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Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut

Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut

Titel: Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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suchung beendet hatte – da hörte er hinter sich die Tür klappen und erkannte im Spiegel Oberst Li.
     Zuerst blickte Li erstaunt drein, aber dann wurde er wirklich zornig. Mit zwei langen Schritten trat er an den Schreibtisch und zerrte Tsen am Uniformkragen hoch. »Sie blöder Hund!« schrie er. »Hat er denn noch nicht genug durchgemacht? Muß er bis zum Letzten erniedrigt werden?«
     »Aber – das ist doch nur die vor der Hinrichtung übliche Durchsuchung, Oberst!« verteidigte sich Tsen. »Die Anwei­ sungen des Zentralkomitees darüber sind vollkommen klar und legen jede Einzelheit genau fest.«
     »Verschwinden Sie!« schrie Li. »Und nehmen Sie dieses verdammte Weibsstück mit!«
     Hauptmann Tsen und die Sekretärin zogen sich hastig zurück. Der Unteroffizier half Chavasse beim Anziehen.
     »Es tut mir wirklich leid, Paul«, sagte Li. »Das hätte nicht passieren dürfen.«
     »Ach, das macht doch nichts«, antwortete Chavasse. »Nichts ist mehr wichtig für mich.«
     »Hauptmann Tsen hat es Ihnen also gesagt?«
     Chavasse nickte. »Ich habe also doch noch gewonnen, wie?«
     Li schaute ehrlich bekümmert drein. »Paul, Sie wissen, daß ich alles dafür gegeben hätte, wenn diese Affäre anders ausge­ gangen wäre. Jetzt liegt die Verantwortung nicht mehr bei mir. Das Zentralkomitee hat das Todesurteil ausgesprochen, damit ist alles zu Ende.«
     »Seltsam«, sagte Chavasse nachdenklich. »Es freut mich, daß alles so gekommen ist. Jetzt bin ich sogar froh darüber, daß meine Mauser Ladehemmung hatte, als ich Ihnen eine Kugel in den Kopf schießen wollte. Auf diese Weise bekommen Sie noch eine Bedenkzeit. Sie werden schon noch merken, daß Sie im Unrecht sind. Ihr alle seid im Unrecht!«
     Li stöhnte, stand auf und ging zum Kamin hinüber. Eine ganze Weile starrte er ausdruckslos in die Flammen, dann drehte er sich wieder um. »Wenn Sie mir nur etwas mehr Zeit gelassen hätten. Nur ein paar Tage noch. Sie waren nahe dran, Paul. Viel näher, als Sie selbst wissen.«
     Chavasse schüttelte den Kopf und sagte sehr ruhig: »Öl und Wasser vermischen sich nicht, Oberst, das ist ein Grundsatz der Chemie. Wir sind unendlich weit voneinander entfernt, und wir werden uns niemals näherkommen.«
     Oberst Li schlug sich mit der Faust gegen die flache Hand. »Nein, Paul – wir haben recht! Unser Endsieg ist so unumstöß­ lich wie ein Naturgesetz. Wir werden gewinnen – ihr werdet verlieren.«
     »Ihr zieht eben nie den Menschen mit in Rechnung, Oberst. Der Mensch ist der unberechenbarste Faktor, überall. Nichts im Leben ist ganz sicher – für mich nicht, für Sie nicht – für keinen.«
     Oberst Li zuckte die Achseln. »Ich sehe ein, daß ich mit Ihnen nur meine Zeit vergeude.« Er nahm die Schultern zu­ rück, richtete sich militärisch stramm auf und streckte die Hand aus. »Leben Sie wohl, Paul.«
     Ganz automatisch ergriff Chavasse die dargebotene Hand. Das spielte jetzt auch keine Rolle mehr. Dann führte ihn der Unteroffizier hinaus.
     Vor seiner Zellentür blieb Chavasse stehen, doch der Unterof­ fizier schob ihn weiter bis zu einer anderen Tür ganz am Ende des Korridors. Er schloß die Tür auf und stieß Chavasse hin­ durch. Er stand in völliger Dunkelheit.
     Mit ausgestreckten Armen tastete sich Chavasse vor, bis sein Fuß an eine eiserne Bettstelle stieß. Genau in diesem Augen­ blick wurde ein grelles, weißes Licht eingeschaltet.
     Auf der Bettstelle lag ein Mann in blutgetränkten Lumpen. Er hatte die Hände wie ein Toter vor der Brust gefaltet. Seine Augen waren geschlossen, kein Laut kam von seinen ge­ schwollenen Lippen. Das Gesicht sah wie Wachs aus. Die Haut wirkte so durchscheinend, daß man glaubte, bis auf die Kno­ chen sehen zu können. Unglaubliche Leiden hatten ihre Male hinterlassen.
     Chavasse ließ sich auf die Bettkante sinken. Sein Kopf be­ wegte sich von einer Seite zur anderen. »Joro«, sagte er dumpf. »Joro!« Dann berührten seine Finger ganz zart das kalte Ge­ sicht.
     Unglaublich langsam öffneten sich die Augen. Sie starrten ihn ausdruckslos an, doch dann kehrte ein Funke Leben in sie zurück. Der Tibetaner öffnete die Lippen, brachte aber keinen einzigen Laut hervor. Sein Kopf fiel zurück, die Augen schlossen sich wieder.
     Für Chavasse war alles so unwirklich wie ein Alptraum. Er saß neben dem Tibetaner und starrte auf die Wand. Dann näherten sich Schritte. Die Tür wurde aufgestoßen.
     Sie kamen zu fünft. Zwei Soldaten zerrten

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