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Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut

Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut

Titel: Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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dar­ auf gekommen.«
     Der Techniker nickte. »Der lange Aufenthalt im Salzwasser nimmt der Haut die Pigmentierung.«
     »Das sieht man.« Chavasse trat einen Schritt zurück und steckte das Taschentuch wieder in seine Westentasche. »Ich danke Ihnen. Ich habe alles gesehen; das genügt mir.«
     »Können wir ihn dann wegschaffen, Sir?« fragte der Techni­
    ker.
     »Das hätte ich fast vergessen.« Chavasse nahm ein gedrucktes Schriftstück aus der Brieftasche. »Er wird eingeäschert, und die Papiere sollen bis morgen ans Home Office gehen.«
     »Die Mediziner von der Universität wollten ihn eigentlich unters Seziermesser nehmen.«
     »Sagen Sie ihnen, sie sollten es mit Burke und Hare versu­ chen.« Chavasse streifte sich seine Handschuhe über. »Asche zu Asche für diesen Kameraden; und kein Belustigungszirkus. Ich finde allein nach draußen.«
     Als er gegangen war, zündete sich der Techniker eine Ziga­ rette an. Er runzelte die Stirn. Er dachte über Chavasse nach. Er wirkte wie ein Ausländer, war aber offenbar Engländer. Ein ganz netter Kerl soweit – ein Gentleman, um es altmodisch zu sagen. Aber etwas war eigenartig an ihm. Das waren die Augen, ja. Diese schwarzen Augen, die so vollkommen aus­ druckslos waren. Er konnte damit durch einen hindurchsehen, so als ob man gar nicht da war. Dieselben Augen hatte jener japanische Oberst gehabt in dem Lager in Siam, wo der Tech­ niker die schlimmsten drei Jahre seines Lebens verbracht hatte. Ein komischer Kerl, dieser Japaner. Manchmal konnte er nett und freundlich sein, die Humanität in Person; und im nächsten Augenblick rauchte er seelenruhig eine Zigarette, während sie vor seinen Augen einen Gefangenen wegen einer Nichtigkeit zu Tode prügelten.
     Der Techniker zuckte die Achseln und öffnete das Papier, das Chavasse ihm gegeben hatte. Es war vom Innenminister
    persönlich unterzeichnet.
     Das genügte. Er steckte es in seine Brieftasche und schob den Rolltisch nach nebenan in das Krematorium. Genau drei Minuten später schloß er die Glastür von einem der drei Spezi­ alöfen und drehte den Schalter. Flammen schlugen um die Leiche; sie fing sofort an zu brennen.
     Der Techniker zündete sich noch eine Zigarette an. Professor Henson war sicher nicht sehr erbaut, aber nun war die Sache erledigt; und schließlich hatte er ja die Anweisung schriftlich. Er ging wieder nach nebenan, pfiff fröhlich vor sich hin und machte sich eine Tasse Tee.

    Es war fast zwei Monate her, daß Chavasse das Haus in St. John’s Wood zuletzt betreten hatte; und nun kam er sich vor, als sei er von einer langen Reise nach Hause zurückgekommen. Das war gar nicht so seltsam, wenn man bedachte, was er in den letzten zwölf Jahren als Agent dieses Büros für ein Leben geführt hatte. Es war eine fast völlig unbekannte Abteilung des britischen Geheimdienstes, die sich mit all den Angelegenhei­ ten zu befassen hatte, für die niemand anders Verwendung hatte.
     Er stieg die gewundene Treppe hoch und drückte die Klingel neben der Messingplatte mit der Aufschrift Brown & Co. – Import, Export. Die Tür wurde fast im selben Augenblick von einem großen Uniformierten mit grauen Haaren geöffnet, der gleich ein strahlendes Begrüßungslächeln aufsetzte.
     »Ich freue mich, daß Sie wieder da sind, Mr. Chavasse. Sie sehen gut erholt aus; richtig braun geworden sind Sie.«
     »Ich freue mich auch, George.«
     »Mr. Mallory fragt laufend nach Ihnen, Sir. Miß Frazer hat schon alle paar Minuten bei mir angerufen.«
     »Also wieder mal wie immer, George.«
     Chavasse stieg eilig die enge Wendeltreppe hoch. Es hatte
    sich nichts verändert. Nicht die geringste Kleinigkeit. Immer war es so gewesen. Lange Zeit passierte überhaupt nichts, und dann kam plötzlich irgendwas an die Oberfläche, und der Tag hätte siebenundzwanzig Stunden haben müssen.
     Er ging in das kleine Vorzimmer am Ende des engen Korri­ dors. Jean Frazer saß an ihrem Tisch. Sie sah auf, nahm ihre schwere Lesebrille ab und begrüßte ihn mit einem Lächeln, das für Chavasse immer um eine Nuance herzlicher war als für die anderen. »Paul, gut siehst du aus. Ich bin ja so froh, daß du wieder da bist.«
     Sie stand auf und kam um den Tisch herum; eine kleine, schwermütige Frau von ungefähr dreißig Jahren. Sie sah auf eine besondere Art attraktiv aus. Chavasse nahm ihre Hände und gab ihr einen Kuß auf die Wange.
     »Ich bin doch immer noch nicht dazu gekommen, mein Ver­ sprechen einzulösen

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