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Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut

Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut

Titel: Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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packte ihn. Mühsam stützte er sich auf einen Ellbogen.
     Er lag auf einem schmalen Bett, das in der Ecke eines engen, fensterlosen Raums stand. Von der Mitte der Decke hing eine Öllampe herab. In ihrem flackernden Lichtschein jagten sich Götter und Dämonen, die im schattenumspielten Hintergrund die uralte Tapete belebten. Ihre Fratzen starrten ihn aus dem Halbdunkel an.
     Chavasse schloß entsetzt die Augen und hörte jetzt erst die leise, monotone Stimme. Er öffnete die Augen noch einmal und sah dicht neben sich einen Mönch in gelbem Seidenge­ wand und tibetanischer Spitzmütze in der Ecke sitzen. Die Kugeln des Gebetskranzes glitten ihm durch die knochigen Finger.
     Als sich Chavasse bewegte, unterbrach der alte Mönch sein Gebet, stand auf und kam auf ihn zu. Er mußte uralt sein. Die Pergamenthaut seines gelben Gesichts war von unzähligen Falten und Runzeln durchzogen.
     Plötzlich glitt ein Lächeln über das Greisengesicht. Er schob die Tapetenwand am Fußende des Bettes beiseite und ging durch einen niedrigen Torbogen hinaus.
     Chavasse fühlte sich ausgeruht. Auch seine Kopfschmerzen waren verschwunden. Er warf die Schaffelle, mit denen er zugedeckt war, beiseite und schwang die Beine aus dem Bett. In diesem Augenblick öffnete sich der Vorhang an der Tape­ tentür wieder, und Joro trat ein. Der Tibetaner trug dasselbe braune Gewand und die Shuba, die er auch im Flugzeug getragen hatte. Er lächelte, als hätte der andere Joro – der Dämon in der Maske des Königs der Hölle – niemals existiert.
     »Wie geht es Ihnen?« fragte er.
     »Den Umständen entsprechend gut«, antwortete Chavasse. »Ich weiß auch nicht, was mich dazu getrieben hat, mich so verrückt zu benehmen. Ich muß Fieber gehabt haben.«
     »Es war die Höhenkrankheit, nichts weiter. Sie bringt den Menschen dazu, seltsame Dinge zu tun. Der Abt hat Ihnen, während Sie schliefen, ein Mittel dagegen gegeben.«
     »Der Trick mit den Tänzern draußen im Hof war nicht schlecht, Joro.«
     Der Tibetaner zuckte die Achseln. »Sie hatten ein Maschi­ nengewehr, deshalb mußten wir vorsichtig sein. Ich bin froh, daß alles glatt gegangen ist. Ich bin die ganze Nacht durch gelaufen, um rechtzeitig hierherzukommen. Aber ich wußte ja, daß man Sie nach Changu bringen würde. Da mußten sie hier vorbeikommen.«
     »Was ist mit dem Russen? Ist er tot?«
     Joro nickte. »Natürlich. Für meine Freunde unterscheiden sich Russen und Chinesen nur wie die beiden Seiten einer Münze voneinander.«
     Chavasse fühlte ehrliches Bedauern. Er seufzte. »Das ist wirklich ein Jammer. Er war ein feiner Kerl, egal, von welcher Seite man es betrachtet.«
     »Ich sehe das anders. Für mich war er ein Feind, und schließ­ lich haben wir Krieg – so ist das nun mal. Ich hätte aber die Leute auch nicht mehr aufhalten können. Es war schon schwie­ rig genug, Ihnen das Leben zu retten, als die anderen Sie zwischen die Finger bekamen.«
     »Trotzdem vielen Dank.«
     Joro schüttelte den Kopf. »Sie haben mir nicht zu danken. Ich habe nur eine Schuld zurückgezahlt. Draußen am See hat nur Ihr rasches Handeln mir das Leben gerettet.«
     »Sie haben die Waffen gefunden, nehme ich an?« fragte Chavasse. »Sie lagen auf dem Jeep.«
     »Ja. Einige meiner Leute machen sie schon im Nebenraum schußfertig. Aber kommen Sie doch mit. Drüben haben wir ein Feuer und heißen Tee. Es ist zwar nur tibetanischer Tee, aber ich fürchte, Sie werden sich daran gewöhnen müssen.«
     Er schob den Vorhang an der Tapetentür beiseite. Sie traten in einen viel größeren Raum mit niedriger, roh verputzter Decke und winzigen Fenstern, die sehr hoch angebracht waren. Die Waffen lagen auf einem großen Holztisch. Drei stämmige Tibetaner waren mit viel Sachkenntnis dabei, sie zu reinigen und zu ölen.
     »Sie scheinen etwas davon zu verstehen«, bemerkte Chavas­ se.
     Joro nickte. »Sie begreifen schnell. Diese Eigenschaft werden die Chinesen noch zu spüren bekommen.«
     Auf dem großen steinernen Feuerplatz brannte Jakdung mit hellen Flammen. Vor Chavasses Augen bröselte Joro eine Handvoll von einem Teeziegel in ein Gefäß mit kochendem Wasser und gab dann Butter und eine Prise Salz dazu.
     »Sie haben nicht zufällig eine Zigarette?« fragte Chavasse.
     Joro deutete auf den Tisch. »Einer meiner Leute hat dem
    toten Russen die Taschen geleert. Dort liegen seine Sachen. Ich glaube, es waren auch drei oder vier Packungen Zigaretten dabei.«
     Chavasse trat

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