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Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut

Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut

Titel: Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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aussehen würde, Nummernschilder für Autos, hatte Atkinson gesagt. Na ja, das war wesentlich besser als Postsäcke nähen. Wenn das Fressen einigermaßen genießbar war und es genug Zigaretten gab, würde es schon auszuhalten sein.
     Er runzelte plötzlich die Stirn. Dachte er schon wie ein richti­ ger Knastbruder? Er drehte sich mit dem Gesicht zur Wand und schlief ein.

    4

    »Resozialisierung!« rief ihm Youngblood über den Lärm hinweg zu. »Daß ich nicht lache! Da sitzen diese Klugscheißer in ihren gemütlichen, warmen Büros im Innenministerium und reden sich ein, es genügt, jemanden ein Handwerk lernen zu lassen, damit er ein ordentlicher Mensch wird und ein anstän­ diges Leben führt. Ein anständiges Leben! Von morgens bis abends Nummernschilder machen, für zwei Pfund die Woche!«
    Chavasse nahm eine neue Platte vom Stapel, schob sie sorg­
    fältig in die Prägedruckmaschine und drückte den Hebel herunter. Die hydraulische Presse zischte leise, er zog die Platte wieder hervor und betrachtete die in das Metall geprägte Nummer. Er nahm eine Feile und, während er die rauhen Ränder glättete, dachte er über Youngbloods Worte nach.
     Das Schreckliche war, daß er recht hatte. Das zumindest hatte er in den vier Wochen gelernt, die er jetzt in der Werkstatt arbeitete. Er blickte zu Charlie Harker hinüber, einem ehemali­ gen Buchhalter, der sieben Jahre wegen Unterschlagung absaß, und zu Rodgers, dem umgänglichen, freundlichen kleinen Lehrer, der zu Lebenslänglich verurteilt worden war, weil er seine Frau ermordet hatte, als er sie mit einem anderen Mann im Bett fand. Wie, um Himmels willen, wollte man solche Menschen resozialisieren, indem man ihnen eine der am schlechtesten bezahlten Arbeiten beibrachte, die es gab?
    Solche Gedanken waren gefährlich, doch nicht zu unterdrük­
    ken.
     Er gehörte nun einmal zu diesen Männern, ja, er genoß sogar eine gewisse Achtung in dieser Gesellschaft, in der das Verbre­ chen, das man begangen hatte, den sozialen Rang bestimmte. Als Paul Drummond, der sechs Jahre wegen eines bewaffneten Raubüberfalls absaß, hätte Chavasse leicht die oberste Sprosse der Leiter erklimmen können, wenn diese nicht bereits Harry Youngblood eingenommen hätte.
     Rodgers trat zu ihm und legte ihm einen neuen Stoß leerer Platten auf die Werkbank. »Nachschub, Drum«, sagte er und ging wieder weg.
     Er sah müde aus, und sein Gesicht war voller Schweiß, so daß ihm seine Brille immer wieder die Nase herunterrutschte. Mitleid stieg plötzlich in Chavasse auf. Rodgers eignete sich nicht für diese Arbeit – sahen diese Idioten das denn nicht? Doch auf individuelle Probleme konnte hier keine Rücksicht genommen werden – das Leben verlief nach einem Zeitplan, der unter allen Umständen eingehalten werden mußte.
     Zum Teufel mit diesen Gedanken. Schließlich war er nicht hier, um eine Untersuchung für den Verein für Strafvollzugsre­ form anzustellen. Er war hier, um Harry Youngblood zu beobachten – um sich in sein Vertrauen einzuschleichen und möglichst viel über ihn und seine Pläne herauszukriegen.
     Kaum zu glauben, doch sie waren gute Freunde geworden. Youngblood war, wie die meisten Kriminellen, eine sehr komplizierte Persönlichkeit. Einerseits konnte er freundlich und rücksichtsvoll und geradezu unvernünftig großzügig sein, vor allem, wenn er keinen persönlichen Nachteil davon hatte. Er konnte aber auch hart, brutal und skrupellos sein, wenn er schlecht gelaunt war, und letzten Endes war er nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht.
     Er grinste Chavasse an. »Kopf hoch, Drum. Es kommen wieder andere Zeiten.«
     Chavasse lächelte gezwungen zurück und unterdrückte nur mit Mühe ein Stirnrunzeln. Youngblood war zwar meistens guter Laune, doch in den letzten zwei Tagen zeigte er eine fast überströmende Freundlichkeit, und das mußte irgend etwas bedeuten.
     Ein Häftling namens Brady, der einen mit fertigen Schildern beladenen Karren heranschob, riß ihn aus seinen Gedanken.
     »Hast du was fertig?« fragte er.
     Chavasse deutete mürrisch auf den Stapel am Ende der Werkbank. Er mochte Brady nicht, der zehn Jahre wegen eines Einbruchs absaß, bei dem er obendrein eine fünfundsechzigjäh­ rige Frau vergewaltigt hatte. Er hatte eine widerliche Gaunervisage und die heisere Stimme eines Trinkers.
     »Hast du nicht ‘nen Glimmstengel, Harry?« fragte er Young­ blood, während er die Schilder auf den Karren lud.
     »Erst wenn du deine Schulden

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