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Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut

Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut

Titel: Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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der dann weiterlebt, meinen Sie das?«
     »Jedenfalls lebt er nachts und führt die Befehle seines Herrn aus – eine seelenlose grundböse Kreatur.«
     »Und das ist Rossiter.«
     »Das ist Rossiter.« Der Neger lachte laut auf. »Das komische an der Sache ist nur, daß er früher mal Priester gewesen ist – Jesuitenpriester.«
     »Und wie haben Sie das herausgefunden?«
     »Neulich abends hatte ich keine Streichhölzer mehr und habe bei ihm geklopft. Er war nicht in seinem Zimmer.«
     »Und dann hat Sie Ihre natürliche Neugier überkommen?«
     »Was sonst?« Der Neger grinste. »In der rechten unteren Schublade seines Tisches habe ich ein paar interessante Fotos gefunden. Er hat sich nicht besonders verändert. Da war eins mit dem Datum von Neunzehnneunundvierzig, ein Gruppen­ bild mit zwanzig anderen – sah aus wie das Jesuitenseminar auf einem Ausflug. Das andere ist neunzehneinundfünfzig in Korea entstanden. Da ist er abgebildet mit einem halben Dutzend Kindern vor dem Eingang einer Mission oder so.«
     Neunzehneinundfünfzig. Das Jahr, in dem der Koreakrieg begonnen hat. Ob Rossiter damals seinen Glauben verloren hat? Chavasse runzelte die Stirn; er hatte wieder jenes gequälte, asketisch wirkende Gesicht vor Augen. Den Priester konnte man ihm glauben, aber den Mörder … das konnte nicht sein.
     Er dachte noch darüber nach, als sie in den Hof des Freibeu­
    ters kamen.

    6

    Das Kainszeichen

    Der Schankraum war leer, Jones ging hinter die Theke und nahm eine Flasche Kognak und zwei Gläser aus dem Regal. »Sie auch?« sagte er.
     Chavasse nickte. »Warum nicht?«
     Jacaud erschien in der Tür zu den hinteren Räumen. »Stell das wieder da hin. Verstehst du mich, du schwarzes Schwein?«
     Jones sah ungerührt zu ihm hinüber; seinem Gesicht war nicht die Spur von Erregung anzumerken. »Aber sicher verstehe ich Sie«, sagte er in sehr passablem Französisch. Er entkorkte die Flasche und goß die Gläser voll. Jacaud machte einen schnellen Schritt auf ihn zu, packte ihn an der Schulter und drehte ihn herum.
     »Jacaud!« Rossiter kam in den Schankraum; seine Stimme war scharf und eiskalt, er duldete keinen Widerspruch.
     Jacaud ließ zögernd von ihm ab. »Die haben nicht mal be­
    zahlt«, murmelte er lahm.
     Rossiter beachtete ihn nicht mehr; er kam auf die beiden zu. Er trug weite graue Hosen, einen handgestrickten Pullover und eine Stahlbrille. In der Hand hielt er ein dünnes Buch; ein Finger war zwischen den Seiten. »Bitte bedienen Sie sich, meine Herren.«
     »Trinken Sie mit uns?« fragte Chavasse.
     »Mr. Rossiter trinkt nicht«, sagte Jones. »Wir werden uns schon allein amüsieren müssen.«
     Er trank Chavasse zu, leerte sein Glas in einem Zug und goß es gleich wieder voll. Jacaud sah finster aus; er nahm sich selbst eine Flasche und ein Glas und zog sich ans andere Ende der Theke zurück.
     »Sie haben einen Spaziergang gemacht, wie ich sehe«, sagte
    Rossiter.
     Chavasse nickte. »Die Umgebung ist sehr schön hier. Müssen allerhand Touristen hier sein in der Saison.«
     »Es liegt zu weit ab von der eigentlichen Touristengegend, und man macht auch keine Werbung.«
     »Ich würde gern wissen, wann wir losfahren.«
     »Das kann ich noch nicht genau sagen. Wir erwarten noch einen Passagier. Es hängt davon ab, wann er ankommt. Ich rechne heute oder morgen mit ihm.«
     »Und um welche Zeit soll’s dann losgehen?«
     »Ich gebe Ihnen rechtzeitig Bescheid. Es ist kein Grund zur Besorgnis. Wir wissen, was wir tun.«
     Hinter ihnen ließ sich eine leise Stimme vernehmen: »Darf ich hereinkommen?«
     Famia stand in der Tür; sie hatte einen scharlachroten Sari an, der ihren makellosen Teint noch unterstrich. Sie trug ein silbernes Halsband und goldene Armringe um die Handgelen­ ke. Chavasse fand es interessant, wie die Männer reagierten. Jones hatte den anerkennenden Blick, wie ihn Kunstkenner aufsetzen, wenn sie in der Galerie ein wertvolles Objekt be­ staunen. Jacaud stierte sie mit unverhohlener Geilheit an. Und Rossiter? Rossiter schien wie gebannt. Er war bleich gewor­ den; seine blauen Augen schienen blauer als je, und dann passierte etwas Seltsames. Er lächelte, und es sah aus, als ob etwas in ihm geschmolzen wäre.
     Er ging auf sie zu und gab ihr seinen Arm. »Das Essen müßte fertig sein. Gehen wir?« sagte er und führte sie ins Eßzimmer.
     Sein Buch lag noch auf der Theke; Chavasse sah es sich an. Es war eine Taschenbuchausgabe des Titels Das Reich

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