Gehorche mir!
Beziehungen? Ich liebe meine Freiheit. Ich will denken und fühlen können, was ich will. Auch wenn es bedeutet, dass in meinem Kopf und meinem Herzen Chaos herrschen, so wie jetzt
.
Sie betrachtete Devin und verspürte den starken Drang, ihn zu streicheln. Wenn sie doch nur wüsste, ob sie ihm etwas bedeutete, das über eine heiße Affäre hinausging. Sie hatte noch nie einen Mann gefragt: „Liebst du mich?“ Wenn er ja sagte, würde all das chaotische Flirren in ihrem Herzen sich zu einem echten Gefühl verdichten. Dann waren die wilden Zeiten vorbei. Genaugenommen blieben ihr dann als kleine Ausreißer nur noch die Träume von Franklin.
Wieso musste Franklin ausgerechnet hier sein und ihre Gefühlswelt aus den Fugen bringen?
Versuch mal logisch zu denken. Wenn er an der Rezeption gestanden hat, und das am frühen Morgen, dann war er vielleicht gerade beim Auschecken
.
Wieso erfüllte dieser Gedanke sie fast mit Panik? Wenn er weg war, dann war das Problem doch erledigt.
Aber es wäre auch wahnsinnig tragisch. So nah, so unheimlich nah war sie ihm noch nie gewesen. Und sie wusste jetzt auch, dass sie ihn richtig eingeschätzt hatte. Wenn er in Glowcastle Urlaub machte, dann musste er ein SM-Anhänger sein. Allerdings war er sicherlich nicht allein hier, sondern in weiblicher Begleitung.
Werde ich eifersüchtig sein, wenn ich ihn mit einer anderen Frau sehe? Ja, natürlich werde ich das
.
Vor ihrem inneren Auge sah sie sich und Devin im Speisesaal sitzen – zumindest nahm sie an, dass es hier so etwas wie einen Speisesaal gab. Dann trat Franklin ein, an seiner Seite eine hochgewachsene Schönheit, nackt bis auf eine schwarze Lackkorsage. Erhobenen Hauptes schritt sie neben ihm her, stolz darauf, seine Sklavin zu sein.
Oh, und wenn es genau umgekehrt ist? Wenn Franklin der Sklave einer Frau ist? Dann würden all meine Fantasiegebäude zu Staub zerfallen
.
Das ganze Hin und Her in ihrem Kopf brachte Leanne nur eine Erkenntnis: Dass Grübeln reine Zeitverschwendung war. Das war Celias Spezialität.
Genug! Leanne verließ das Schlafzimmer und schloss leise die Tür hinter sich. Sie trat an eins der drei großen Fenster im Wohnzimmer und sah hinaus. Die Landschaft drängte sich ihr förmlich ins Blickfeld. Enorm viel Landschaft. Dazu einige Nebengebäude, ein Gewächshaus, Blumenbeete, ein See, Steinfiguren. Ein paar Schafe. Ein Gärtner, der sich an Buchsbäumen zu schaffen machte.
Nach fünf Minuten hatte Leanne sich mehr als satt gesehen. Am liebsten wäre sie durchs Schloss gestreift und hätte erkundet, was es alles gab und was für Menschen sich hier aufhielten. Aber Devin hatte darauf bestanden, dass sie in den ersten vierundzwanzig Stunden die Suite nur mit verbundenen Augen verlassen durfte – und somit nur in seinem Beisein.
Strenge war ja schön und gut, wenn es um Sex ging, aber hier ging es darum, sich nicht zu Tode zu langweilen. Da fand Leanne Regeln und Verbote plötzlich überhaupt nicht mehr spannend.
Sie öffnete die Tür zum Flur, erst mal nur einen Spalt, dann ein Stück weiter. Der Flur war nicht so luxuriös wie die Suite. Er hatte etwas Altertümliches an sich, mit nackten Wänden und einem Steinboden, der in der Mitte von einem roten Läufer bedeckt war. Rechts und links von den schweren, dunklen Holztüren brannten elektrische Fackeln. Echte Fackeln waren wahrscheinlich aus feuerschutzrechtlichen Gründen verboten.
Sie sah den Gang entlang. Links bog er zwei Türen weiter ab. Rechts führte er ins Treppenhaus und zu den Aufzügen. Viel zu sehen gab es hier nicht. Als eine Tür schräg gegenüber geöffnet wurde, zuckte Leanne ein Stück zurück.
Ein Pärchen betrat den Gang. Der Mann trug einen schwarzen Anzug mit Krawatte, die Frau lediglich ein Lächeln, sowie breite Lederarmbänder, die mit einer etwa dreißig Zentimeter langen Kette verbunden waren.
Leanne dachte an die zarten Dessous, die Celia ihr geschenkt hatte, und die sie alle mitgenommen hatte. Würde Devin sie nur in diesem Hauch von Nichts durch das Haus führen? Sie wurde feucht, als sie dem Paar hinterhersah, das zu den Aufzügen ging. Die Frau hatte einen wunderschön geformten Po, auf dem sich zahllose Striemen abzeichneten.
Ob ich den Mut hätte, mich so vor anderen Menschen zu zeigen?
Es reizte sie sehr, es auszuprobieren. Eine gewisse exhibitionistische Ader hatte sie ja, und hier war das ideale Umfeld für einen gefahrlosen Test, denn hier wurde Nacktheit regelrecht zelebriert. Hier musste sie keine
Weitere Kostenlose Bücher