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Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut

Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut

Titel: Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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– man konnte sogar sagen: häßlich. Das hätte er ihr noch verziehen, doch der schäbige Mantel, die abgetragenen Schuhe und das Tuch, das sie wie eine Bäuerin um den Kopf gebunden hatte, erinnerten ihn allzusehr an seine armselige Kindheit in Whitechapel. Und besonders unsympathisch war ihm ihre Stimme – sie sprach mit jenem breiten nördlichen Akzent, den er nie gemocht hatte.
     »Ich komme wegen meiner Tante.«
    »Hat sie das Zeitliche gesegnet?«
     »Ja, heute morgen. Ich möchte Sie bitten, ihre Bestattung zu übernehmen. Sind Sie Mr. Hugo Pentecost?«
     »Aber ja, das sagte ich doch schon.« Er seufzte. »Mein liebes Kind, ich darf Sie meines tiefsten Beileids versichern, doch ich muß Sie darauf aufmerksam machen, daß wir einen äußerst exklusiven Service bieten und verhältnismäßig teuer sind.«
     Molly dachte verzweifelt nach, was sie sagen sollte. Da fiel ihr eine Bemerkung ein, die Crowther nach dem Tod ihrer Mutter gemacht hatte.
     »Sie war versichert.«
     »Auf welche Summe, wenn ich fragen darf?«
     »Zweihundert Pfund. Genügt das?«
     Pentecost legte den Arm um ihre Schultern und sagte freund­
    lich: »Ich werde sehen, was sich machen läßt. Vielleicht können Sie morgen früh noch einmal vorbeischauen?«
     »Ich hätte das Ganze gern noch heute abend erledigt. Ist es schon zu spät?«
     »Meine Angestellten sind schon alle heimgegangen. Ich bin ganz allein.« Er zögerte einen Moment. »Also schön. Kommen Sie in mein Büro – wir werden ja nicht lange brauchen.«
     Er öffnete die Tür und schob sie hinein, bot ihr einen Stuhl an und setzte sich hinter seinen Schreibtisch.
     Dann schlug er ein großes Buch auf und zog eine goldene Füllfeder hervor. »Ich brauche einige Daten. Ihr Name?«
     »Crowther – Molly Crowther.«
     »Adresse?«
     »Ich weiß nicht genau.« Er sah sie stirnrunzelnd an, und Molly sagte zögernd: »Ich wohne an der Straße nach Babylon.«
     Sein höfliches Lächeln verschwand; er starrte sie düster an. »Ach so.«
     Er schlug das Buch zu, öffnete eine Schublade und legte es hinein. Zugleich nahm er mit der anderen Hand einen Acht­ unddreißiger heraus und steckte ihn in die Tasche – so rasch, daß das Mädchen es nicht bemerkte.
     Er stand auf. »Würden Sie bitte mitkommen?«
     Molly erhob sich langsam; eine schreckliche Angst packte sie. Sie hatte keine Ahnung, was sie tun sollte. Zaghaft streckte sie die Hand aus und griff nach seinem Arm.
     »Keine Angst«, sagte Pentecost beschwichtigend. »Wir gehen nur nach oben und unterhalten uns dort weiter.«
     Sie folgte ihm die Treppe hinauf und oben den langen Korri­ dor hinunter. Vor einer ledergepolsterten Tür blieb er stehen. Er öffnete sie und ließ sie eintreten.
     Es war halbdunkel in dem Raum, und sie sah sich furchtsam um. Ein starker Formalingeruch stieg ihr in die Nase, dann fiel ihr Blick auf den Tank, in dem, in grünliches, gedämpftes Licht getaucht, die Leiche schwamm, das Haar leicht hin und her wehend wie Seetang. Mit einem leisen Schrei fuhr sie herum. Die Tür war hinter ihr hart ins Schloß gefallen.
     Pentecost trat an einen großen Glasschrank, in dem chirurgi­ sche Instrumente lagen, und öffnete ihn. Er nahm ein rasiermesserscharfes Skalpell heraus und hielt es, leicht die Stirn runzelnd, prüfend gegen das Licht. Dann streckte er die Hand aus, packte sie am Mantel und riß sie an sich. Er legte die Klinge an ihren Hals und sagte mit gänzlich veränderter Stim­ me: »Ich habe keine Ahnung, warum du mir dieses verdammte Theater vorspielst, aber eins weiß ich – ihr seid zwei. Wo ist dein Freund? Los, rede – oder ich schneide dir die Kehle durch.« – Molly schrie verzweifelt und stieß ihn weg.

    Der Ford parkte etwa hundert Meter vom Haupttor des Bestat­ tungsinstituts entfernt im Schatten einer Baumgruppe. Zwischen den Bäumen sah Youngblood die dunklen Umrisse des Hauses und den beleuchteten Vorbau. Von dem Garten war in der Finsternis und dem Regen nicht viel zu erkennen, doch nach der Größe des Hauses zu schließen, mußte er ziemlich ausgedehnt sein.
     Im Dunkeln näherten sich Schritte, und gleich darauf trat Chavasse zu ihm. »Am Tor steht, daß sie um sechs Uhr schlie­ ßen. Wie spät ist es jetzt?«
     Youngblood blickte auf das Leuchtzifferblatt seiner Uhr. »Viertel nach sechs.«
     »Irgendwer ist mit einem Auto herausgefahren, während ich dort stand, aber vor dem Haus steht noch ein Wagen. Ich habe ihn vom Tor aus gesehen. Anscheinend

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