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Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut

Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut

Titel: Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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an den Tisch. Das also ist alles, was von einem Menschen übrigbleibt, dachte er. Eine Brieftasche, seine Reisedokumente und drei Zigarettenpackungen.
     Er zündete sich eine Zigarette an, nahm die Papiere an sich und setzte sich damit auf eine grobe Holzbank. Die Brieftasche enthielt ein Bündel chinesischer Banknoten, mehrere Briefe, die offensichtlich von Freunden aus Rußland stammten, außer­ dem eine Mitgliedskarte des Moskauer Presseklubs. Chavasse fand zu seiner Erleichterung nichts, was auf eine Familie hingedeutet hätte.
     Die Reisepapiere enthielten die üblichen Reisegenehmigun­ gen und einen Paß mit einem chinesischen Sondervisum für Tibet, das in Peking abgestempelt und vorn Militärgouverneur von Lhasa gegengezeichnet war. Die Papiere waren blutbe­ schmiert und von einem Messerstich beschädigt, aber Kurbskys Paßfoto war immer noch gut zu erkennen.
     Chavasse starrte die Papiere an und war so in Gedanken versunken, daß er kaum hochblickte, als Joro ihm den fertigen Tee reichte. Er leerte den Becher bis zum letzten Tropfen, ohne recht zu merken, was er da trank.
     »Schmeckt Ihnen der Tee?« fragte Joro lächelnd.
     Chavasse betrachtete den leeren Becher in seiner Hand mit leichtem Stirnrunzeln und lächelte dann. »Ich habe nichts davon gemerkt. Geben Sie mir noch einen Becher, bitte.«
     Der Tee war eigenartig erfrischend und belebend. Chavasse zündete sich eine zweite Zigarette an und erkundigte sich: »Wie weit ist es von hier nach Changu?«
     »Etwa hundertdreißig Kilometer. Mit dem Pferd ist man in zwei Tagen dort, wenn man sich beeilt.«
     »Und wenn man den Jeep benutzt?«
     »Das ist ganz ausgeschlossen!« sagte Joro sofort. »Hier sind mindestens zweihundert Soldaten stationiert, die regelmäßig die ganze Umgebung abpatrouillieren. Sie würden uns sofort verhaften, wenn wir mit dem Jeep in die Nähe der Stadt kä­ men.«
     »Und wenn wir einfach nach Changu hineinfahren?«
     Joro zog verwirrt die Stirn in Falten. »Aber – wie stellen Sie sich das vor?«
     »Ich könnte den Beamten beispielsweise sagen, ich sei Andrej Sergejewitsch Kurbsky, ein russischer Journalist, der Tibet mit einem offiziellen Visum des Zentralkomitees in Peking bereist. Nebenbei gesagt, spreche ich fließend Russisch.«
     »Und Ihre Eskorte?«
     »Die beiden Soldaten wurden von Banditen ermordet, die nachts unser Lager überfallen haben. Sie habe ich als Führer engagiert, weil Sie sich in den Überfall eingeschaltet und mir das Leben gerettet haben, indem Sie die anderen überredeten, mich als Geisel zu behalten.«
     Langsam nickte Joro. »Aha. Und wir sind mit dem Jeep ge­ flohen, während die anderen schliefen?«
     Chavasse grinste. »Auch Sie begreifen schnell.«
     Joro schüttelte langsam den Kopf. »Es geht nicht. Auf seinen Papieren ist sein Paßbild.«
     Mit einer raschen Handbewegung warf Chavasse die Papiere ins Feuer. Die blutbefleckten Dokumente rollten sich an den Ecken ein und fingen Feuer. Für einen Augenblick starrte ihn noch einmal Kurbskys Gesicht an, dann war er in den Flammen verschwunden.
     »Die Banditen haben meine Taschen ausgeräumt«, erklärte Chavasse. »Sonst noch Bedenken?«
     Joro schüttelt den Kopf. »Die Sache wird trotz allem ziemlich gefährlich sein. Allerdings haben wir einen kleinen Vorteil: Einer meiner Leute kam letzte Nacht aus Changu zurück und berichtete, daß Oberst Li für mehrere Tage zu einer Inspektion der umliegenden Dörfer aufgebrochen ist. Ihn vertritt ein Hauptmann Tsen, ein noch junger, unerfahrener Mann.«
     »Besser könnte es gar nicht sein«, sagte Chavasse. »Selbst wenn er sich über Funk mit Lhasa in Verbindung setzt, kann der Gouverneur nichts anderes tun, als den Überfall auf einen russischen Staatsbürger zu bedauern und meine Identität zu bestätigen.«
     »Und wenn dieser Tsen alles glaubt – was dann?«
     »Kurbsky suchte Material für seine Zeitungsberichte. Warum sollte er Changu nicht in der Absicht besucht haben, ein Inter­ view mit Dr. Karl Hoffner zu machen?«
     Der Tibetaner lächelte, und seine Augen blitzten auf einmal. »Das wäre wirklich ein großartiger Spaß – auf Kosten der Chinesen! Vielleicht würde Dr. Hoffner Sie sogar für die Dauer Ihres Aufenthaltes in sein Haus aufnehmen.« Sofort war er wieder ernst. »Wir müssen nur schnell handeln, bevor Oberst Li zurückkommt. Ihn halten wir nicht so leicht zum Narren, glauben Sie mir das.«
     »Dann brechen wir am besten gleich auf.«
     Joro

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