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Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut

Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut

Titel: Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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»Sie sollten nicht einmal sprechen.«
     Die Tür ging auf. Chavasse blinzelte und sah ein freundliches Gesicht, dessen Haut sich straff über die hohen Backenknochen spannte. Neben den Augen saßen Lachfalten. Der Arzt hob seine Hand, legte die Finger an den Puls und blickte auf die Uhr. »Wie fühlen Sie sich?« fragte er.
     »Lausig.«
     Der Arzt lächelte. »Ihre körperliche Verfassung ist bewun­
    dernswert. Die meisten Menschen wären an Ihrer Stelle längst gestorben.«
     »Das könnte ich keinem verübeln – nicht nach den Kostpro­ ben von eurer hochentwickelten Kunst, den menschlichen Körper zu malträtieren.«
     »Bitte, Politik geht mich nichts an«, bemerkte der Arzt ach­ selzuckend. »Sie werden die Sache jedenfalls überleben, das ist jetzt am wichtigsten.«
     »Auch das hängt vom jeweiligen Standpunkt ab.«
     Leise wurde an die Tür geklopft. Die Schwester ging nachse­
    hen. »Oberst Li ist da«, meldete sie.
     Der Arzt ging zur Tür, als Li eintrat. »Bitte, nicht länger als fünfzehn Minuten, Oberst«, sagte er streng. »Er braucht noch viel Schlaf.« Er warf Chavasse einen freundlichen Blick zu. »Wir sehen uns dann morgen früh wieder.«
     Li wartete, bis der Arzt und die Schwester das Zimmer ver­ lassen hatten. Dann trat er aus dem Halbschatten und lächelte auf Chavasse herab. Er war wie immer äußerst korrekt geklei­ det.
    »Na, Paul, wie geht es Ihnen?«
     »Eine Zigarette hätte ich gern«, antwortete Paul. »Sie haben nicht zufällig eine bei sich?«
     Li nickte. Dann zog er sich einen Stuhl heran, setzte sich und bot Chavasse eine Zigarette an. Chavasse nahm einen tiefen Lungenzug und seufzte wohlig auf. »Jetzt geht’s mir schon viel besser.«
     »Hier ist es aber auch hübscher, finden Sie nicht auch?« fragte Li. »Sauberes Bett, saubere Wäsche, frisch gebadet …«
     »Aber wie lange wird das Vergnügen dauern?«
     Li zuckte die Achseln. »Das hängt ganz von Ihnen ab, mein lieber Freund.«
     »Dachte ich es mir doch!« sagte Chavasse bitter. »Sie haben gehofft, daß ich sterben würde, wie? Oder sollten Sie es be­ fürchtet haben? Das würde all diesen Luxus erklären. Aber sobald ich wieder auf den Beinen bin – husch husch in die niedliche kleine Zelle, und alles noch einmal von vorn. Stimmt’s?«
     »Stimmt, Paul«, sagte Li ruhig. »Wir werden wieder ganz von vorn beginnen. An Ihrer Stelle würde ich es mir doch noch einmal überlegen.«
     »Das werde ich, verlassen Sie sich darauf.«
     Oberst Li stand auf, an der Tür drehte er sich noch einmal um. »Sie befinden sich hier übrigens im dritten Stock der Klinik. Vor Ihrer Tür sitzt eine Wache. Nur damit Sie nicht auf dumme Gedanken kommen.«
     »In meiner augenblicklichen Verfassung könnte ich nicht einmal bis zur Toilette zu Fuß gehen«, erklärte Chavasse.
     Ein schwaches Lächeln huschte über Lis Gesicht. »Schlafen Sie weiter. Ich besuche Sie morgen wieder.«
     Die Tür schloß sich leise hinter ihm. Chavasse blickte zur Zimmerdecke hinauf und versuchte, seine Gedanken zu ord­ nen. Eins stand fest: Er wollte lieber sterben, als die ganze entsetzliche Folter noch einmal über sich ergehen lassen. Aus diesem Grund hatte er eigentlich nichts zu verlieren.
     Mit einem Ruck warf er die Bettdecke beiseite und stand auf. Er schwankte ein bißchen, dann gelangen ihm die ersten Schritte. Es war, als ginge er auf Federmatratzen, aber er erreichte die gegenüberliegende Wand. Nach einer kurzen Rast machte er sich auf den Rückweg. Auf seiner Bettkante mußte er sich eine Weile ausruhen, dann versuchte er denselben Weg noch einmal. In der hintersten Ecke befand sich ein kleiner Schrank. Voller Hoffnung öffnete er ihn und fand einen Bade­ mantel und ein Paar Pantoffeln – sonst leider nichts. Er schloß die Tür wieder und blickte aus dem Fenster.
     Nachdem sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, mußte er erkennen, daß der Boden etwa zwölf Meter tief unter ihm lag. Entmutigt legte er sich wieder ins Bett. Kaum hatte er sich zugedeckt, da trat die Krankenschwester ein. Sie schüttelte ihm die Kissen auf und strich die Decke glatt. »Wie fühlen Sie sich?« fragte sie.
     Er stöhnte und antwortete mit sehr schwacher Stimme: »Gar nicht gut. Ich werde doch lieber weiterschlafen.«
     Sie nickte mitfühlend. »Ich sehe später noch einmal nach Ihnen. Versuchen Sie, jetzt etwas zu schlafen.« Dann verließ sie das Zimmer ebenso leise, wie sie gekommen war.
     Chavasse lächelte vor

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