Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut
ein Mercedes.«
»So einen Wagen kann sich nur der Boß leisten«, sagte Youngblood.
»Wahrscheinlich.« Chavasse dachte einen Moment nach. »Ich weiß nicht, ich habe das Gefühl, irgendwie stinkt diese ganze Sache.«
»Kann schon sein«, sagte Youngblood gereizt. »Aber was sollen wir machen? Wir müssen das Risiko eingehen. Wir haben keine andere Wahl.«
Chavasse beugte sich durch das Fenster des Ford und sagte zu dem Mädchen: »Was ist, Molly? Trauen Sie sich? Wir kom men gleich nach.«
Sie nickte. »Keine Angst, Mädchen. Wenn er dir auch nur ein Haar krümmt, brech ich ihm den Hals«, sagte Youngblood.
Es waren leere Worte, schroff und arrogant, doch sie streckte die Hand aus und umklammerte seinen Arm. »Ich weiß, daß ich mich auf dich verlassen kann, Harry.«
Youngblood klopfte ihr auf die Schulter. »Wenn er dir was tut, brauchst du bloß zu schreien – dann komm ich.«
Chavasse hätte fast laut aufgelacht, doch er nahm sich zu sammen. Für Rührseligkeiten war keine Zeit. Mit gekünstelter Munterkeit übernahm er das Kommando. »Also los. Sie gehen über die Zufahrt direkt zur Haustür. Und vergessen Sie nicht, Molly – wir kommen gleich nach.«
Der Regen rauschte durch die Bäume, als Chavasse und Youngblood im Dunkel neben dem Tor stehenblieben und ihr nachblickten. Molly stieg die Vortreppe hinauf. Hinter der Glastür lag das leere Foyer. Molly stieß sie auf und ging zum Empfangspult.
Chavasse wandte sich rasch zu Youngblood um. »So. Ich lauf jetzt um das Haus herum. Du paßt hier vorn auf.«
Er verschwand zwischen den Bäumen, und Youngblood schlich im Schutz der üppigen Rhododendronbüsche, die die Zufahrt säumten, auf das Haus zu, wobei er die Glastür ständig im Auge behielt. Plötzlich kam ein Mann im dunklen Anzug und mit schneeweißem Haar drinnen im Haus die Treppe herunter und sprach einen Moment mit Molly. Youngblood duckte sich zwischen die Sträucher und wartete. Nach einer Weile gingen sie durch eine auf der linken Seite gelegene Tür. Er sprang auf, trat in den Schatten am Fuß der Treppe und versteckte sich hinter einer Säule. Nach kurzer Zeit ging die Tür auf, und Molly und der weißhaarige Mann kamen heraus und gingen die Treppe hinauf.
Youngblood blieb einen Moment stehen und überlegte stirn runzelnd, was er tun sollte. Zum erstenmal wurde ihm bewußt, das Drummond ihm bisher sämtliche Entscheidungen abge nommen hatte. Ein plötzlicher starker Regenschauer zwang ihn zum Handeln. Er rannte die Vortreppe hinauf und stieß die schwere Glastür auf. In dem Haus war es totenstill. Er zögerte einen Augenblick, dann durchquerte er das Foyer und ging die Treppe hinauf. Er war gerade oben angelangt, als er Mollys Schrei hörte.
Youngblood fuhr herum und rannte instinktiv los. Im gleichen Moment schrie sie wieder, diesmal seinen Namen. Youngblood stieß die ledergepolsterte Tür auf. Nur undeutlich sah er die makabre Szenerie, dann stürzte er sich auf Pentecost, der sich, das Skalpell drohend erhoben, über das auf dem Seziertisch
liegende Mädchen beugte.
Wieder stieß Molly einen lauten Schrei aus. Youngblood packte Pentecost an der Schulter, riß ihn herum und beförderte ihn mit einem Kinnhaken auf den Seziertisch. Das Mädchen stürzte mit angstverzerrtem Gesicht in seine Arme, und wäh rend er ihr beruhigend auf die Schulter klopfte, rappelte Pentecost sich auf und riß seinen Revolver aus der Tasche.
Youngbloods Selbsterhaltungstrieb, einer seiner hervorste
chendsten Züge, gewann wieder die Oberhand. Er stieß das Mädchen weg und rannte zur Tür.
Pentecost feuerte. Die Kugel schlug ein säuberliches kreis rundes Loch in die dicke Glasplatte des Tanks, und ein dünner Strahl Formalin schoß hervor.
Youngblood richtete sich langsam auf. »So ist’s brav«, sagte Pentecost. »Die Hände auf den Kopf.« Er gab dem Mädchen einen Stoß. »Los, ihr beiden, im Gleichschritt marsch.«
Youngblood ging den Korridor hinunter, neben ihm mit wei
ßem Gesicht das Mädchen. Von Drummond war nichts zu sehen. Das hätte ich mir denken können, dachte er wütend. Wahrscheinlich hatte ihn der Schuß vertrieben.
Pentecost führte sie die Treppe hinunter und öffnete eine große eisenbeschlagene Tür am Ende des Foyers. Als Pentecost das Licht anknipste, sah Youngblood, daß vor ihnen eine Treppe lag, die in den Keller führte. Es gab keinen Zweifel, dort unten war das Krematorium. Trotz der drückenden Wärme
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