Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut
schob seine Hand beiseite, setzte sich auf und schaute sich um. »Ich verstehe das alles nicht«, murmelte sie. »Wo sind wir?«
»Irgendwo nördlich von Rudok, ungefähr fünfundvierzig Kilometer von der Grenze entfernt.« Chavasse lächelte wieder. »Es dauert nicht mehr lange, dann sind wir zu Hause und sitzen schön im Trockenen.«
Sie tastete nach ihrem Verband. »Was ist – in Changu – ei gentlich geschehen?«
»In meinem Haus kam es zu einer kleinen Auseinanderset zung. Dabei hat eine Kugel Ihre Stirn gestreift«, erklärte Hoffner in beruhigendem Ton. »Sie brauchen sich aber keine Sorgen zu machen. Ruhen Sie sich aus, Sie werden für den letzten Teil der Reise alle Kräfte brauchen.«
Sie lehnte sich in ihre Ecke zurück und zog die Kapuze enger um ihr Gesicht. Chavasse griff schon wieder nach dem Anlas ser, da packte Hoffner ihn bei der Schulter.
»Einen Augenblick – haben Sie nichts gehört?«
Chavasse lauschte. Da – irgendwo hinter ihnen war ganz deutlich das Brummen eines Automotors zu hören!
Katja lehnte sich gespannt vor. »Was habt ihr gehört?«
»Oberst Li scheint uns auf den Fersen zu sein«, antwortete Chavasse verbissen und gab Gas.
»Er muß sich sehr beeilt haben!« rief Hoffner ihm zu.
»Das ist doch klar!« gab Chavasse zurück. »Wenn er uns entwischen läßt, ist er erledigt. Vielleicht haftet er sogar mit seinem Kopf für uns.«
»Das würde ihm wahrscheinlich noch am wenigsten ausma chen«, meinte Hoffner.
Chavasse antwortete nicht. Er war völlig damit beschäftigt, in höchster Eile dem gewundenen Karawanenweg zu folgen, der in ein Tal hinunterführte. Der Boden war uneben und stellen weise gefroren.
Der Abgrund wurde tiefer, das Tal breiter. Der Weg fiel auf dem letzten Stück steil zum Boden der Schlucht ab. Tief unter sich entdeckte Chavasse eine Brücke, die über den Fluß führte. Hier hatte sich der Fluß seinen Weg direkt durch die Berge gebahnt.
Er hielt für einen Augenblick an und zog die Landkarte zu Rate. Dann legte er den ersten Gang ein und steuerte den Wagen vorsichtig hinab. Die Brücke war recht schmal und wackelig.
Chavasse hielt an und sprang auf den vereisten Boden hinab. Er betrat die Brücke und blieb auf der Mitte nachdenklich stehen. Acht Meter unter ihm floß das Wasser des Flusses träge über riesige Steinblöcke. Er lief zum Wagen zurück.
»Wird sie uns aushalten?« fragte Hoffner.
»Sie ist so stabil wie ein Felsen.« Chavasse bemühte sich, seiner Stimme einen zuversichtlichen Klang zu geben. »Sie würde mit Leichtigkeit einen Dreitonner tragen.«
Behutsam ließ er den Jeep auf die Brücke rollen. Auf jeder Seite war zum Geländer nur ein Abstand von knapp einem halben Meter. Als in der Mitte der Brücke die Planken bedroh lich knackten, brach ihm der kalte Schweiß aus, aber sie kamen heil hinüber.
Er hielt sofort wieder an, ergriff die Handgranaten und lief zur Brücke zurück. Er zog eine der Handgranaten ab und schleuderte sie mitten auf die Brücke. Als die Detonation erfolgte, drehte er sich halb um.
Steinbrocken und Holzteile wirbelten durch die Luft. Als sich die Rauchwolke etwas verzogen hatte, sah Chavasse, daß der ganze mittlere Teil der Brücke eingestürzt war. Er trat einen Schritt vor, um sein Werk genauer zu besehen. In diesem Augenblick tauchte drüben am anderen Ufer ein Jeep auf, dicht dahinter der leichte Lastwagen aus Changu. Sie fuhren vorsich tig das letzte Steilstück zur Brücke hinunter.
Der erste Wagen trug ein leichtes Maschinengewehr und sechs Mann Besatzung. Um den zweiten Wagen kümmerte er sich gar nicht, sondern lief eilig zum Jeep zurück. Einen Augenblick lang drehten die Räder auf dem vereisten Boden durch, dann kroch der Jeep immer schneller aus der Schlucht heraus. Chavasse fuhr so rücksichtslos, daß er am oberen Rand einen regelrechten Luftsprung vollführte. In diesem Augen blick ratterte hinter ihnen das Maschinengewehr los. Ringsum fuhren Steinsplitter in die Luft.
Der Jeep jagte um einen mächtigen Felsbrocken. Chavasse riß das Steuerrad herum, da stieß Katja einen schrillen Warnruf aus. Aber es war schon zu spät.
Unmittelbar hinter der Biegung war der Pfad von den Fluten weggespült worden. Ein tiefer Abgrund gähnte ihnen entgegen. Mit der Vorderachse blieb der Jeep an der Kante des Abbruchs hängen und rutschte langsam nach vorn. Verzweifelt zog Chavasse die Handbremse an. Für eine Sekunde sah es so aus, als
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