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Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut

Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut

Titel: Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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sich hin und murmelte: »Das hätten wir.« Er schlug die Decke beiseite und schlich an die Tür. Von draußen kam Gemurmel, dann lachte die Schwester auf. Er hörte sie sagen: »Sie werden sich zu Tode langweilen, wenn Sie die ganze Nacht hier herumsitzen.«
     Eine Männerstimme antwortete: »Bestimmt nicht, wenn ich etwas so Hübsches wie Sie in der Nähe habe, schöne Blume.«
     Sie lachte wieder. »Ich komme gegen halb elf wieder vorbei, um nach ihm zu sehen. Wenn Sie schön brav sind, dann besor­ ge ich Ihnen etwas Heißes zu trinken.«
     Ihre Schritte entfernten sich. Chavasse hörte das Knarren des Stuhls, auf den sich der Soldat offensichtlich niederließ. Seine einzige Chance war der Überraschungsmoment. Er wußte, daß er es jetzt oder nie versuchen mußte. Nur in dieser einen Nacht ließen sie die Zügel locker, weil sie glaubten, er sei so krank und schwach, daß jeder Gedanke an einen Fluchtversuch lächerlich wäre.
     Er zog den Bademantel und die Pantoffeln an und löschte die Lampe auf seinem Nachttisch. Dann blickte er wieder aus dem Fenster.
     Etwas rechts von ihm und gut zehn Meter tiefer baumelte neben dem Haupteingang eine Laterne an ihrem eisernen Haken. Der feine Nieselregen sah gegen das gelbe Licht wie ein silberner Schleier aus. Er öffnete das doppelt verglaste Fenster und lehnte sich weit hinaus.
     Links und rechts waren Fenster. Durch die Ritzen der Rollä­ den fielen dünne Lichtstreifen. Nach oben konnte er nicht entkommen. Die Dachkante war außer Reichweite.
     Der Wind trieb ihm den Regen ins Gesicht, als er nach unten blickte. Das Fenster gleich unterhalb von seinem war dunkel. Er dachte keinen Augenblick lang an die Gefahr, der er sich aussetzte. Rasch zog er sein Bett ab und knüpfte zwei Laken und die Decke aneinander. Unterhalb des Fenstersimses verlief die eiserne Abflußleitung vom Waschbecken in der Ecke. Sorgfältig band er das eine Ende seines improvisierten Kletter­ seils an das Leitungsrohr und warf das andere Ende hinunter.
     Mit den Füßen zuerst ließ er sich hinausgleiten, packte das Leinen und rutschte daran hinunter. Der Nachtwind schnitt ihm eiskalt durch den dünnen Stoff des Bademantels. Regenschauer machten ihn halb blind. Aber dann stieß sein Fuß gegen das Brett des unteren Fensters. Die erste Etappe war geschafft.
     Für einen Augenblick baumelte er zwischen Himmel und Erde. Mit der einen Hand umklammerte er zitternd sein Ret­ tungsseil, mit der anderen stieß er gegen das Fenster. Es war verschlossen, also drückte er einfach mit dem Ellbogen die Scheibe ein. Ein plötzlicher Windstoß pfiff um die Ecke und verschluckte fast das Geräusch klirrenden Glases. Er griff durch das Loch im Glas und öffnete den Riegel. Einen Augen­ blick später duckte er sich in eine dunkle Ecke.
     Anscheinend war er in einem Lagerraum gelandet, denn die Regale zu beiden Seiten waren mit Decken vollgestapelt. Unter der Tür fiel ein dünner Lichtstreifen herein. Er öffnete sie vorsichtig und trat auf den leeren Korridor hinaus.
     Leise schloß er die Tür hinter sich und ging den Korridor entlang. Alle seine Sinne waren aufs äußerste gespannt. Jeden Augenblick konnte eine unerwartete Gefahr auftauchen, doch dieses Risiko mußte er eingehen. Eine seltsame Gleichgültig­ keit ließ ihn ganz ruhig werden. Er spürte, daß er es schaffen würde.
     Vom Ende des Korridors her hörte er leise Stimmen. Als er um die Ecke spähte, sah er zwei Soldaten am oberen Treppen­ geländer lehnen. Sie waren mit Maschinenpistolen bewaffnet. Oberst Li ging allem Anschein nach auf Nummer Sicher.
     Lautlos schlich Chavasse den Weg zurück, den er eben ge­
    kommen war. Da näherten sich plötzlich vom anderen Ende des Korridors her Stimmen. Rasch öffnete er die schmale Tür, vor der er gerade stand, und huschte hindurch.
     Zu seinem Erstaunen fand er sich am oberen Ende einer stei­ nernen Wendeltreppe, die anscheinend innerhalb der dicken Außenmauer nach unten führte. Vorsichtig schlich er hinab und gelangte in einen langen, weißen Korridor.
     Rasch ging er weiter und probierte im Vorübergehen alle Türen. Hinter der letzten, nur angelehnten Tür hörte er Män­ nerstimmen. Er warf einen vorsichtigen Blick durch den Türspalt. Zwei Soldaten saßen an einem Tisch und lachten über irgendeinen Witz.
     Chavasse schlich weiter und gelangte in einen kurzen Flur, der nur zwei Türen hatte. Die erste Tür führte zu einem Wasch­ raum, aber die zweite versprach mehr Erfolg.

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