Gehorche mir!
gehört hatte, sich allmählich in ihren Gedanken entfaltete. Sie hatte Alan gegenüber lediglich Devins Vornamen erwähnt. Dass er ihn als Mr. Flinkman bezeichnete, ließ darauf schließen, dass er tatsächlich mit ihm gesprochen hatte. Somit stand fest, dass Glowcastle in der Tat eine Art Wellness-Herrenclub war, der nur deswegen im Internet nicht zu finden war, weil dort, wie Alan vorhin angedeutet hatte, reiche und berühmte Menschen abseits vom Presserummel ausspannen wollten. Devin und Leanne machten einen Liebes- und Erholungsurlaub, sonst nichts. Und da würde sie reinplatzen und sich blamieren! Ihre Blamage war sogar schon angekündigt, da Devin ihr großzügig ein Schlafzimmer in seiner Suite angeboten hatte. Devin, dem sie alles Mögliche und Unmögliche unterstellt hatte!
Sieh es positiv. Alles ist super, es war nur falscher Alarm. Leanne droht keinerlei Gefahr
.
Aber die Tatsache, dass sie sich als neurotische Glucke geoutet hatte, ließ sich nicht leugnen. Am liebsten wäre Celia sofort wieder ausgestiegen und zurückgeflogen, denn sie war sicher, dass ihre Ankunft in Glowcastle eine hässliche Auseinandersetzung mit Leanne zur Folge haben würde.
Doch es gab jetzt einen anderen Grund, warum sie dorthin wollte, und der saß neben ihr und steuerte mit ruhiger Hand den Wagen mit dem fast lautlosen Hybridmotor aus dem Parkhaus.
„Könnten Sie mir bitte die Handschuhe reichen?“ Er deutete aufs Handschuhfach.
Celia blinzelte zweimal, um wieder ganz bei der Sache zu sein. „Sicher.“ Sie fand keinen Griff. „Wie geht das denn auf?“
„Einfach kurz antippen.“
Sie tat es, holte zwischen einem Brillenetui und einem Block die Handschuhe heraus und befühlte sie. Es waren braune, handgenähte, ungefütterte Autofahrerhandschuhe. „Peccaryleder“, sagte sie. „Hervorragend verarbeitet. Bitte sehr“, reichte sie sie ihm.
„Da spricht die Fachfrau.“ Er lächelte sie aus dem Halbprofil an, und Celias Herz tat unangemeldet einen Sprung.
Sie erinnerte sich kaum, wann ein Mann sie das letzte Mal so aus der Fassung gebracht hatte. In den vergangenen Jahren hatte es nur ein paar unbeeindruckende Begegnungen gegeben, die oft nicht einmal das Kuss-Stadium erreicht hatten, von Lust und Leidenschaft ganz zu schweigen. Sie war geneigt gewesen zu glauben, dass Liebe völlig überbewertet wurde. All das Gerede von Herzrasen, Kribbeln im Bauch, rosaroter Brille und sehnsuchtsvollen Seufzern hatte sie ins Reich der Fantasie verbannt.
Und nun saß sie stocksteif da, den Blick starr auf Alans Hände gerichtet, während er die Handschuhe überstreifte, und fand, dass sie noch nie etwas Sinnlicheres gesehen hatte. Ihre Kehle war trocken, ihr Atem flach, ihre Haut eine Spielwiese für elektrische Ameisen.
„Was ist mit Ihnen los?“, fragte er, nachdem er sich in die dicht befahrene A82 eingefädelt hatte.
Sie fühlte sich ertappt und errötete. „Ich, uh, ich bin nur so still, weil ich ... mir geht einiges durch den Kopf.“
„Das meinte ich nicht.“ Er drehte kurz den Kopf zu ihr. „Ich meinte, dass Sie ... dass du erregt zu sein scheinst.“
Die Röte wanderte vom Gesicht ihren ganzen Körper hinunter, so fühlte es sich an. Sie lachte gekünstelt. „Ich dachte, nur Männern sieht man sexuelle Erregung an.“
„Gesehen habe ich nichts“, meinte er. „Aber gehört. Die Art wie du atmest, dabei hin und wieder seufzst.“
Dessen war sie sich gar nicht bewusst gewesen. Wie konnte sie das überspielen? Und wollte sie das überhaupt? Leanne hätte sicher sofort reagiert, ihn wissen lassen, wie er auf sie wirkte.
„Ist es die Vorfreude auf deine Freundin?“
Celia sank vor Enttäuschung förmlich in sich zusammen. Er hatte ihre Erregung völlig falsch gedeutet.
Der dichte Verkehr war zum Erliegen gekommen. Alan sah sie wieder an. Seine Hände lagen entspannt auf dem Lenkrad. Celia wusste nicht, was sie mehr reizte: Sein Blick, in dem sie versinken wollte, oder der Anblick des straff anliegenden Leders an seinen schlanken Fingern.
Sie streckte eine Hand aus, noch unsicher, was sie damit vorhatte, dann berührte sie seine Krawatte, tat so, als überprüfe sie, ob die Orangensaftflecken rausgegangen waren, zog ihn dabei näher zu sich heran.
Ein leichtes ironisches Lächeln spielte um seine Mundwinkel. Das verunsicherte sie so sehr, dass sie in einer Kurzschlusshandlung die Krawatte fest packte, ihn kraftvoll zu sich herzog und ihn auf den Mund küsste. Ein klassischer Fall von Flucht nach vorn.
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