizlos

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