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Gehoere ich halt nicht dazu

Gehoere ich halt nicht dazu

Titel: Gehoere ich halt nicht dazu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Angerer , Miriam Koch
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gerne alles über meinen Vater erfahren, ihn wieder s e hen, falls er es wirklich sein sollte. Vielleicht ist doch der berühmte deutsche Schauspieler mein richtiger Vater. Ich weiß es nicht , und warme Schauer prasseln auf mich nieder. Ich ziehe mir saub e re Wäsche an und fühle mich ein wenig wohler. Ich wag es nicht, in das Schlafzimmer meiner Mutter zu gehen, um alte Briefe oder Tagebücher zu finden. Kurz schalte ich den Co m puter ein. Pitpuff69 ist online.
    „Wie geht’s ? “, fragt er.
    „Habe leider wenig Zeit“, schreib ich.
    „Hast du gestern einen Sohn gezeugt?“
    „Nein, aber festgestellt, dass Komasaufen doch nicht nur ein Problem von Kindern ist.“
    Dann schreibt p itpuff69 etwas Unerwartetes: „Diesen Satz habe ich heute schon einmal gehört.“
    Ich erschrecke. „Du bist der Blade vom Krankenhaus, der mit mir im gleichen Zimmer war“, schreibe ich.
    „Nein“, antwortet p itpuff 69 kurz und präzise.
    Ich versuche mich an ein Gesicht zu erinnern. Aber ich schaffe es nicht. Ich erinnere mich bloß, dass mir die Pflegerin symp a thisch schien.
    „Ich habe mich mittlerweile geduscht“, schreibe ich. „Und jetzt muss ich zu meinen Nachbarn, die haben für mich g e kocht.“
    „Na dann Mahlzeit. Das klingt ja zur Abwechslung einmal nach Sozialleben“, schreibt p itpuff 69 . „Meine Nummer hab ich dir eh schon einmal geschickt. Melde dich. Ich würde ge r ne mit dir reden.“
    Ich geh zu Frederick und Jolanda. Florian öffnet die Tür. Die Stimmung wirkt friedlich. Die Wohnung ist gut g e heizt und gemütlich. Das Kind blättert ein Automagazin durch. Mein Nachbar und Jolanda scheinen zu harmonieren. In der Küche riecht es nach Zwiebel und Paprik a pulver.
    Wir stehen ein wenig verloren in der Küche herum. Fr e derick schneidet Fleisch, Jolanda rührt die Zwiebeln um.
    „Soll ich aufdecken ? “, frage ich.
    „Ja bitte“, sagt Frederick und gibt mir Teller. „Es wird halt noch eine gute Stunde dauern, bis das E s sen fertig ist. Haltet ihr das aus?“
    „Ja sicher“, sage ich und bin froh darüber, dass es noch so lange dauert. Ich hätte nur gern ein Bier. Aber danach trau ich mich nicht zu fragen.
    „Kann ich in der Zwischenzeit ein Wurstbrot haben ? “, fragt Jolanda.
    „Ich mag auch ein Wurstbrot“, sagt Florian. „Aber mit Extr a wurst.“
    Die beiden essen Brote, ich decke weiter den Tisch. Ich spüre die vielen Fragen, die im Raum stehen. Ich weiß nicht, wie ich mich verhalten soll. Am liebsten würde ich weglaufen. Am zweitliebsten Florian die Zeitschrift wegnehmen und mir A u tos anschauen. Ich fühle mich wie ein kleines Kind, das weiß, dass es gleich gemaßregelt wird.
    Dann bin ich mutig. Und das ist ein fremdes, eigenartiges Gefühl. „Ich glaube, ihr habt Fragen“, sage ich. „Stellt sie.“
    „Was war gestern los ? “, fragt Jolanda.
    „Wir waren am Vormittag bei einem Begräbnis. Das war i r gendwie komisch. Am Nachmittag hatte ich schon eine Flasche Wein getrunken. Du hast gesagt, du bist vie l leicht im Alt Wien, drum habe ich dorthin geschaut. Und dort habe ich einen Mann kennen gelernt, der , glaube ich, mein Vater ist.“
    „Der mit dem grünen Pullover?“, fragt Jolanda.
    „Ja der“, sage ich.
    „Der ist oft im Alt Wien. Einer Freundin von mir hat er einmal seine Nummer gegeben“, sagt Jolanda. „Der bratet jede an.“ Ich höre aus ihrem Ton, dass sie meinen Vielleicht-Vater w i derlich findet.
    „Nächste Frage,“ sage ich und komme mir vor wie bei einer Pressekonferenz.
    „Hast du deinen Vater wirklich nie kennen gelernt ? “, fragt Fr e derick.
    „Nein“, sage ich. „Meine Mutter hat immer gesagt, er lebt in Deutschland.“
    Ich zucke mit den Schultern. „Ich hab ihm Briefe g e schrieben, aber nie Antwort bekommen.“
    „Was ist mit dir los ? “, fragt Jolanda.
    „Das weiß ich nicht“, sage ich. „Ich bin halt so.“
    Dann nehme ich mein Handy und schreibe pitpuff 69 eine SMS. „Was ist mit mir los?“, frage ich.
    Das Fleisch ist mittlerweile angebraten und riecht sehr gut. Frederick gießt Suppe dazu, Jolanda schneidet Ka r toffel n .
    Mein Handy piepst. „Leute, die viel arbeiten, haben ein Burn out. Und bei dir fehlt das Burn total. Du brennst für nichts. Darum bist du leer“, antwortet pitpuff69.
    Ich lese die SMS laut vor.
    „Ist die Nachricht von deinem Therapeuten?“, fragt Fr e derick.
    „Nein, aber von der Frau, die vielleicht schon bald meine G e liebte wird“, sage ich und fürchte, dass Jolanda

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