Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut
zündete sich eine Zigarette an.
»Okay, Junge, wo ist das Geld?«
»Was für Geld? Ich habe keine Ahnung, was Sie meinen.«
»Schön, wie Sie wollen – wir werden Sie schon zum Reden bringen.«
Man hörte Schritte draußen auf der Treppe. Ein junger Poli zist stürzte herein. »Wir haben es gefunden, Inspektor«, sagte er, mühsam nach Atem ringend. »Es ist in einem alten Ford unten auf dem Hof.«
Der Inspektor wandte sich zu Chavasse um und seufzte. »Fünfundvierzigtausend Eier – und was haben Sie jetzt da von?«
»Das sag ich Ihnen noch«, sagte Chavasse. »Ich muß erst ein bißchen darüber nachdenken.«
»Dazu werden Sie garantiert genug Zeit haben – sechs bis sieben Jahre, schätze ich.« Er nickte den Polizisten zu. »Bringt ihn weg.«
Chavasse grinste unverschämt. »Auf Wiedersehen vor Ge richt, Inspektor.«
Er lachte laut, als sie ihn die Treppe hinunterführten.
3
Der Direktor des Zuchthauses Fridaythorpe legte seine Füllfe der hin und knipste die Schreibtischlampe an. Es war kurz nach acht, draußen wurde es rasch finster. Er stand auf, trat ans Fenster und blickte auf die in rotes Licht getauchten Berge auf der anderen Seite des Tals.
Es klopfte an der Tür, er drehte sich um. Atkinson, der Ober wärter, trat ein, in der Hand ein großes, dickes Kuvert.
»Entschuldigen Sie die Störung, Sir, aber der Neue ist da – Drummond. Sie sagten, Sie wollten ihn sehen.«
Der Direktor nickte und ging zu seinem Schreibtisch. »Ja, stimmt. Ist er draußen?«
»Jawohl, Sir.«
»Was für einen Eindruck macht er?«
Atkinson zuckte die Achseln. »Wenn Sie mich fragen – ein auf die schiefe Bahn geratener Gentleman.« Er öffnete das Kuvert, nahm einige Dokumente heraus und legte sie vor den Direktor. »Sie erinnern sich sicher an die Sache, Sir. Sie stand damals in allen Zeitungen. Raubüberfall – fünfundvierzigtau
send Pfund Beute.«
»Ich glaube, irgendwer hat ihn verpfiffen, nicht?«
»Richtig, Sir – jemand hat Scotland Yard einen Tip gegeben, eine anonyme Anruferin. Übrigens war das nicht seine erste Sache. Er war Captain bei den Königlichen Pionieren und wurde vor sieben oder acht Jahren wegen Unterschlagung aus der Armee ausgestoßen. Danach hat er sich in Südamerika rumgetrieben und irgendwelche krummen Dinger gedreht.«
Der Direktor nickte. »Offenbar ein ziemlich übler Bursche! Aber sicher nicht unintelligent. Wie war’s, wenn wir ihn mit Youngblood zusammenlegen würden?«
Atkinson konnte seine Überraschung nicht verbergen. »Darf ich fragen, warum Sir?«
Der Direktor lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Offen gesagt, ich mache mir Sorgen wegen Youngblood, seit er diesen Schlaganfall hatte. Früher oder später bekommt er bestimmt wieder einen – das ist so –, und dann muß er schnell stens ärztlich behandelt werden. Stellen Sie sich vor, er bekommt diesen Anfall mitten in der Nacht und stirbt!«
»Das dürfte kaum passieren, Sir. Er wird jede Stunde kontrol
liert.«
»In einer Stunde kann viel geschehen. Es wäre sicher nicht schlecht, wenn ständig jemand bei ihm wäre.« Er überlegte einen Moment. »Die beste Lösung wäre, jemand zu ihm in die Zelle zu legen, und dieser Drummond scheint genau der Rich tige dafür zu sein. Ich werde ihn mir mal ansehen.«
Der Oberwärter öffnete die Tür und trat zur Seite. »Kommen Sie rein«, fuhr er Chavasse an. »Treten Sie auf die Matte dort und nennen Sie Ihren Namen und Ihre Nummer.«
Chavasse trat rasch ins Zimmer und stellte sich auf die Gum mimatte, die einen Meter vor dem Schreibtisch des Direktors lag.
»Acht-drei-zwei-sieben-acht Drummond, Sir«, sagte Chavas
se und klappte die Hacken zusammen.
Das Licht der Schreibtischlampe fiel auf sein Gesicht. Es war in den letzten drei Monaten magerer geworden, und mit dem kurzgeschorenen Haar sah er aus wie ein alter Knastbruder. Verwirrt blickte der Direktor auf seine Akten nieder. Das hatte er nicht erwartet.
»Sechs Jahre«, murmelte er und sah Chavasse prüfend an. »Das heißt vier, wenn Sie sich ordentlich aufführen und wir Ihnen Strafnachlaß geben können.«
»Jawohl, Sir.«
Der Direktor lehnte sich zurück. »Deprimierend, daß es mit einem Mann wie Ihnen soweit kommen konnte. Aber vielleicht können wir noch einen anständigen Menschen aus Ihnen machen. Sie müssen uns natürlich dabei helfen. Wollen Sie’s versuchen?«
Chavasse war nahe daran, sich über den
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