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Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut

Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut

Titel: Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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schwarzen Stiefeln. In der Armbeuge trug er eine Flinte.
     Chavasse blickte hilflos zu ihm auf. Da verzog sich das brau­ ne, gutmütige Gesicht zu einem breiten Grinsen.

    15

    Der Steppenwind peitschte die Schneevorhänge über den Boden, aber im Windschatten der hohen Felsbrocken war es sonderbar still. Chavasse lehnte mit dem Rücken an einem Stein und entblößte den Arm, damit ihm Hoffner die zweite Injektion geben konnte.
     Osman Sherif, der Khazakenhäuptling, kauerte grinsend neben ihnen. »Allahs Wege sind unerforschlich, mein Freund«, sagte er auf chinesisch. »Das Schicksal hat uns anscheinend bestimmt, den letzten Teil unserer großen Reise gemeinsam zurückzulegen.«
     Drüben bei den Pferden stand Katja neben seiner Frau und den beiden kleinen Kindern, die – in dicke Felljacken gehüllt – schon hintereinander auf einem Pferd saßen.
     Chavasse rollte den Ärmel herunter und stand auf. »Wenn wir uns nicht bald auf den Weg machen, dann erreichen wir nicht einmal die Grenze.«
     Osman Sherif blickte in das Schneetreiben und schüttelte den Kopf. »Das Wetter wird eher noch schlimmer als besser. Eigentlich wollte ich für diese Nacht hier kampieren. Der Platz ist gut.«
     »Aber nicht, wenn jeden Augenblick chinesische Soldaten auftauchen können.«
     »Wir können aber nicht vor Einbruch der Nacht über die Grenze«, sagte der Häuptling.
     »Das brauchen wir auch nicht. Wenn wir den Weg über den Bergrücken weitermarschieren, stoßen wir genau auf den Pangong-Tso-Paß. Drei Kilometer vor der Grenze befindet sich ein alter tibetischer Zollposten. Bis dorthin können es nur noch etwa zehn Kilometer sein. Wir könnten uns ausruhen und die Grenze später überschreiten.«
     »Und wenn dort Chinesen sind?«
     »Wir müssen es darauf ankommen lassen. Es werden nicht mehr als höchstens ein halbes Dutzend sein.« Er wandte sich an Hoffner. »Was meinen Sie, Doktor?«
     »Ich glaube, wir haben keine andere Wahl.«
     Osman Sherif zuckte die Achseln. »Alles steht bei Allah. Wir müßten vieles von unserem Besitz zurücklassen, damit jeder von euch ein Pferd bekommt.«
     »Macht euch darum keine Sorgen«, sagte Chavasse. »Sobald wir in Kaschmir sind, werde ich mich um euch kümmern und dafür sorgen, daß ihr in die Türkei zu euren Landsleuten transportiert werdet.«
     In den Augen des Khazaken leuchtete es warm auf. »Das hätten Sie gleich sagen sollen, mein Freund!« Er hängte sich die Flinte über die Schulter und begann, das erste Packpferd zu entladen.
     Chavasse trat zu Katja hinüber und lächelte sie an. »Wie geht es Ihnen jetzt?«
     Sie sah beunruhigend blaß aus und hatte dunkle Ringe unter den Augen. »Es wird schon gehen, Paul. Machen Sie sich um mich keine Sorgen. Werden wir es schaffen?«
     Er klopfte ihr ermutigend auf die Schulter. »Ganz sicher schaffen wir es, nur keine Angst!« Dann ging er zu dem Kha­ zaken hinüber, um ihm bei den Pferden zu helfen.

    Zehn Minuten später verließen sie den geschützten Rastplatz. Osman Sherif führte den Zug an, Chavasse bildete die Nach­ hut. Die Pferde sanken tief in den Schnee ein. Chavasse hielt den Kopf gegen den böigen Wind gesenkt und war mit seinen Gedanken allein.
     Die Furcht war verschwunden. Eine ruhige Gewißheit war an ihre Stelle getreten, das Gefühl, daß er es unter allen Umstän­ den überleben würde. Trotz des Mannes, der ihn da hinten in dem Schneetreiben verfolgte.
     Er dachte über Oberst Li und die endlosen Verhöre nach, über die eigentümliche Freundschaft, die Li mit ihm hatte schließen wollen. Er war beispielsweise schon sehr bald dazu übergegan­ gen, ihn beim Vornamen zu nennen, als wären sie die besten Freunde. Als ob irgend etwas sie hätte verbinden können!
     Eine Freundschaft war natürlich von Anfang an unmöglich. Lis Versuch war nichts weiter als einer seiner fehlgeschlagenen psychologischen Tricks. Und dennoch hatte es zeitweise den Anschein, als ob der Mann es ernst meinte. Das war es, was Chavasse am allerwenigsten begreifen konnte.
     Ein plötzlicher, stechender Schmerz im Gesicht ließ ihn zu­ sammenzucken und anhalten. Er stellte erstaunt fest, daß sein Pferd fast knietief in den Schnee eingesunken war. Als er den Handschuh auszog und nach der schmerzenden Stelle tastete, merkte er, daß sein Gesicht mit einer Schnee- und Eiskruste bedeckt war. An mehreren Stellen war die Haut gesprungen. Er hielt neben einem hohen Felsbrocken, der wie ein regungsloser Wächter im weißen

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