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Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut

Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut

Titel: Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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nicht weis, daß mich die Armee der Volksrepublik verwöhnen will!« sagte Chavasse.
     Kurbsky schüttelte den Kopf. »Glauben Sie mir, das ist mein ganz privater Vorrat. Ich finde nämlich, daß gerade bei einer Reise durch ein so rauhes Land eine Spur von Luxus allerhand ausmacht.«
     Der Kaffee schmeckte ausgezeichnet. Chavasse lobte ihn. »Man liest eben so manches in den Büchern der alten Imperia­ listen wie?« sagte er mit leisem Spott. »Selbst auf einer Safari durch das schwärzeste Afrika sollen sie noch schneeweiße Dinnerjackets getragen haben.«
     »Gott sei gedankt, daß es die Engländer gibt«, erklärte der Russe ernst. »Sie haben der Welt wenigstens etwas Würde verliehen.«
     »Das war schon immer eine höchst zweifelhafte Tugend«, bemerkte Chavasse. Sie mußten beide lachen.
     »Wie sieht es denn neuerdings in London aus?« fragte Kurbsky dann.
     Chavasse zögerte, aber dann zuckte er die Schultern. Warum sollte er nicht darüber reden? »Als ich abfuhr, war es recht regnerisch. Der Wind blies vom Fluß herauf und kündigte den typisch englischen Winter an. Im Regent’s Park war kein einziges Blatt mehr zu sehen, und vor Downing Street Nummer zehn hatten sich fünf Atombombengegner an das Treppenge­ länder gebunden.«
     »London!« seufzte Kurbsky. »Ich war noch letztes Jahr dort und hatte das Glück, an einem der Abende Gielgud im Kirsch­ garten zu sehen. Für einen Engländer spielte er Tschechow ganz ausgezeichnet. Danach haben wir in Helene Cordets Saddle Room diniert.«
     »Für einen Ausländer haben Sie einen teuren Geschmack und kennen wahrhaftig die richtigen Lokale!«
     »Ach, wissen Sie, es gehört mit zu meiner Aufgabe, mich unter die Mitglieder aller Gesellschaftsklassen zu mischen und zu versuchen, Ihre Gesellschaft aus verschiedenen Blickwin­ keln kennenzulernen. Wie sollten wir Sie sonst verstehen
    lernen?«
     »Diese Einstellung macht Ihnen Ehre«, sagte Chavasse. »Ich muß allerdings hinzufügen, daß man sie bei russischen Journa­ listen nicht eben häufig antrifft.«
     »Dann haben Sie vermutlich die falschen Leute kennenge­ lernt«, bemerkte Kurbsky höflich.
     Einer der Soldaten füllte Kaffee nach. Als er sich wieder ans Spiritusfeuer zurückgezogen hatte, fuhr Chavasse fort: »Etwas kommt mir seltsam vor: Man hört doch immer wieder, daß die Beziehungen zwischen Moskau und Peking sehr gespannt seien. Wie kommt es dann, daß die Chinesen Sie frei in ihrer bestbewachten Provinz herumlaufen lassen?«
     »Es gibt von Zeit zu Zeit gewisse Meinungsverschiedenheiten – aber nicht mehr.«
     Chavasse schüttelte den Kopf. »Machen wir uns doch nichts vor! Ihr Russen ereifert euch immer wieder über die politische Unreife der Amerikaner, aber die hatten wenigstens so viel gesunden Menschenverstand, zu erkennen, wo die wirklichen Feinde des Weltfriedens sind. China ist für Sie genauso ein Problem wie für uns. Selbst Ihre Regierung hat das inzwischen eingesehen.«
     Kurbsky seufzte und schüttelte dann den Kopf. »Politik und Religion – das sind Dinge, über die sich zuweilen sogar die besten Freunde streiten. Gehen wir lieber schlafen.«
     Chavasse fror, obgleich ihm Kurbsky einen gefütterten Schlafsack gegeben hatte. Sein Kopf platzte fast. Außerdem wurde ihm wieder übel.
     Er blickte durch die Zeltklappe hinaus auf die kleine Spiritus flamme und versuchte, sich aufs Einschlafen zu konzentrieren. Einer der beiden Soldaten hatte sich neben dem Feuer in ein Fell gewickelt, der andere patrouillierte gleichmäßig auf und ab. Seine Stiefel scharrten dabei über den gefrorenen Boden.
     Chavasse mußte über manches nachdenken, was der Russe
    gesagt hatte. Er sah das leichte Lachen vor sich, das ständig in seinen Augen lauerte. Einen solchen Menschen muß man einfach gern haben. Unter anderen Umständen wären sie vielleicht sogar Freunde geworden.
     Er schlummerte dann doch ein. Aber schon nach einer Stunde wachte er mit klappernden Zähnen wieder auf. Sein Gesicht war schweißnaß. Kurbsky kniete mit einer Tasse in der Hand neben ihm.
     Chavasse wollte sich aufsetzen, doch der Russe drückte ihn nieder. »Machen Sie sich keine Sorgen. Die Bergkrankheit hat Sie ein wenig erwischt, das ist alles. Schlucken Sie diese Pille, sie wird Ihnen helfen.«
     Chavasse steckte die Pille in den Mund und spülte sie mit kaltem Kaffee herunter. Kurbsky hielt ihm dabei den Becher an die Lippen. Dann schlang er im Schlafsack die Arme dicht um den Körper, damit

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