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Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut

Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut

Titel: Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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kam, trat in eine Telefonzelle und wählte eine Londoner Nummer. Eine Frau meldete sich mit kühler, unpersönlicher Stimme. »Worldwide Export.«
     »Hier Simon Vaughan.«
     »Nett, daß du anrufst«, sagte die Frauenstimme. »Wie sieht’s denn bei dir aus?«
     »Alles bestens. Unser Kunde ist unterwegs. Haben die Nach­ richten schon irgendwas gebracht?«
     »Kein Wort.«
     »Die Ruhe vor dem Sturm. Ihr findet die Ware in einem
    Schrankkoffer, der auf den Namen Henry Walker in Price’s Möbellager in Pimlico untergestellt ist. Die Quittung ist unter dem Rücken einer alten Heilsarmeebibel, die bei seinen Sachen in der Wohnung seiner Mutter in Kentish Town liegt. Eine nette junge Fürsorgerin dürfte nicht allzugroße Schwierigkeiten haben, an die Bibel ranzukommen.«
     »Ich werde mich gleich auf den Weg machen.«
     »Gut, aber beeil dich. Es ist schon kurz vor fünf. Das Möbel­
    lager schließt wahrscheinlich um sechs. Am besten, du rufst vorher an und sagst ihnen, daß du kommst.«
     »Überlaß das nur mir. Du hast deinen Teil getan. Er wird zufrieden sein.«
     »Jederzeit zu Diensten, Schatz. Das war’s.«
     Vaughan legte auf, zündete sich eine Zigarette an und starrte einen Moment versunken vor sich hin. Dann ging er lächelnd zum Wagen zurück.

    Als Hoffa erwachte, starrte er in das undurchdringliche Dunkel und wußte im ersten Augenblick nicht, wo er war. Dann fiel es ihm ein, und er stützte sich auf den Ellbogen und schaute auf das Leuchtzifferblatt seiner Uhr. Es war Viertel nach zehn, also waren sie seit etwas über fünf Stunden unterwegs und mußten bald da sein. Er legte sich wieder hin, verschränkte die Arme unter dem Kopf und dachte an das neue Leben, das vor ihm lag – ein herrliches neues Leben, an einem warmen, hellen Ort, wo ständig die Sonne schien und wo alle Frauen schön waren.
    Nach einiger Zeit bremste der Tanker, und er wurde aus sei­
    nen Träumen gerissen. Er hielt an, doch der Motor wurde nicht abgeschaltet. Die Klappe ging auf, und der Fahrer schaute herein, eine blasse Maske vor dem nächtlichen Himmel. »Wir sind da!«
     Die Nacht war klar und der mondlose Himmel mit Sternen übersät. Während der Fahrer die Klappe schloß, streckte Hoffa
    seine steifen Glieder. »Was jetzt?«
     »Auf der anderen Straßenseite zweigt ein Weg ab, der den Berg hinaufführt. Warten Sie dort, jemand holt Sie ab.«
     Bevor Hoffa antworten konnte, war der Fahrer eingestiegen. Luft zischte, als er die Bremse löste, und der Tanker ver­ schwand in der Nacht. Hoffa blickte einen Moment den roten Hecklichtern nach, dann schulterte er seinen Rucksack und überquerte die Straße.
     Ohne Schwierigkeiten fand er den Weg. Er blieb stehen, starrte ins Dunkel und fragte sich, wie es nun wohl weitergehen würde. Als er plötzlich eine Stimme hörte, zuckte er er­ schrocken zusammen.
     »Haben Sie ein bestimmtes Ziel?«
     Es war eine Frauenstimme mit starkem Yorkshire-Akzent. Mit zusammengekniffenen Augen starrte er ins Dunkel und sagte: »Babylon.«
     »Das ist zu weit für mich, aber ein Stück kann ich Sie mit­ nehmen.« Sie kam auf ihn zu, und er sah im Dunkel undeutlich ihr Gesicht. Ohne ein weiteres Wort wandte sie sich ab und winkte ihm. Hoffa folgte ihr; die Steine auf dem Weg knirsch­ ten unter seinen Schuhen. Obwohl er so lange geschlafen hatte, war er müde, und er hoffte nur, daß irgendwo Essen und ein Bett auf ihn warteten.
     Sie gingen etwa einen knappen Kilometer weit. Der Weg führte die ganze Zeit bergauf, dann machte er eine Biegung, und Hoffa sah unter sich in einer Mulde ein Bauernhaus neben einem Bach. Hinter einem Fenster brannte Licht.
     Ein Hund bellte, als sie ein verriegeltes Tor öffnete und über den mit Kopfsteinen gepflasterten Hof vorausging. Plötzlich ging die Haustür auf, und ein Mann stand in dem hellen Recht­ eck, in der Hand ein Gewehr.
     »Hast du ihn gefunden, Molly?«
     Zum erstenmal konnte Hoffa das Mädchen richtig sehen, und
    er bemerkte zu seiner Überraschung, daß sie höchstens neun­ zehn oder zwanzig war. Sie hatte ängstliche Augen und ein Gesicht, das aussah, als hätte es lange nicht gelächelt.
     »Brauchst du mich noch?« fragte sie mit seltsam tonloser Stimme.
     »Nein, Mädchen, du kannst zu Bett gehen. Aber schau vorher noch zu deiner Mutter rein, sie hat nach dir gefragt.«
     Das Mädchen zwängte sich an ihm vorbei, und er lehnte das Gewehr an die Wand und trat mit ausgestreckter Hand auf Hoffa zu. »Freut mich, Sie

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