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Gehoere ich halt nicht dazu

Gehoere ich halt nicht dazu

Titel: Gehoere ich halt nicht dazu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Angerer , Miriam Koch
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meint das Kind und wippt nervös auf seinen F ü ßen.
    „Soll ich mich morgen umbringen oder weiterleben?“
    „Du bist pervers, von dir will ich kein Geld“, sagt das Mädchen und geht weiter.
    „Schau, da hast du zehn Euro“, sage ich, weil mir das laute Wort „pervers“ aus so einem jungen Mund peinlich ist.
    Sie nimmt das Geld und geht weg.
    Im Starbucks will ich nicht mehr bleiben. Heim will ich auch nicht, weil ich fürchte, dass Jolanda und Frederick mich kommen hören. Zum Spazierengehen ist das We t ter zu schlecht. Auf das Haus des Meeres mit den Schlangen habe ich auch keine Lust. Zum Autofahren bei diesem Regen fehlt mir die passende Musik. Die ist in der Wohnung.
    Warum , verdammt noch mal , hat mich meine Mutter nicht umgebracht?
    Warum antwortet pitpuff69 nicht? Als ich mein Handy kaum in Betrieb hatte, musste ich nie auf SMS warten.
    Ich gehe auf die Straße. Es ist Sonntag, die Geschäfte sind geschlossen. Der Regen tropft auf mich, nass, kalt, ich flüchte in die U-Bahn-Station. Doch das ist auch kein Ort, an dem ich bleiben will. Es ist kalt und zieht. Ich nehme jene U-Bahn, die am schnellsten kommt und fa h re Richtung Westbahnhof. Ich überlege , mit einem Zug ein wenig durch Österreich zu fa h ren. Aber Österreich ist fad. Ich bin fad. Mir ist fad.
    Wie von einer unsichtbaren Hand geleitet, ströme ich mit der Masse mit in Richtung U5. Ich steige in die erste U-Bahn ein, die kommt. Es riecht nach Regen und Dönar-Kebap-Zwiebeln. Türkische Jugendliche streiten. Ich h a be ein wenig Angst um mein Leben und wünsche mir, einer möge sein Messer zücken und mich abstechen. Nichts passiert. Das Leben ist nicht so gefährlich wie es manchmal in den Zeitungen beschrieben wird. Leider.
    Mir fällt eine Geschichte ein. Von einem, der hört, dass es einen Menschen gibt, der ein ziemlich ähnliches L e ben wie er selbst führt, bloß dass der andere schon ein gutes Jahr weiter ist. Der eine hat gerade eine Zahnärz tin kennen gelernt, der zweite ist schon mit einer Zah n ärztin zusammengezogen. Der eine hat gerade seinen Job verloren, der andere hat soeben ein eigenes G e schäft eröffnet, um nicht arbeitslos zu sein. Dann bege g nen sich die beiden. Was passiert? Mir fällt kein guter Gedanke ein. Das erschreckt mich, und ich steige aus dem Zug und bin beim Krankenhaus. Es ist kalt, ich gehe hi n ein, auch wenn ich dort nicht hin wollte. Ich lungere bei den Geschäften im Erdgeschoß herum. „Junger Mann, wenn sie die Zeitung lesen wollen, dann müssen sie sie kaufen“, sagt die Zeitschriftenverkäuferin in einem Deutsch mit viel Akzent. Ich könnte pitpuff 69 Bl u men bringen. Oder Konfekt. Macht man das heute noch? Warum kommt keine SMS?
    Dann denke ich mir: Wenn ich morgen eh schon sterbe, dann kann ich meine Mutter auch noch einmal besuchen. Ihr s a gen, dass ich als erster von uns beiden die Erde verlasse. Dass sie wegen mir nicht mehr aufwachen muss.
    Ich gehe in die Station, in der sich ihr Zimmer befindet. Beim Herz klopft als wäre ich verliebt. Ich habe einen Knoten in meinem Hals. Will andauernd schlucken. Kann nicht. Ich fühle mich wie ein kleines Kind. Mama, streichle mich, Mama, mach das Licht ein bisschen an und e r zähl mir was. Ich kann nicht schlafen. Mama , wo bist du? Ich habe Angst. Hilf mir bitte. Ich bin eh brav.
    Die Lifttüre geht auf. Ich husche hinaus. Der Boden riecht frisch geputzt. Er ist grau und funktional. Ich fun k tioniere nicht. Ich bin grau. Mein Herz klopft wie blöd.
    Ich habe das Gefühl, in Ohnmacht zu fallen, als ich ihren Namen an der Zimmertür lese. Meinen Namen. Den Namen meiner Oma. Unseren Namen. Auf einmal ist so viel Kraft und Sinn da. Unser N a me. Wir. Uns. Ich will umdrehen. Aber ich bin wie gelähmt. Ich wäre gerne eine Katze, die in die Zimmer schleicht und wieder durchs Fenster hinaus klettert, ohne, dass das jemanden stört. Mir kommt es so vor als ob der Bundeskanzler aus einem anderen Zimmer kommt. Ich mag nicht, dass ein fremder Mensch „Servus“ zu mir sagt. Es gibt nur eine Fluchtmöglic h keit, bilde ich mir ein.
    Und so stehe ich nach mehr als einem Jahr wieder im Kra n kenzimmer meiner Mutter. Fast nichts hat sich hier verä n dert. Ich blicke in ihr Gesicht. Es wirkt fremd. Ihre Haare sind grau. Und lang. Sie sieht uralt aus. Selbst meine Oma war nie so alt. Sie wirkt wie ein verrunzeltes Schneewittchen im gläse r nen Sarg. Ich wage es kaum zu atmen, dabei würde sie auch mein Schreien nicht hören.
    „Mama, hallo, wie

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