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Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut

Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut

Titel: Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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deren beide Schneiden so scharf geschliffen waren wie eine Rasierklinge. Rossiter küßte die Madonna ehrfürchtig und ohne das leiseste Zeichen von Spott, dann hielt er die Klinge gegen seine rechte Wange. »Du hast eine Frau, Mercier«, sagte er leise, und sein Gesicht hatte einen seltsam abwesenden Ausdruck. »Sie ist krank, habe ich ge­ hört?«
     »Monsieur?« flüsterte Mercier; ihm war, als bliebe ihm das Herz stehen.
     »Ein Wort, Mercier, die leiseste Andeutung, und ich schneide ihr die Kehle durch. Hast du verstanden?«
     Mercier wandte sich ab; sein Magen krampfte sich zusam­ men, und er mußte sich wieder übergeben. Rossiter stand auf, ging über das Deck und blieb vor der Tür der Steuerkabine stehen.
     »Alles in Ordnung?« fragte Jacaud.
     »Natürlich.« Rossiter sog die frische Luft tief in seine Lungen und lächelte. »Ein schöner Morgen, Jacaud, ein wunderbarer Morgen. Und dann der Gedanke, man könnte noch im Bett liegen, und alles dies würde einem entgehen.«

    2

    Unten bei den Toten

    Die Innenstadt erstickte im Nebel, und irgendwo weit draußen hörte man die Nebelhörner schwermütig tuten; die Schiffe fuhren über den Unterlauf der Themse aufs offene Meer. Nebel – eine Art von Nebel, wie man ihn anscheinend nur in London und nirgendwo sonst auf der Welt erlebte. Nebel, der die Alten und Kranken dahinraffte, der in den Straßen hing und die Luft knapp werden ließ, und der den Verkehr einer Weltstadt zum Erliegen brachte.
     Paul Chavasse stieg bei Marble Arch aus dem Taxi; er stellte den Kragen seines Trenchcoats hoch, fing an, leise vor sich hin zu pfeifen und ging durch das große Tor in den Park. Er hatte den Nebel gern; es gab nur ein Wetter, das ihm besser gefiel als Nebel, und das war Regen. Eine Eigentümlichkeit, die, wie er glaubte, auf irgendwelche Erlebnisse in seiner Kindheit zu­ rückzuführen war, aber vielleicht gab es auch eine viel einfachere Erklärung. Nebel und Regenwetter, so fand er, schlossen ihn in eine kleine Welt ein, in der man ganz für sich allein war; und das konnte manchmal sehr angenehm sein.
     Chavasse blieb stehen und zündete sich eine Zigarette an. Er war groß und sah gut aus; sein Gesicht war so französisch wie die Place Pigalle in einer Samstagnacht; die typisch keltischen Backenknochen hatte er von seinem bretonischen Vater. Ein Parkwächter löste sich aus den weißgrauen Schatten und tauchte wortlos wieder in die Nebelschwaden ein; eine geister­ hafte Erscheinung, wie sie einem unter diesen Umständen wirklich nur in England begegnen konnte. Chavasse ging unbeirrt weiter, er war durch nichts von seiner unerklärlich heiteren Stimmung abzubringen.
     Das St.-Bede-Krankenhaus lag am unteren Ende des Parks; es war ein scheußliches viktorianisches Gebäude im imitierten gotischen Stil, aber es hatte in der ganzen Welt einen guten Ruf. Er wurde erwartet und meldete sich beim Portier. Ein blauuniformierter Wächter führte ihn durch grüngekachelte Korridore, die anscheinend überhaupt kein Ende nahmen.
    Ein älterer Labortechniker, der in einem kleinen Büro mit
    Glaswänden saß, löste den Wärter ab; er begleitete ihn nach unten in die Leichenhalle, und sie fuhren mit einem erstaunlich modernen Fahrstuhl in das Kellergeschoß. Als sich die Fahr­ stuhltüren öffneten, schlug Chavasse ein penetranter antiseptischer Geruch entgegen, wie man ihn aus Krankenhäu­ sern kennt; der geräumige Keller war eiskalt. Ihre Schritte hallten von den Wänden wider. In die Wände waren zu beiden Seiten Stahlschubladen eingelassen; in jeder lag wahrscheinlich eine Leiche, aber der Techniker führte ihn zu einem Rolltisch, der mit einem Gummilaken bedeckt war.
     »Er war in keine Schublade zu bekommen«, sagte er. »Er ist zu aufgedunsen. Und stinken tut er wie ein Fisch vom letzten Jahr.«
     Als sie dicht davorstanden, wurde der Gestank beinahe uner­ träglich, obwohl man offenbar alles getan hatte, um den Leichengeruch zu neutralisieren. Chavasse hielt sich ein Taschentuch vor den Mund. »Ich verstehe.«
     Er hatte den Tod schon oft und in vielen Variationen gesehen, aber so etwas war ihm noch nicht vorgekommen. Er runzelte die Stirn. »Wie lange ist er im Wasser gewesen?«
     »Sechs oder sieben Wochen.«
     »Wissen Sie das genau?«
     »Doch, doch – wir haben Urintests gemacht, den Grad des
    Gewebezerfalls gemessen und so weiter. Es war übrigens ein Neger, oder wußten Sie das?«
     »Das hat man mir gesagt, aber von allein wäre ich nicht

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